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super. weiter so!
Nobelpreisträger Prof. von Hayek hat genau diese Problematik schon vor Jahrzehnten thematisiert und als "Anmaßung von Wissen" bezeichnet. Ein zentraler Planer kann niemals die Wünsche und Bedürfnisse der Bürger vollständig überblicken. Wie auch, wenn das offensichtlich nicht mal bei Schulen und Krankenhäusern möglich ist.
Gerade deshalb ist die Schulautonomie so wichtig und Schulen müssen die Möglichkeit haben, eigenständig neue Konzepte auszuprobieren. Dieses Programm kostet den Steuerzahler einen Bruchteil dessen, was ein "Landesprogramm" gekostet hätte und wenn es an einigen Schulen entsprechenden Erfolg hat, werden andere Schulen nachrüsten.
Im Gesundheitssystem ist es analog, doch da es dort mehr Geld zu holen gibt, gibt es bereits eine Firma, die ein Programm entwickelt hat - zu horrenden Kosten. Dabei gäbe es in Österreich oder in Trentino bereits gut funktionierende Programme.
Doch damals wurden Verträge abgeschlossen, welche dem Land nahestehenden Firmen(eignern) horrende, fast leistungslose Gewinne garantieren. Daran zeigt sich, dass Planwirtschaft nur für "Staats- oder Landesunternehmen" funktioniert - nicht jedoch für den Bürger und Steuerzahler...
Es ist nicht sinnvoll das Rad öfter zu erfinden. Wer sich den Föderalismus in Deutschland oder Österreich ansieht, sieht man das es oft in jedem Bundesland eine eigene Lösung zu irgend einem Problem gibt, die dann nicht miteinander kompatibel sind. So ist es in Deutschland fast unmöglich von einem Bundesland in ein anderes zu ziehen, wenn man schulpflichtige Kinder hat, weil diese kaum in das andere Schulsystem hineinpassen, weil die Stundenpläne so unterschiedlich sind.
Wenn wir a propos über autonomie in den Krankenhäusern sprechen, so hat sich in Südtirol in den alten Sanitätsbetrieben eine eigene Software durchgesetzt, die nicht miteinander kompatibel ist und nun technologische Altlasten mitgeschleppt werden und man es kaum schafft zusammenzufinden.
Die EU arbeitet nun besser bei Rüstungsausgaben zusammen. Die Waffengattungen wurden reduziert und man erwartet sich dadurch eine ersparnis von 25% bis 50 Prozent.
Oft setzt sich eine Technologie per Zufall durch obwohl sie einer anderen unterlegen ist. Oft sind technologien miteinander inkompatibel weil jeder Marktteilnehmer versucht seinen propietären Standard durchzusetzen. Keine ist dem anderen technich überlegen, nur anders. Wenn hier der Staat einen Standard verordnet kommt es zu erheblichn vorteilen. z.B. die Einführung von Micro-USB für Handyladegeräte macht es möglich Ladegeräte herstellerübergreifend zu gebrauchen.
Ich glaube du siehst die Dinge sehr einseiteig um eine gewisse Weltanschauung erhalten zu können.
Bravo, toll!
Ich habe volles Verständnis, wenn es Privatleute vielfach nicht besser wissen und können. Von unserem autonomen Land mit seinen (gut honorierten) Spezialisten erwarte ich mir wesentlich mehr.
Hoffentlich wird das Südtiroler Schulwesen früher oder später auch noch die digitale Wende erleben. Als ich vor einigen Jahren selbst unterrichtet hatte, wollte ich etwas Digitales machen. Kurze Zeit darauf hat die Schule schlicht und einfach alle elektronischen Geräte an der Schule verboten, ohne Ausnahme. Sprich: Nicht mal mit Einverständnis der Lehrpersonen konnten die Schüler Geräte verwenden. Und ich konnte denen nicht mal E-Mails senden.
