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Lorenz Zenleser
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Europa

ICH HATTE RECHT

Als ich in diesem Sommer einen Artikel in der Salto-Community mit einem Vergleich...
Community-Beitrag von Lorenz Zenleser19.01.2019
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Als ich in diesem Sommer einen Artikel in der Salto-Community mit einem Vergleich zwischen der politischen Situation mitteleuropäischer Staaten und den Anfängen des dritten Reiches veröffentlicht habe, waren sie auf den Barrikaden: die Trolle. 

Diese zwergartigen, hässlichen Wesen mit großen Nasen und Ohren, die kleinen Kindern eine unglaubliche Angst einjagen. Sie zückten gleich ihre digitale Schreibfeder und ihr digitales Tintenfass und hämmerten mit ihren ungepflegten Pranken auf der Computertastatur herum. 

Heraus kam, dass ich viel zu jung bin, um eine eigene fundierte Meinung zu haben und die in Artikeln preisgeben zu können. Von Personen, denen Eltern komische Namen gegeben haben, wird mir unterstellt, einen Niveaulimbo zu tanzen (vgl. Ärgerdichnicht 2018). Dank mir sei "es eine Schande, auf welches Niveau die Salto-Redaktion gesunken ist" (H. 2018),  Seehofer ist plötzlich ein rechtsextremer Politiker (vgl. H. 2018, Moar 2018), dabei war von rechtsextrem nie die Rede, sondern nur von extrem rechts, und das ist ein kleiner aber feiner Unterschied. Zudem ist anzumerken, dass Pelinka, ein sehr renommierter österreichischer Politikwissenschaftler, die FPÖ sogar als direkten Nachfolger der NSDAP in Österreich deklariert (vgl. Pelinka 2018).

Nun aber zum Lieblingsthema der Tröllchen, den Konzentrationslagern, die ich im Zusammenhang mit den ANkER-Zentren erwähnt habe. Ich würd ja am liebsten einfach nur sagen: ich hatte recht, oder wie Pietro Lombardi es ausdrücken würde: "Du bist Schlampe, ich bin normaler Mensch." (vgl. Lombardi 2016). Aber nein, ich versuche diesmal den Artikel, mit Zitaten und dem ganzen Kram zu spicken, das bin ich als Sozialwissenschaftler der Netzgemeinde anscheinend schuldig. In der Politik geht es viel um Worte, um Begrifflichkeiten. Wenn ein Kickl also sagt, dass er Flüchtlinge in „Lagern konzentriert halten will“ (Hagen 2018, Kallinger 2018, APA 2018), so definiert er Flüchtlingslager als Konzentrationslager. Anbei noch einmal eine einfachere Darstellung für die bescheideneren Mitglieder der Netzgemeinde.

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Summa summarum (ja, ich kann Latein) ist nach einem halben Jahr festzuhalten: der Rechtsruck in Europa bleibt bedenklich, der Umgang mit Menschen verschlechtert sich und die internetbasierte journalistische Basisdemokratie bleibt ein zu hinterfragendes Konzept.

Quellen:

Hagen, Lara (2018): https://derstandard.at/2000071880249/Asyl-FPOe-Kickl-will-Fluechtlinge-konzentriert-an-einem-Ort-halten

Kallinger, Martin (2018): https://www.krone.at/1611934

APA (2018): https://www.profil.at/oesterreich/kickl-fluechtlinge-an-einem-ort-konzentrieren-8618910

H., Oliver/Moar, Christoph/Ärgerdichnicht, Mensch (2018): http://www.salto.bz/de/article/11072018/das-dritte-reich-20

Lombardi, Pietro (2016): https://www.youtube.com/watch?v=l8qdouU9cYE&frags=pl%2Cwn

Pelinka, Anton (2018): https://www.doew.at/cms/download/bvfs9/pelinka_rechtsextremismus-1.pdf

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Lorenz Zenleser
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Kommentare

Bild des Benutzers Oliver H. (gesperrt)
Oliver H. (gesperrt) 20.01.2019, 11:32

Machst du es dir da nicht etwas zu leicht? Unabhängig von der Bezeichnung gelten für die Unterbringung von Asylwerbern strenge Standards. Auf die Schnelle habe ich dazu dieses Dokument vom österreichischen Städtebund gefunden:
https://www.staedtebund.gv.at/index.php?eID=tx_securedownloads&p=10306&u...

