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salto-Gespräch

„Lernen wir von Katalonien“

Das katalanische Modell könnte Südtirols Autonomie einen Schritt weiter bringen, sagt Minderheitenforscher Andrea Carlà. Wenn auch nicht im Sinne der Südtiroler Freiheit.
Von
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Susanne Pitro10.09.2017

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Kommentare

Bild des Benutzers pérvasion
pérvasion 10.09.2017, 07:59

Ich möchte hier auf (m)eine — sehr kurze — Antwort an Carlà nach seinem Interview mit dem AA verweisen: http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=36031 Auch wenn mir dieses Interview hier schon wesentlich umfassender scheint, als jenes von Paolo Campostrini, könnte es zu Missverständnissen Anlass geben.

P.S.: Danke für den Link zur »Broschüre« der Eurac, die ich nicht kannte.

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Mensch Ärgerdichnicht 10.09.2017, 10:51

Das katalonische Modell scheint doch recht stark in Richtung Assimilierung zu gehen. Ob das der STF nicht und den Grünen bei uns gefallen würde? Glaube ich nicht.

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Emil George Ciuffo 10.09.2017, 12:37

"Die Landespolitik wird immer noch regelmäßig von ethnischen Fragen [...] blockiert. Und das in einer Gesellschaft, die seit langem friedlich zusammenlebt."
Ganz meine Meinung. Abgesehen davon, dass für jemanden, der dieses 24*7 Minderheitenschutz-Gelabere nicht mehr ganz gewohnt ist bzw. für den es schön langsam schon unerträglich wird, ist klar, dass hauptsächlich die lokalen Politiker mit ihren ständigen ethnischen Streitereien nur ihren Lebensunterhalt "verdienen" wollen, sprich, sie leben von diesen ewig verlängerten Konflikten und wollen diese natürlich auch nicht beenden, sonder höchsten neue kreieren.
Die Gesellschaft ist da mehrheitlich schon weit fortgeschrittener als die Politiker.

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Süd-Tiroler Freiheit 10.09.2017, 13:37

Pressemitteilung

EURAC-Vertreter will Sprachgruppenschutz aufweichen und kennt nicht einmal die Grundlagen der Süd-Tirol-Autonomie.

Wenn politische Ignoranz weh täte, würde man dieser Tage laute Schreie aus der EURAC vernehmen. Andrea Carlà, Senior-Researcher am Institut für vergleichende Föderalismusforschung der EURAC in Bozen, fordert in einem Interview eine Aufweichung des Sprachgruppenschutzes in Süd-Tirol, damit sich die Sprachgruppen besser vermischen, weiß aber nicht einmal, dass Süd-Tirol keine territoriale, sondern eine rein ethnische Autonomie besitzt.

Im Interview mit SALTO, in dem er einen Vergleich zwischen Süd-Tirol und Katalonien zieht, dabei aber natürlich nicht die Unabhängigkeitsbestrebung als Vorbild sieht, sondern die Forderung nach gemischtsprachigen Schulen abzuleiten versucht, stellt Carlà die irrwitzige Behauptung auf: „Wir haben hier ein gemischtes System, einerseits eine Territorialautonomie, eine Autonomie für alle. Gleichzeitig werden die Sprachgruppen mit Elementen einer Konkordanzdemokratie fein säuberlich getrennt.“

Offenbar kennt Herr Carlà nicht einmal die einfachsten Grundlagen der Süd-Tirol-Autonomie. Süd-Tirol hat nämlich keine Territorialautonomie, sondern eine rein ethnische Autonomie zum Schutze der österreichischen Minderheit in Italien. Im Pariser Vertrag heißt es wörtlich, dass die deutschsprachigen Bewohner Sonderrechte genießen, um die völkische Eigenart sowie kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung der deutschen Sprachgruppe zu schützen.

Herr Carlà blamiert sich mit seiner Unwissenheit bis auf die Knochen und schadet damit dem Ruf der EURAC, der immerhin die Betreuung des Autonomie-Konvents anvertraut wurde. Auch seine Schlussaussage „Irgendwann wird es definitiv vorbei sein mit den getrennten Sprachgruppen im Land. Wenn nicht jetzt, dann in 20 oder eben in 40 Jahren.“ läßt erahnen, dass es diesen Leuten in der EURAC nicht um den Schutz der Süd-Tiroler geht, sondern darum, Süd-Tirol endgültig zu italienisieren.

Sogenannte „Forscher“, die nicht einmal die Grundlagen der Süd-Tirol-Autonomie kennen, sich aber als Weltenversteher aufspielen und die eigenen grün-radikalen Anschauungen als wissenschaftliche Wahrheit verkaufen, sind wahrlich keine Aushängeschild für die EURAC.

L.-Abg. Sven Knoll.

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Emil George Ciuffo 10.09.2017, 15:23

Si tacuisses philosophus mansisses ... Ihr hättet wohl gerne die Wissenschaft in eurem Dienst?? ...

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pérvasion 10.09.2017, 16:03

Selbstverständlich hat unsere Autonomie territoriale Elemente, auch wenn sie ethnisch begründet ist. Wer sich da wohl bis auf die Knochen blamiert!?

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Martin Daniel 10.09.2017, 18:42

Sorry Herr Knoll, Sie irren in den Fakten: Der Pariser Vertrag sichert der "german speaking minority of the Bolzano province" Autonomie zu, ist aber nur die programmatische Grundlage der Südtirol-Autonomie. Diese wird heute vom 2. Autonomie-Statut (und deren Anpassungen) sowie den Durchführungsbestimmungen zum selben als direkt anwendbaren Rechtsgrundlagen geregelt. Diese gestehen die Autonomie der Provinz Bozen zu und in ihren Genuss kommt die (seit einer gewissen Zeit) ansässige Bevölkerung. Mit der Verdrehung von Fakten leisten Sie Ihrem Anliegen, das auch Leute aus anderen Lagern teilen, keinen guten Dienst.