das muss eine komische schule gewesen sein, lieber tobias :-)
Gut, der lahmen öffentlichen Verwaltung Faulheit, Untätigkeit oder Unfähigkeit vorzuwerfen, ist in. Die liebe Privatwirtschaft kann hingegen grundsätzlich alles besser. Wenn irgendwo der Begriff "Start-Up" auftaucht, wäre Kritik sowieso höchst reaktionär, so weit so gut. Dennoch finde ich die Position des Schulamtes nachvollziehbar: eine einheitliche, langfristig funktionierende digitale Infrastruktur für ALLE Schulen zu schaffen, die gründlich durchdacht und geplant ist. Ich verstehe auch das Unbehagen des Landes (ich verwende jetzt mal diesen abstrakteren Terminus) zuzusehen, wie ein Externer ihm die "Show stielt" - die Show wird nämlich nach Auffassung des Landes von eben diesem organisiert (und das steht ihm nunmal auch zu, die Schule ist - noch - der öffentlichen Sphäre zugeordnet) Je mehr aber an Dienstleistungen, Besorgungen, Innovationen usw. nicht mehr vom Schulamt, sondern von Außen kommen, desto mehr gerät dieses Primat ins Wanken. So auch mit dem digitalen Klassenregister.
Freilich wirft die zeitliche Verzögerung des öffentlichen Projekts (die aber gewiss nicht gewollt ist) berechtigte Fragen auf, auch die Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Hand und Herrn Raffeiner hätte besser ablaufen können. Das sehe ich auch so.
Ich bin zwar auch ein 100%iger Befürworter der öffentlichen Schule — aber wo ist dann die Grenze? Muss das Schulamt auch die Schulbücher und Hefte selbst produzieren? Mir ist schon klar, dass das nicht dasselbe ist… aber ganz sicher bin ich mir nicht, dass das Land das Klassenregister unbedingt selbst entwickeln muss.
vielleicht zur Präzisierung: es geht hier nicht darum dass das Schulamt die Anwendung selbst produziert, sondern zunächst einmal nur darum die Anforderungen (Pflichtenheft) für eine Ausschreibung zu definieren. Das hat etwas länger gedauert als geplant. In der Zwischenzeit hatten mehrere Schulen, Lehrer und Eltern gefallen an dem gefunden, was der damalige Schüler sich ausgedacht und realisiert hatte. Um sich nicht "die Show" stehlen zu lassen ging ein Schreiben an alle Direktoren, das in Bezug auf Startup-Kultur und Braindrain ein echt kolossaler Hammer gewesen ist. Dem könnte man nur noch eines oben drauf setzen, indem man die "gut durchdachten Anforderungen" so hoch ansetzt, dass der Auftrag an ein externes Unternehmen vergeben werden muss. Oder indem man Praxis-orientierten Lehrern den Rat gibt: passt blos auf, dass eure Schüler nicht mit einem Projekt anfangen, dass jemanden in die Quere kommen könnte.
Es ist also auch die Frage ob man immer zuerst alles perfekt definieren und bis ins letzte Detail durchdenken will, um es dann von oben herab über alle Direktoren, Lehrer, Eltern und Schüler zu stülpen, oder ob man - in Fällen wie diesen -
einfach mal so mit einem MVP beginnt und das Unternehmen dann anhand der sich ergebenden Anforderungen zusammen mit dem Produkt wachsen lässt. Lokal, regional, logo sozusagen. (MVP "minimum viable product" ist ein Begriff aus der Lean-Startup szene und wird u.A. auch an der UniBZ vermittelt)
Interessanter Kommentar von Ex-Direktor Franz Hilpold hier:
https://www.salto.bz/de/article/11092014/schulamt-will-den-schwarzen-pet...
Es ist ja mehr als verständlich, dass das Land mit all seinen Ressourcen sich nicht von einem privaten Anbieter abhängig machen möchte und nicht regelmäßig ständig für Rechte zahlen möchte.
Doch man fragt sich schon, wenn man liest: "Im ... Jahr (2010) nimmt ein Team von knapp 200 Personen die Arbeiten an dem einheitlichen Informationssystem für Südtirols Schulen auf.", was diese 200 Leute in nunmehr sieben Jahren zu Stande gebracht haben. Eine entsprechende Ausbildung werden sie ja mitgebracht haben. Wer und wieso zahlt man derzeit dann die "Programme Raffeiners, die bereits an 15 Schulen verwendet werden"?