Bitte korrigiere mich, falls ich mich täusche, aber die hier beschriebenen Standards und die Standards in den Konzentrationslagern des dritten Reiches unterscheiden sich. Dieser Unterschied ist deutlicher als der "kleine aber feine Unterschied" zwischen einem extremen Rechten und einem Rechtsextremen.

Insofern halte ich es für unangebracht die Kritiker an deinem vorletzten Beitrag pauschal als Trolle abzutun, denn der besagte Beitrag war extrem polemisch. Insofern ist die Kritik berechtigt gewesen und ich denke das weißt du auch. Genau diese Art des Diskurses ist mit für die heutigen Probleme verantwortlich: Wer Kritiker sofort als Trolle abtut, lehnt damit a priori den Dialog und damit die Möglichkeit auf eine Synthese/einen Kompromiss ab. Es geht nur mehr darum, wer sich durchsetzt und die Deutungshoheit erringt. Das halte ich für bedenklich.

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Christoph Moar 20.01.2019, 13:01

Gut gebrüllt.
Aber wenn du mich schon als Verweis zitierst ("vgl. H. 2018, Moar 2018"), dann stelle bitte klar, dass H. dort den Seehofer als rechtsextrem verstanden hat. Ich hab das dann zurechtgerückt, wie man am verlinkten Kommentar nachlesen kann. Dein Zitat legt hingegen nahe, ich hätte deine Aussage wie H. interpretiert...
Hast du mich falsch gelesen oder nur ungünstig verlinkt?

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Oliver H. (gesperrt) 20.01.2019, 13:09

Er bezieht sich mMn auf dieses Zitat von dir:

>>Der Horst ist mit Sicherheit nicht rechtsextrem. Er redet aktuell (nur) dem rechten Rand nach. <<

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Christoph Moar 20.01.2019, 16:03

Na ja, das meine ich ja, ist aber falsch zitiert, denn Lorenz schreibt:
"Seehofer ist plötzlich ein rechtsextremer Politiker (vgl. H. 2018, Moar 2018)"

während ich dort nur auf deinem Kommentar geantwortet habe, und festgestellt habe, dass Seehofer eben kein rechtsextremer Politiker ist. So wie Lorenz das zitiert sieht es aus, als hätte ich seinen Beitrag oder Seehofers Standing als rechtsextrem verstanden. Das Gegenteil ist der Fall.

Bild des Benutzers Oliver H. (gesperrt)
Oliver H. (gesperrt) 20.01.2019, 17:58

Der Autor hat Seehofer als extrem rechten Politiker bezeichnet. Christoph, würdest du Seehofer auch als "extrem rechten Politiker" bezeichnen?
Würdest du die heutige Zeit als "drittes Reich 2.0" bezeichnen?

Lorenz dreht es sich, wie er es haben will: Wer kritisiert, ist ein Troll. Er zitiert ja nicht nur dich in fragwürdiger Art und Weise, sondern auch mich. Bei mir unterschlägt er wesentliche Teile meiner Aussagen sowie die Begründung und den Rahmen meiner Äußerung.

Der Autor zeigt auch keinerlei Kritikfähigkeit. Wäre es so schwer zuzugeben, dass er übers Ziel hinausgeschossen ist, als er Seehofer als extremen Rechten bzw. Rechtsextremen bezeichnet hat. Wäre es so schwer zuzugeben, dass man die heutige Zeit zwar kritisieren kann, aber die Bezeichnung "Drittes Reich 2.0" völlig absurd ist und noch dazu das echte dritte Reich verharmlost? Anscheinend schon...

Aber was weiß ich schon, ich bin ja nur ein O-Ton "zwergartigen, hässlichen Wesen mit großen Nasen und Ohren."