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Ludwig Thoma 10.09.2017, 16:58

"... läßt erahnen, dass es diesen Leuten in der EURAC nicht um den Schutz der Süd-Tiroler geht, sondern darum, Süd-Tirol endgültig zu italienisieren."
Herr Knoll vergisst die Verfassung: "Art. 33. Die Kunst und die Wissenschaft sind frei, und frei ist ihre Lehre."

Die Wissenschaft hat zum Zwecke der freien Wissenschaft zu geschehen, und nicht (zwingend) zum Schutze der Bindestrichtiroler.

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gorgias 10.09.2017, 16:59

Es wird im Text gesprochen, dass es von Schule zu Schule das Verhältnis von Katalanisch/Spanisch veriert, aber ein Grundtenor ist, dass man das Katalonische favorisiert in einem Verhältnis 2/3. Das wurde schon mal von bbd erörtert. Auch ist zu berücksichtigen, dass germanische Sprachen leichter romanische Sprachen weichen in gemischten Regionen. Hier ist darauf acht zu geben, wenn man etwas eine einzige Schule für alle Einführen möchte.

Würde man das katalanische Modell auf Südtirol übertragen, dann wo sich zugereisste in die katalanische Gesellschaft integrieren, so wäre dann das Ziel dass die Italiener in die südtiroler Kultur integrieren und die ist dann doch vorwiegend und zuallererst deutsch geprägt, und zwar sprachlich und kulturell.

Bild des Benutzers Ludwig Thoma
Ludwig Thoma 10.09.2017, 18:57

"Es wird im Text gesprochen, dass es von Schule zu Schule das Verhältnis von Katalanisch/Spanisch veriert.."
"Auch ist zu berücksichtigen, dass germanische Sprachen leichter romanische Sprachen weichen in gemischten Regionen."
Da ist die germanische Sprache wohl schon gewichen?

Bild des Benutzers gorgias
gorgias 10.09.2017, 19:10

Da ist die germanische Sprache wohl schon gewichen?

Nein, noch nicht. Aber diese Tendenz kann man wohl leicht feststellen wenn man betrachtet was passiert wenn sich verschiedene Sprachgruppen treffen. Wenn die Hälfte italiensch spricht, dann wird auch fast immer italienisch gesproch. Damit sich Deutsch durchsetzt muss es sich um eine überwiegende mehrheit and deutschen muttersprachlern handeln.

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Harald Knoflach 10.09.2017, 19:07

@ sven knoll
könnten wir uns darauf einigen, dass wir das 19. jahrhundert ein für alle mal hinter uns lassen. der völkische quargel dieser presseaussendung ist mühsam.
und übrigens - über die efa sitzt die stf indirekt zusammen mit den grün-radikalen in einer gemeinsamen fraktion im europaparlament.

@ zum rest
wenn den unabhängigkeitsbefürwortern in südtirol "rosinenpickerei" vorgeworfen wird, sollte man umgekehrt nicht das gleiche tun. die "gemeinsame schule" ist in katalonien großteils von einer asymmetrischen immersion geprägt - sprich katalanisch hat viel mehr gewicht als spanisch. für südtirol hieße das eine schule wo mehrheitlich auf deutsch unterrichtet wird. auch könnte man sich anschauen, wie in katalonien mit dem faschistischen erbe in form von denkmälern, statuen, straßennamen usw. umgegangen wird. und zuguterletzt könnte man noch einen blick auf die toponomastik werfen.
das katalanische modell ist in der tat inklusiver als das südtiroler. jedoch sind forderungen, die in südtirol als "ewiggestrig" abgestempelt werden, von den progressiven katalanen schon längst umgesetzt worden.

Bild des Benutzers Martin Daniel
Martin Daniel 10.09.2017, 19:34

Aus Artikel und Kommentaren erschließt sich auch mir ein gewisser Assimilierungsdruck zum Katalanischen hin. (Erasmus-Studenten in Barcelona sind anscheinend schon seit Langem verpflichtet, Katalanisch-Kurse oder Kurse in katalanischer Sprache zu belegen, was so manch junge Leute, die glaubten, mit der Weltsprache Spanisch in Kontakt zu kommen, unglaubwürdig dreingucken lässt) Sollte der Eindruck stimmen, fragt sich, was davon zu halten ist.

Bild des Benutzers pérvasion
pérvasion 10.09.2017, 20:07

Mit der Weltsprache Spanisch kommt man in Katalonien, zumal in Barcelona, leicht und oft genug in Kontakt. »Unglaubwürdig dreingucken« werden dort eher jene, die glauben, man könne — wie vielleicht in Südtirol? — einzig mit der nationalen Lingua Franca durchkommen. Dem ist nicht so und das finde ich auch gut.

Bild des Benutzers gorgias
gorgias 10.09.2017, 20:10

Was sollte man davon halten? Am besten wäre es die Katalanen würden mit allen die es wünschen sofort Spanish sprechen, das wäre für die anderen sicherlich bequemer und wenn die Katalanische Sprache immer mehr verdrängt wird gibt es dann auch keine Probleme mehr.

Das sollten wir analog auch tun mit dem italienischen, denn schließlich siamo in Italia und für viele Italiener ist es eh schon eine Provokation dass hier die Mehrheit besser Deutsch als Italienisch kann. Schließlich könnte ja für einen Italiener irgendwelche Nachteile daraus entstehen!

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