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Vor einigen Tagen hat Dr. Beikircher aus dem Pustertal in diesem Portal einen Gastbeitrag veröffentlicht. Es wäre interessant zu erfahren was er zum täglichen Christof Franceschini bashing gegen den Sanitätsbetrieb zu sagen hat. Diese unobjektiven oberflächlichen und reisserischen Beiträge sollen genau was aufzeigen? Weltweit schlagen sich die Menschen damit rum und müssen doch erkannt haben dass Fehler und Menschlichkeit existieren. Aber anscheinend ist der Autor auch einer dieser Verschwörungstheoretiker der dunkle Mächte in der Provinz dahinter sieht.
Sehr geehrter Herr Probis,
ich kenne Herrn Franceschini nicht persönlich und werde ihn deshalb weder kritisieren noch verteidigen. Er macht investigen Journalismus (das ist ein hartes Brot) und damit gelegentlich politische Kontrolle, was eigentlich die entsprechende Opposition im Lande tun müsste, aber oft zu schwach dazu ist. Ich stimme Ihnen zu, dass er vielleicht manchmal über das Ziel hinausschießt, merke aber an, dass er z.B. in der China-Maskengeschichte der einzige war, der einige Steine ins Rollen und etwas Licht in die Sache gebracht hat.
Ich erwarte jetzt durchaus, dass die offiziellen Stellen in irgendeinem Medium zu diesem Flugrettungseinsatz eine Erklärung abgeben werden, und damit hat dieser Artikel wohl seinen Sinn erfüllt.
Hubschraubertransporte von infizierten/potentiell infizierten Patienten sind eine hochkomplexe Angelegenheit, für die die verschiedenen Notarztsysteme in den einzelnen Ländern zum Teil deutlich unterschiedliche Strategien entwickelt haben, das hängt nicht zuletzt auch vom Raumangebot in der zur Verfügung stehenden Hubschrauberflotte ab (ein weiteres Ausführen würde diesen Rahmen sprengen).
Zur medizinischen Problematik.
Der Hauptfehler liegt sanitätspolitisch in der Konzentration der Schlaganfälle im KH Bozen. Speziell für viele ischämische Schlaganfälle, die auf einer Unterbrechung der Blutbahn in einem cerebralen Gefäß beruhen, ist die Wiedereröffnung desselben mittels Thrombolysetherapie essentiell, hier zählt definitiv jede Viertelstunde (auch Minute). Große Zeitverluste sind immer gegeben, wenn ein Helitransport z.B. aus meteorologischen Gründen nicht möglich ist. Gesetzlich und strukturell wären alle Schwerpunktkrankenhäuser (Bruneck, Brixen, Meran) in der Lage, diese Therapie durchzuführen.
Noch ein Wort in eigener Sache, gerichtet an die Leser dieses Forums: ich schreibe gerne gelegentlich einen Gastbeitrag hier, verstehe mich aber nicht als Erklärer verschiedener medizinassoziierter Themen, bitte deshalb nicht zu viele Anfragen, danke
investigativen
Im Grunde ist das, was hier getan wird/wurde, genau das was wir brauchen. Ein Journalist, dessen Pflicht es ist solche Themen aufzugreifen, schreibt einen kritischen Text, versucht so viele Fakten wie möglich zu präsentieren, und ein Experte beantwortet diese Fragen/Vorwürfe sachlich und ohne persönliche Vorurteile.
Ich finde es äußerst Unfair und unangemessen einen Unbeteiligten in die Geschichte zu ziehen (Herr Probis -> Herrn Dr. Beikircher).
Vielen Dank Herr Dr. Beikircher, dass sie auf diesen provokanten Aufruf nicht gefolgt sind und sich sachlich dazu geäußert haben.
10 Fehler, drei Berichte = bashing
10 Fehler, keine Berichte = ignorieren oder hypen?
Ich sehe für mich eine fast allgemeingültige Erklärung: hat man keine Argumente dagegen, kann man immer noch mit bashing kontern. Einen Versuch ist es allemal wert.