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Christoph Moar 20.01.2019, 19:30

:) :) :)
Horst ist nicht rechtsextrem. Ob er extrem rechts ist, weiß ich nicht, da mir die Definition von extrem rechts nicht vorliegt.

Ich hätte Seehofer übrigens gern nahegelegt, zurücktreten, denn seine Aussagen machten ihn in meinen Augen für seine Position untragbar.

Bild des Benutzers Mensch Ärgerdichnicht
Mensch Ärgerdichnicht 20.01.2019, 22:48

Apropos falsche Zitate, ich fand den Ausdruck Niveaulimbo köstlich (und tue es immer noch), "unterstellt" hat den wer anders.
Was den Beitrag selbst anbelangt, bleibt der gleiche Denkfehler wie im ersten Artikel. Der Grundgedanke dass der Begriff "Konzentrationslager", wie ihn 99% der Menschen verstehen (will heißen die Lager des NS-Regimes), die Einrichtungen in denen heute Asylbewerber untergebracht werden beschreibt ist einfach falsch.

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Sell Woll 21.01.2019, 09:38

Nur weil bestimmte Politiker die angedachten Ankerzentren aus populistischen Motiven sprachlich verfärben werden diese noch lange zu keinen KZ. Auch wenn Kickl & Co begrifflich mit dem Feuer spielen und absolut zu verurteilen und anzuprangern sind, ist diese Gleichsetzung total fehl am Platz und letzten Endes eine Verharmlosung der Nazigreuel.

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19 amet 21.01.2019, 18:25

Schon wieder die übliche tägliche Stammtischstreiterei.

Bild des Benutzers Philipp Trafojer
Philipp Trafojer 21.01.2019, 18:54

Lache ich gerade über die Kommentare oder über die Kommentatoren?

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Klaus Hartmann 21.01.2019, 19:05

Zum Sprachgebrauch von Kickl, Salvini, Orban und Co.
"Was jemand willentlich verbergen will, sei es nur vor anderen, sei es vor sich selber, auch was er unbewusst in sich trägt: die Sprache bringt es an den Tag (...) Die Aussagen eines Menschen mögen verlogen sein - im Stil seiner Sprache liegt sein Wesen hüllenlos offen (...) - Victor Klemperer 1947

"Das, was gesagt wird, kann doch nicht wahr sein, denken wir, doch wen kümmert’s schon, denn es wird wahr, indem es gesagt wird. Was nicht stimmt, stimmt ein, um die anderen niederzustimmen. Das Unsagbare ist wieder ausgesprochen beredt.“ Doron Robinovici

Am 23.1.2019 gibt es im Studio des Stadttheater Bozen eine Aufführung des Polittheaters "Alles kann passieren" von Doron Rabinovici, mit Fragmenten von Reden dieser Herren Politiker. Eintritt Frei. Beginn 20:00

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Georg Lechner 31.01.2019, 13:05

Die Parallelen zum Aufstieg der Nazis sieht auch Hartmut Arras, der Sohn des NS-Propagandisten Erwin Arras, im Interview mit Wolf Südbeck-Baur:
"Sehen Sie Parallelen zwischen der Propaganda der Nazis und den Argumentationsmustern rechtsnationaler Gruppen heute?

Arras: Es gibt Vergleichbares: »Volksidentität«, »Umvolkung«, »Überfremdung« sind Begriffe, die wieder auftauchen. Die Existenz von wehrsportartigen Gruppen – uniformiert, hierarchisch, heroisch –, die heute bei rechtsnationalen Demos aufscheinen, ist eine weitere Parallele. Ebenso die Unterstützung der neuen Rechten durch Teile des Großkapitals, das nicht nur die AfD finanziell fördert. Das ist erschreckend." ( Quelle: Publik-Forum 2/2019, S.22/23)

Ich finde es erschreckend, dass die Unterstützung der Rechten durch Teile des Großkapitals für damals wie für heute seitens so mancher Leute, die sich als linksliberal verstehen, nicht zur Kenntnis genommen wird.

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Lorenz Zenleser
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