Es ist statisch erwiesen, dass Autofahrer mit Hut mehr Unfälle bewirken. Zahlreiche Studien belegen das eindeutig und viele Verkehrspolizisten bestätigen diesen Sachverhalt mit traurigen Augen. So etwa argumentiert Architekt Konrad Fischer in der Tageszeitung vom 05.04.2013. Er erklärt im Interview, dass wir in einem totalitären Regime leben, wo Staat und Land Förderungen so ausstreuen, dass die einzigen Nutznießer der energetischen Sanierungen die Dämmstoffproduzenten und die Pharmakonzerne sind. Die armen unwissenden Bewohner von Niedrigenergie- und Klimahäusern kleben, geködert von vermeintlichen Ersparnissen und Steuervorteilen, Wärmedämmung auf ihre Häuser, werden dann aber wegen eben dieser Schimmelpilz hervorrufenden Wärmedämmung krank und müssen sich dann für teures Geld gesund pflegen.
Früher war immer alles anders, besser. Früher war der einzige beheizte Raum die Küche. Früher hat man auch mal einen Pullover mehr angezogen. Heute wünscht sich jeder 22°, zuhause oder in der Arbeit. Die Ansprüche an unsere Gebäude haben sich enorm geändert. Dem muß in der Planung Rechnung getragen werden. Zeitgemäß, klimagerecht und umweltschonend zu bauen, heißt Gebäude zu errichten, die so wenig wie möglich Energie brauchen und den bestmöglichen Komfort für die Bewohner garantieren. Dies gilt ums so mehr für den Gebäudebestand.
Was beutet nun ein Haus energetisch zu sanieren? Grundsätzlich ist es eine der komplexesten Planungsaufgaben der heutigen Zeit. Nicht zuletzt wegen der aktuellen Wirtschaftslage wird immer weniger neu gebaut, die Herausforderung für die Zukunft ist das Sanieren des Bestandes. Bevor ein Gebäude energetisch optimiert werden kann, müssen die kritischen Punkte in der Gebäudehülle ausgemacht werden. Diese sogenannten Wärmebrücken sind Problemstellen im inneren eines Hauses. Leider finden sich Wärmebrücken auch noch in relativ neuen Gebäuden. Zum Beispiel eine mit der Betondecke durchbetonierte Balkonplatte, tragende Betonstützen die außen nur verputzt werden, nicht isolierte Garagendecken sind kritische Stellen, an denen die Oberflächentemperatur im Innenraum so niedrig ist, dass dort Kondenswasser anfällt und sich in Folge Schimmelpilz bildet.
Schimmelpilz ist zur Zeit ein heiß diskutiertes Thema. Schuld an der Schimmelpilzbildung ist aber nicht die Wärmedämmung sondern – ganz im Gegenteil – eine schlecht geplante und ebenso schlecht ausgeführte Isolierung. Leider werden bei Sanierungen häufig nur die Fenster ausgetauscht und die Wärmedämmung nur dort angebracht „wo es leicht geht“. Mit anderen Worten: die Gebäudehülle wird nicht als Gesamtes betrachtet, oft bleiben Wärmebrücken ungelöst. Schwachstellen in der Hülle, zusammen mit mangelnder Raumlüftung durch den Bewohner, ergeben den idealen Nährboden für Schimmelpilze. Wie kann dieses Problem gelöst werden? Die Benutzer der sanierten Häuser müssen darauf hinweisen werden, dass die neuen Fenster und Rollladenkästen ein anderes Lüftungsverhalten brauchen. Die Hülle ist jetzt nämlich so dicht, dass keine Ritzenlüftung mehr vorhanden ist. Was früher von alleine ging und viel Energie kostete, muss jetzt in regelmäßigen Abständen selber gemacht werden. Bei normaler Benutzung einer Wohnung sollte man darauf achten, dass die relative Luftfeuchtigkeit unter 50% bleibt, dass schockgelüftet wird (5-10 Minuten alle Fenster öffnen und dann wieder schließen), um die Räume durch dauergekippte Fenster nicht unnötig herunter zu kühlen.
Eine sehr gute Alternative zum manuellen Lüften ist der Einbau von Lüftungssystemen mit Wärmerückgewinnung. Eine solche Komfortlüftung tauscht konstant die verbrauchte, feuchte Innenluft mit frischer Außenluft aus. Bevor die verbrauchte Luft ins Freie kommt, wandert sie durch einen Wärmetauscher, der zwischen 80 und 95% der Luft gespeicherten Wärme wiedergewinnt. Das angenehme an diesen Systemen ist, dass die Luftqualität zuhause (oder in der Arbeit) immer optimal bleibt.
Was die Bauschäden anbelangt, so stimmt es, dass es wie bei jedem am Bau verwendeten System oder Material zu Problemen kommen kann. Die Wärmedämmung ist hier sicher keine Ausnahme. Leider sind manchmal ungeeignete Materialen, schlecht ausgebildete oder keine Planer und lustlose oder rückwärtsgewandte Handwerker im Spiel. Das denkbar Schlechteste ist, wenn alle drei Faktoren zusammenkommen. Eine schlecht ausgeführte Wärmedämmung reicht nicht aus, um den KlimaHaus Gedanken und die Niedrigenergiehaustechnologie schlecht zu reden.
Weil gestern ein Autofahrer mit Hut eine Frau angefahren hat, sind nicht alle Autofahrer mit Hut gefährlich oder gar kriminell.
Was die Kostenwahrheit der Sanierungen betrifft, so werden im Interview Zahlen aus dem Kontext einer Studie gerissen und meisten auch ohne Quellennachweis zitiert. Die Staat- und Landesförderungen haben einen starken Impuls in Richtung Sanierung gegeben. Zum Glück! Am Erfolg der energetischen Sanierung kann man ablesen, wie positiv Gesetze und Bestimmungen sich auf die Gesellschaft und den Umweltschutz auswirken können.
Wenn ein Gebäude saniert wird, machen die Kosten für die Dämmung nur einen Bruchteil der Gesamtkosten aus. Das Passivhausinstitut redet in einer Stellungnahme zu der in Deutschland laufenden Dämm-Debatte von „Ohnehin-Kosten“, also jenen Kosten, die der Bauherr sowieso tragen müßte, wenn er das Haus neu streichen oder das Dach sanieren würde. Das sind zum Beispiel die Kosten für Gerüst, Verputzes und Anstrich. Es macht also wenig Sinn, bei der Kostendebatte nur einen Teilaspekt zu berücksichtigen. Die KlimaHaus Agentur redet im Falle von energetischen Sanierungen von einem „Wiederkauf der eigenen Immobile“, also einer Anpassung eines 30-50 Jahre alten Gebäudes an die Bedürfnisse der neuen darin lebenden Generation. Sanieren heißt: anpassen an die geänderten Sicherheitsbestimmungen, an die heute notwendige Behindertengerechtigkeit, an die neuen familiären Bedürfnisse und Strukturen und nicht zuletzt an die neuen energetischen Standards. Wenn nun all diese Sanierungsbereiche zusammen betrachtet werden, kann von Kostenwahrheit und Amortisationszeiträumen geredet werden und erst dann können diese im Detail analysiert werden.
Nicht jedes Gebäude kann und muß saniert werden. Die Herausforderung für die Zukunft ist, jedes Gebäude unter Berücksichtigung seiner Eigenheiten und Geschichte so zu optimieren, dass es so wenig wie möglich Energie verbraucht bei gleichzeitigem maximalen Wohnkomfort.
Bozen. 05.04.2013
Arch. Manuel Benedikter
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