Kann keinen "Pfusch" erkennen. Der Flugnotarzt hat in einer ojektiv unklaren Sachlage eine Entscheidung getroffen, die sich erst 36 Minuten später (12:49 - 13:25) als falsch herausgestellt hat. Wäre auch interessant zu wissen, ob es an dem Tag weitere Einsätze gegeben hat, wie viele Einsätze im Schnitt täglich geflogen werden, was das Protokoll zur Hubschrauberverfügbarkeit und Aufenthaltsdauer am Einsatzort ist, usw...
Ich kann ja verstehen, dass Franceschini von seinen Whistleblowern im Sanitätsbetrieb angefüttert wird, aber nicht jede Geschichte ist gleich ein Skandal und nicht alles, was sich nachträglich als falsche Entscheidung herausstellt, beweist Unvermögen. Wo Menschen schnelle Entscheidungen treffen müssen (riskiere ich den Transport einer Covid-Patientin, der dann eventuell den Hubschrauber zwecks Desinfizierung für einige Zeit außer Gefecht setzt?), passieren halt Fehler.
Die Frage sollte wohl eher lauten: Riskiere ich das Leben (oder die Selbstständigkeit) eines Schlaganfallpatienten, weil evtl. sonst der Hubschrauber desinfiziert werden muss?
Und damit will keinesfalls den Notarzt kritisieren, sondern den aktuellen europaweiten Umgang mit Corona.
Nein, so würde ich die Frage nicht formulieren. Der Punkt ist, dass der Hubschrauber immer für potentielle Notsituationen bereitstehen sollte. Stell dir vor, eine Stunde später gibt's irgendwo im Land eine Riesenkollision mit mehreren Schwerverletzten, aber der Hubschrauber kann leider nicht kommen, weil er leider noch desinfiziert werden muss, weil eine potentiell Covid-Erkrankte transportiert wurde. Das würden dann viele Leute erst recht als Skandal einstufen...
Wir wissen alle viel zu wenig über den genauen Entscheidungsprozess und eventuelle Notfallprotokolle, insofern wäre ich sehr vorsichtig mit voreiligen Schlussfolgerungen. Kann mir unmöglich vorstellen, dass der Flugnotarzt einfach mal so entschieden hat: "Jaja, hier hat jemand nen Schlaganfall, aber ich flieg trotzdem zurück und wart nicht noch 5 Minuten länger in Innichen rum." Genau so wird das aber im Artikel insinuiert...
"Stell dir vor, eine Stunde später gibt's irgendwo im Land eine Riesenkollision mit mehreren Schwerverletzten, aber der Hubschrauber kann leider nicht kommen, weil er leider noch desinfiziert werden muss, weil eine potentiell Covid-Erkrankte transportiert wurde. "
Jetzt sich noch vorstellen, die Schwerverletzten der Riesenkollission könnten potentiell Covid-erkrankt sein...
"... könnten potentiell Covid-erkrankt sein ..." Sorgfalt im Umgang mit Covid-Begriffen tut uns sehr gut. Deshalb meine Frage: meinen sie wirklich Covid-erkrankt oder Covid-infiziert? Da besteht nämlich ein ziemlich großer Unterschied.
Ich meine wirklich Covid-erkrankt.
Sehr geehrter Herr Hofer,
tatsächlich hat Herr Koellensperger die richtige Frage gestellt, es geht um die Abwägung zwischen dem gefährdeten Menschenleben und anschließende Desinfektionsmaßnahme.
Höchste Priorität hat im Falle eine Notfalls nicht, dass die ständige Bereitschaft der Rettung-Infrastruktur gewährleistet ist. Das bedeutet konkret, dass einem Patient, der durch offene und stark blutende Wunden sein Blut im Hubschrauber verteilt, nicht die Mitnahme verweigert werden darf, weil der Hubschrauber anschließend gereinigt werden muss.
Es passiert immer wieder, dass Rettungsmittel nicht zur Verfügung stehen, aber zu sagen, man soll möglichst keine Patienten annehmen, weil in Zukunft könnten andere lauern, ist etwas schwierig, denn konsequenterweise transportiert man mit dieser Logik nach gar keinen mehr, da man ansonsten die Verfügbarkeit einschränken würde.
