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Museum Zeitreise Mensch Kurtatsch
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SALTO WEEKEND

Der Kult ums Essen

Von altem Aberglauben, kuriosen Riten und neuen Trends am Teller erzählt die Sonderausstellung im Museum Zeitreise Mensch in Kurtatsch. Wohl bekomm’s!
Von
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Elisabeth Stampfer14.09.2019
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Das Museum Zeitreise Mensch in Kurtatsch im Unterland zeigt in seiner aktuellen Sonderschau „Essenskult“ Fundstücke aus verschiedenen Jahrhunderten und gibt kultischen Riten, kuriosen Objekten und Geschichten rund um das Essen Raum.

„Die Ausstellung beginnt mit archaologischen Funden aus Kurtatsch, wo sich einer der ältesten Fundplätze des Menschen im heutigen Südtirol befindet,“ erzählt Museumsleiter Wolfgang Schweiggl, „Die restlichen Exponate der Ausstellung stammen aus dem Sammlungsdepot vom Museum.“ Frühe Pfeilspitzen und Dolche aus Feuerstein etwa geben Hinweise auf die Jäger und Sammlergruppen, die in der Mittelsteinzeit auf der Suche nach geeignetem Wild zum Jagen durch das Land streiften. „Jagdglück war damals überlebenswichtig. Um Jagdglück zu erbeten, wurden sogar Zeichnungen und Jagdszene in den Fels geritzt,“ so Schweiggl. NIcht bei uns, aber in den Höhlen der Val Camonica, unweit von Brescia, hat man solche Zeichnungen gefunden.

Eine wahre Essens-Revolution brachte in der Jungsteinzeit der Anbau des Getreides mit sich. Der Mensch machte sich damit aber auch anhängiger von der Natur. Gleichzeitig ist die historische Entwicklung des Anbaus und der Nutzung von Getreide zur Ernährung eng mit der Kulturgeschichte der Menschheit verbunden. Zahlreiche ausgestellte Schalensteine – von Menschenhand geschaffene Vertiefungen in Fels- und Gesteinsoberflächen – aus Südtirol lassen einen Schalensteinkult vermuten, bei dem man um gute Ernte bat oder Opfer darbrachte. Später waren es die Römer, die ihren Göttern Tiere, Milch, Öl oder Wein als Opfergaben darbrachten, um von ihnen eine gute Ernte zu erbeten. Gegessen wurde schließlich mit dem Löffel, wie ein Fundstück aus Kurtatsch vedeutlicht.

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Löffel aus der Römerzeit. Da die Römer keine Gabeln kannten waren die Löffel fixer Bestandteil bei „Tisch“.  Sie wurden zum Essen von Eiern, Süßigkeiten, Austern und Muscheln verwendet. Das spitze Ende konnte auch zum Aufspießen genutzt werden.  (Foto: Museum Zeitreise Mensch Kurtatsch)

 

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In hölzernen Mörsern, den Mohnstampfen, wurden die ölhaltigen Mohnsamen des Schlafmohns (Papaver somniferum) zerstampft. Da die Pflanze und ihre Frucht Alkaloide enthält, war der Schlafmohn nicht nur ein beliebtes Nahrungsmittel, sondern fand auch als Schmerz- oder Schlafmittel Einsatz. (Foto: Museum Zeitreise Mensch Kurtatsch)

 

Für Museumsleiter Schweiggl bringt der Pfannenknecht das Thema “Essenskult” am besten auf den Punkt: „Eigentlich ist ein Pfannenknecht ein banales Objekt -– er dient zum Abstellen von heißen Pfannen auf dem Tisch. Der ausgestellte Pfannenknecht weist aber eine Besonderheit auf: Die Eisenstäbe in der Mitte sind verknotet. Der Knoten soll verhindern, dass böse Geister in die Pfanne huschen können.“

 

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Pfannenknecht (Foto: Museum Zeitreise Mensch Kurtatsch)

 

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Der Picknickrauchertisch gibt Zeugnis einer Zeit, in der das Rauchen in noblen Kreisen als besonders schick galt. Das Rauchen nach dem Essen gehörte teilweise fast zum guten Ton. Der faltbare Tisch war ideal zum Picknicken. Auf der Tischfläche findet sich ein Behälter für Zigaretten, ein Behälter für Zündhölzer, ein Anritzblech für Zündhölzer, ein Aschenbecher und ein Schneidegerät für Zigaretten. So konnte der Raucher kultiviert beim Picknichk seinem Kult frönen. (Foto: Museum Zeitreise Mensch Kurtatsch)

 

Die Ausstellung spannt einen weiten Bogen von der Mittelsteinzeit bis in die heutige Zeit, wo das Essen bereits zur neuen Religion deklariert wird. „Stetig werden neue Trends entwickelt, weil einerseits das Gesundheitsbewusstsein immer mehr im Vordergrund steht, aber teilweise auch nur, damit die Essensindustrie Kapital schlagen kann“, so Schweiggl.

Salto in Zusammenarbeit mit: Museumsverband Südtirol

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Kommentare

Bild des Benutzers 19 amet
19 amet 14.09.2019, 22:44

Ein Kompliment der Familie Schweiggl, die mit viel Geld und Einsatz, tausende Gegenstände unserer Vergangenheit gesammelt hat, und sie in Kurtatsch in ihrem Ansitz ausstellt. Von den Pfeilspitzen und dem Schmelzofen aus der Bronzezeit bis herauf zur 1. Telefonanlage des Meraner Krankenhauses sind 6000 Exponate zu sehen. Jedes Mal wenn ich es besuche sehe ich wieder etwas Besonderes. Als Gastrosoph und Gastrohistoriker finde ich die Sonderausstellung über die Geschichte unserer Gastronomie besonders wichtig, da mangels entsprechender Literatur, sehr wenig über die Küche unsererVorfahren bekannt ist. Etwas Licht in diese dunkle Epoche bringen ist lobenswert.

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