Es ist ein ungewöhlicher, aber keineswegs origineller Schachzug. Mit der überraschenden Einsetzung eines Weisenrats hat Staatspräsident Giorgio Napolitano die Gefahr vorzeitiger Neuwahlen gebannt. Premier Mario Monti bleibt damit mindestens bis Mai im Amt. Den Auftrag zur Regierungsbildung wird erst der neue Staatschef erteilen, der Ende April vom Parlament gewählt wird. Mit dieser Entscheidung hat Napolitano die drohende politische Krise aufs Eis gelegt. Der Weisenrat, dem Ökonomen, Juristen und einige Parteienvertreter angehören, soll nun in zwei kleinen Expertenteams Vorschläge für wirtschaftliche und politische Reformen erarbeiten und den Dialog zwischen den verfeindeten Parteien ankurbeln. Viel ist davon nicht zu erwarten. Daß dem zehnköpfigen Weisenrat keine einzige Frau angehört, ist unerhört. Skandalös, daß ausgerechnet das Staatsoberhaupt das in der Verfassung verankerte Gleichheitsprinzip so eklatant mit Füßen tritt. Die Parteien zeigten sich von Napolitanos Initiative wenig begeistert. Vor allem Berlusconis PDL will dem Waisenrat nur zehn Tage gewähren und besteht auf einer großen Koalition. Bei deren Scheitern müßten sofortige Neuwahlen ausgeschrieben. Nun richtet sich das Scheinwerferlicht der öffentlichen Aufmerksamkeit auf die anstehende Wahl des neuen Staatspräsidenten in drei Wochen. Vieles spricht dafür, daß erneut eine"figura istituzionale" ins höchste Staatsamt gehievt wird.
Ein politischer Dinosaurier wie Franco Marini, Giuliano Amato oder Massimo D'Alema. Einer, der den Parteien möglichst wenig auf die Füße tritt. Beppe Grillo hat ein Referendum im Internet angekündigt, um den Kandidaten seiner Fünfsterne-Bewegung zu küren.
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