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sie verdient eine "Heiligsprechung" der sogenannten Zivilgesellschaft, in Andacht
Liebe Frau Rossi, danke für diesen Nachruf. Die Fassungslosigkeit und die Trauer werden zwar nicht weniger, aber er wärmt das Herz.
Danke Anita für deine Hommage an Agitu Ideo Gudeta! Die Schockstarre wird dadurch bei mir nicht aufgelöst, weil sie gespeist ist aus verzweifelter Wut und ohnmächtigem Zorn. Der brutale Mord an Agitu reiht sich in eine nicht enden wollende Blutspur quer durch unsern Alltag ein. Der patriarchale Krieg gegen Frauen geht einfach weiter. Da verändert sich nichts, nach jedem Mord der obligatorische Aufschrei und dann kommt der nächste Mord. Ja, Agitur war eine von uns, weil es uns alle treffen kann, weil der Vater, der Freund, der Ehemann, ein Verwandter, Bekannter oder irgendein Dahergelaufener, der sich was einbildet, einfach zuschlagen und umbringen kann. Und daraus speist sich eine diffuse, kollektive, weibliche Angst vor männlicher Gewalt. Die Angst vor blöder Anmache, vor saublöden Witzen, vor Machogetue, vor struktureller Gewalt, vor Übergriffen. Und auch die Angst davor, getötet zu werden. Und mit jeder ermordeten Frau wird diese Angst größer. GERECHTIGKEIT heißt für mich, die MÄNNLICHE Ächtung der Täter! Ich will dazu endlich eine kollektive, männliche Stellungnahme hören. Von den Männern, die sich jetzt alle auf den Schlips getreten fühlen, wegen der kollektiven Verdächtigung. Sagt doch endlich was, verdammt, distanziert euch, ächtet doch endlich jeden von Euch, der Frauen in Peinlichkeit oder Angst versetzt. Steht auf und macht es in euren Seilschaften und an euren Stammtischen zum Thema! Solange IHR euch weg duckt und die Trauer und den Ruf nach Gerechtigkeit UNS überlasst, macht IHR euch schuldig. Die GERECHTIGKEIT habt IHR außer Kraft gesetzt mit eurem patriarchalen Anspruch. Setzt sie gefälligst endlich wieder ein!
Die Ohnmacht, die Fassungslosigkeit, die Ächtung nehmen auch viele von uns Männern wahr. Wir distanzieren uns von der Gewalt gegen die Frauen, verurteilen die Täter und wünschen uns, dass es besser wird. Wir gehen mit gutem Beispiel voran und wissen auch: es ist noch lange nicht genug und es braucht noch viel mehr miteinander, um dagegen zu sein.
Nach den bisherigen Medienmeldungen zu schließen handelt es sich nicht um eine Beziehungstat, sondern es ging ums Geld. In diesem Bereich sind aber zumeist Männer sowohl Opfer und Täter. Bei Kindstötungen sind wiederum Frauen zumeist die Täterinnen. Pauschalverurteilungen sind weder gerecht, noch führen sie zu Gerechtigkeit. Ich denke eine Trennung zwischen Gesellschaftskritik (Patriarchat, Kapitalismus, ...) und individuellem Verhalten / Tat ist wichtig. Ich bin traurig, daß dieser außergewöhnliche Mensch Agitu Gudeta ermordet wurde und danke für den aufschlußreichen Artikel.
Danke Anita für diesen zusammenfassenden und mit Liebe geschriebenen Bericht über das Leben und die Werke der Agitu Gudeta. Ich bin einer derjenigen, die gezielt ins Fersental gefahren sind, um sie und ihre Ziege kennenzulernen. Eine unglaublich energie- und temperamentvolle Person. Sie wird lange in meiner Erinnerung bleiben.
Wunderbarer Text, liebe Anita, danke!
Ein Aspekt, der mich in dieser unsagbar wütend machenden und unendlich traurigen Geschichte umtreibt ist die selbstgerecht-betuliche Aussage, dieser großartige Mensch und die Geschichte von Agitu seien ein "Beispiel gelungener Integration".
Da tauchen bei mir Fragen auf, wie: Integration wohin? Wer deutet den Grad von Integration? Wer definiert den Zustand, in man sich zu integrieren hat?
Agitu hat sich eben NICHT integriert! Sie hat den Rahmen genutzt, den sie vorgefunden hat und ist weit über die Möglichkeiten des Fersentals hinausgewachsen. Sie hat Wege aufgemacht, die sich die künstlich gesättigten FersentalerInnen nicht vorstellen konnten und hat ihnen vorgeführt, was im abgelegenen und abgehängten Seitental alles möglich ist.
Solche Pioniere und Pionierinnen gibt es auch in unseren Tälern. Und auch diese sind eben NICHT integriert in ein bestehendes und eingeschliffenes Gesellschafts-, Landwirtschafts-, Produktions-, Förderungs- und Abhängigkeitssystem und zeigen Alternativen auf, die nicht nur nachhaltiger und sinnvoller sind sondern auch noch wirtschaftlich interessant.
Wir brauchen Menschen wie Agitu, Agethle, Oberhollenzer, Kager, Oberprantacher, Luggin, Laimer, Gluderer und wie sie alle heißen. Und zwar nicht als Integrationsweltmeister in eine Welt fraglicher Lethargie und Angepasstheit, sondern sie müssen genau in die gegenteilige Richtung weisen!