Ein zukünftig, noch nicht eingetretenes Ereignis höher zu gewichten als ein Ereignis, das jetzt real ist, ist schwierig, zumal es im konkreten Fall schwerwiegende Auswirkungen auf die Patientin hat.
Im Übrigen hat das Land Südtirol nicht nur einen Hubschrauber, und bei Großunfällen können auch noch die Hubschrauber aus anderen Gebieten hinzugezogen werden.
Demnach zieht dieses Argument insgesamt nicht. Allenfalls sollte man sich fragen, ob man das Risiko eingeht, die Rettungsmannschaft zu infizieren. Jedoch kann es wohl auch daran nicht scheitern, denn die Rettung ist immer mit Risiken verbunden.
Im Übrigen hat Herr Franceschini doch recht, wenn er meint, dass es hier zu einer umkoordinierten Rettung kam. Es kann doch nicht sein, dass ein Hubschrauber durch das Land fliegt, um dort dann einen Covid-Schnelltest zu machen. Wenn, dann müssen die Rettungsmannschaften am Boden mit dem Schnelltest ausgestattet werden, die angewiesen werden, bei Herbeirufen eines Hubschraubers gleichzeitig auch einen Schnelltest durchzuführen. Aber so wie das in diesem Fall durchgeführt wurde, ist wohl nicht besonders effizient. Abgesehen von der Tatsache, dass nicht die notwendige Zeit abgewartet wurde und dann nochmals ein Hubschrauber herbeigerufen werden musste.
Das verursacht nicht nur völlig vermeidbare Kosten, sondern ist unsinnig. Hier gilt es zu ermitteln, warum nicht vorschriftsmäßig 15 Minuten abgewartet wurde, ob vielleicht der Flugarzt keine genaue Kenntnis über die Durchführung hatte.
Sie haben recht, wir haben über den Vorfall nur oberflächlich Kenntnis. Aber wenn wir annehmen, dass der Artikel diesen Sachverhalt nur ansatzweise richtig beschreibt, dann ist eine genaue Ermittlung des Sachverhaltes durch die zuständigen Stellen (Landesnotrufzentrale etc.) angezeigt.
Zur Verbesserung der Rettungsmaßnahmen ist nämlich die Nachbesprechung von Einsätzen und den getroffenen Entscheidungen essentiell. Lapidare Sätze, wie "Wo Menschen schnelle Entscheidungen treffen müssen, passieren halt Fehler.", wird die Situation sicher nicht verbessern.
Man kann nie alle Eventualitäten ausschließen, aber man kann ernsthaft versuchen, so viele Risikofaktoren wie nur möglich auszuschalten.
Wenn ich den Artikel lese, liegt der „Fehler“ darin, dass die 15 Minuten für den Schnelltest nicht abgewartet wurden. Um 12:49 startete der leere Hubschrauber, 7 Minuten später (als die 15 Minuten um waren) stellte die Notärztin am Boden einen eindeutigen negativen Schnelltest fest und der Patient hätte transportiert werden können.
Gut geschrieben Herr Franceschini. Sie könnten ja mal fragen wie man einen Rettungswagen desinfiziert. Der hat auch nicht wenig Ecken. Mehr darf ich nicht sagen.
LG Alex Handschuch
Jeder, der in den vergangenen Wochen einen Notfall hatte, weiß, wie fragil unsere Gesundheitsversorgung ist. Das ungute Gefühl, das uns beschleicht, wenn wir ins Krankenhaus müssen, darf nicht sein, auch nicht zu Covid-Zeiten. Die Erste Hilfe muss ihrem Namen wieder gerecht werden, gerade jetzt, wo sich die Angst breit macht. Krankenhäuser und die gesamte medizinische Versorgung müssen wieder Vertrauen schenken. Es kommt jetzt darauf an, eine Balance zwischen einem Coronakrisenmodus und der sicheren Versorgung von Nicht-COVID-19-Patienten zu erreichen. Machen wir uns nichts vor und stehen wir endlich zu unseren Fehlern der Vergangenheit. Lassen wir die guten Leute arbeiten, holen wir jene zurück, die gegangen sind, stellen wir gute Leute ein und das sind nicht immer jene, die gute Noten oder Curricula vorweisen, und vor allem: entrümpeln wir endlich den Apparat.