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salto.music: Dein neuer Zolf & Saturn-Song „Wir bleiben“ ist ein sehr schönes, homogenes Indietronica-Stück. Wie lang hast du daran gearbeitet? Was war dabei die größte Herausforderung?
Manuel Oberkalmsteiner: Der Track war ein Fragment aus der Zeit 2015, als die beiden ersten Minialben „Mare“ und „Monti“ entstanden sind. Damals war diese Skizze einfach noch nicht reif genug. Viele meiner Tracks sind wie Gemälde. Sie benötigen viel Zeit, sich zu entwickeln. Ich nehme sie immer wieder in die Hand, arbeite daran, mache ein paar Pinselstriche und lass sie wieder etwas ruhen.
„Wir bleiben“ hat mich letztlich nie ganz losgelassen. Für das neue Album fand ich das Stück passend und habe es neu bearbeitet und angepasst. Ich finde, dieser Song ist eine Art Hommage an jene Zeit, mit schönen Erinnerungen.
Die Kunst ist es eigentlich immer, sich zu überwinden, die Arbeit an einem Gemälde abzuschließen. Ab einem gewissen Zeitpunkt muss man einfach sagen, es reicht, es gibt nichts Relevantes mehr, das man hinzufügen oder streichen könnte. Das Loslassen ist für mich das Schwierigste, weil man je nach Gemütszustand eigentlich immer etwas ändern möchte. Man muss damit leben, dass fertig produzierte Songs immer nur eine Momentaufnahme sind. Aber es beruhigt zu wissen, dass sich Songs, wenn man sie live spielt, auch immer wieder weiterentwickeln und neue Aspekte entfalten, die man vorher gar nicht wahrgenommen hat.
Das ist extrem schwer für mich, aber immerhin auch eine gute Übung loszulassen.
salto.music: Der Videoclip zur Single „Wir bleiben“ stammt von Magdalena Penn. Wer steckt hinter diesem Namen und wie kam es zur Zusammenarbeit? Wurde bei der Umsetzung ein bestimmtes Konzept verfolgt?
Manuel Oberkalmsteiner: Magdalena Penn ist eine Künstlerin aus Südtirol. Sie malt und experimentiert selbst mit Musik unter dem Künstlernamen Donna Pate. Sie hat bisher für jedes meiner Alben ein Video gemacht und sucht sich selbst ihren bevorzugten Song aus. Magdalena hat dann freie Hand, wie sie das Video umsetzt, sie schickt mir dann einen Rohschnitt, ich gebe eventuell noch meinen Senf dazu, aber das war’s dann auch.
Das Schwierige für mich ist, dass Magdalena natürlich nicht immer die Songs auswählt, die ich wählen würde. Denn letztlich entscheidet sie, ohne es vermutlich zu wissen, welcher Track als „Single“ veröffentlicht wird und damit das Album auch repräsentieren muss. Das ist extrem schwer für mich, aber immerhin auch eine gute Übung loszulassen.
Das Album trägt den Titel „Forellentanz“.
salto.music: Deine neue Single ist gleichzeitig ein Vorbote zum neuen Album, das im Anschluss an die Sommermonate zu erwarten ist. Was kannst du uns bereits jetzt darüber sagen?
Manuel Oberkalmsteiner: Ja, im Oktober 2023 wird es eine neue Platte geben, und dieses Mal in einem wirklich tollen analogen Format. Darauf freue ich mich besonders. Das Album trägt den Titel „Forellentanz“. Die acht Tracks sind größtenteils instrumental und sie sind elektronischer als auf den Alben davor. Ich wollte dieses homogener produzieren, damit das Album als Ganzes besser funktioniert. Es ist weniger verkopft als das 2019 erschienene „Peak“, dafür geradliniger und vielleicht auch etwas tanzbarer. Aber dazu hoffentlich mehr auf salto.music, wenn es so weit ist.
... die Suche nach diesen intensiven Gefühlen, die mich immer wieder die Kraft gibt, Musik zu machen.
salto.music: Ich mache Musik, weil …
Manuel Oberkalmsteiner: … es, trotz vieler kräftezehrender Momente, unglaublich befriedigend ist, kleinste Soundfragmente allmählich wachsen zu lassen, bis sie eines Tages als „fertiger“ Track mit fünf Minuten Länge auf einem Album oder auf Spotify landen.
Meine eigene Musik hilft mir, Emotionen und Gedanken zu regulieren und dafür benötige ich einfach immer neuen Stoff. Es gibt viel gute Musik, die mich bewegt und berührt, im wahrsten Sinne des Wortes. Meine eigene Musik hat mein Körper aber immer schon viel intensiver gespürt. Vielleicht ist es letztlich die Suche nach diesen intensiven Gefühlen, die mich immer wieder die Kraft gibt, Musik zu machen.
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