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Es ist kaum zu glauben, was da passiert ist. Offensichtlich ist es dazu auch durch einen im besonderen Fall wenig sinnvollen Einsatz von digitaler Technik gekommen (die Rede war von einer Daten-Verwechslung bei der Übertragung in Exel-Tabellen).
Die Erfahrung lehrt, dass eine händisch vorgenommene Auszählung von etwa 600 Wahlscheinen in Papierform zu einer Stichwahl mit den vorgedruckten Namen der beiden Bewerber in 15 bis 20 Minuten möglich sein und zur Ermittlung eines fehlerfreien Ergebnisses führen hätte müssen. Es hätte dazu eine Wahlkommission von 5 Mitgliedern ausgereicht, welche in einem einzigen Durchgang die Menge aller Wahlscheine auf einen Stapel zusammenlegen, daraufhin jeden Wahlschein unter den kritischen Augen aller Kommissionsmitglieder bewerten und dem einen oder anderen der beiden Kandidaten zuordnen (bzw. ungültige Stimmen auf ein drittes Paket sammeln), schließlich die Wahlscheine der beiden (bzw. drei) Pakete ein erstes und zur Kontrolle ein zweites Mal durchzählen und das Ergebnis schriftlich festhalten müssen hätte. Bei einem absolut knappen Ergebnis hätte man vorsichtshalber den gesamten Vorgang wiederholen sollen, was dann wohl eine weitere Viertelstunde Zeit in Anspruch genommen hätte.
Im Vatikan weiß man schon, warum man die Stimmzettel sofort nach der Auszählung verbrennt. Der Austausch eines Papstes wäre peinlicher als der Austausch eines SPÖ-Vorsitzenden.
Da haben die österreichischen Sozialdemokraten was von den italienischen noch zu lernen, oder auch die Berliner und nicht nur bei parteiinterne Abstimmungen.
In beide Staaten, die damals auch von Sozialdemokraten regiert wurden, gab es gravierende Fehler, die zu einer Wiederholung führten.
Die Präsidentschaftswahlen in Österreich mussten wegen fehlerhafter Wahlkarten wiederholt werden und in Berlin war es noch schlimmer.
Dort gab es zu viele Pannen. Die Begründung: "Angesichts der Vielzahl und Schwere der Wahlfehler" könne nur durch die komplette Wiederholung ein verfassungsgemäßer Zustand wieder hergestellt werden.
Vorwahlen des PD:
https://www.partitodemocratico.it/wp-content/uploads/Vademecum_primarie_...
Zu Alessandro Stenicos Kommentar: ob anderswo in Sachen Wahlen von Italien wirklich viel zu lernen ist, erscheint einigermaßen zweifelhaft.
Die Verfahren zur Abwicklung vieler allgemeiner Wahlen hierzulande darf man nämlich wohl nach wie vor als zumindest vorsintflutlich empfinden, etwa dass für nicht wenige Wählerbefragungen Abstimmungen an gleich zwei Tagen vorgesehen sind, dass für die Einrichtung der Wahllokale und deren spätere Abrüstung sogar drei-vier Tage mit mehrtätiger kostenintensive Bewachung durch Sicherheitskräfte angesetzt sind, dass dazu öffentlichte Gebäude und vorrangig Schulen ihren Betrieb unterbrechen müssen, dass die Auszählung und die Bekanntgabe erster verlässlicher Ergebnisse der Abstimmungen durchwegs viele Stunden wenn nicht halbe Tage in Anspruch nehmen und auch dass Briefwahl nur sehr eingeschränkt zugelassen ist.
Es wäre daher für eine Verschlankung und Verbilligung des Wahlgeschehens in Italien noch sehr viel Luft nach oben vorhanden.
Heinrich Zanon hat Recht, wenn er auf die italienischen Wahlgesetze verweist, die aus Angst vor Betrug nie zu einer Vereinfachung der Verfahren geführt haben.
Ich bezog mich vor allem auf die internen Abstimmungen der sozialdemokratischen Parteien, die "Vorwahlen" (die hier ohne katastrophale Fehler abliefen), aber auch auf die Fehler, die 2016 in Österreich und 2021 in Berlin von den damaligen sozialdemokratischen Regierungen gemacht wurden.
Sicherlich sind in diesen Ländern die Wahlverfahren schlanker, was auch bedeutet, dass Fehler leichter gemacht werden können.
Dennoch bin ich der gleichen Meinung wie Herr Zanon, sowohl was die übermäßig langen Wahlverfahren als auch das Fehlen der Briefwahl bei allen anderen Wahlen mit Ausnahme der Landtagswahlen betrifft.
"die aus Angst vor Betrug nie zu einer Vereinfachung der Verfahren geführt haben."
Ich vermute das es nicht um Betrug bzw. demokratische Absicherung des Wahlverfahrens geht, wir können das seit über 30 Jahren hier in D verfolgen und es wurden einem immer die Wahlunterlagen zugeschickt, bei überregionalen Wahlen sollte man die italienische Verwaltunssprache beherrschen aber ansonsten sind die Wahlverfahrens nicht aufwendiger als in D. Vielmehr steht dahinter ein Verwaltungsapperat welcher stetig um seine Daseinsberechtigung die Wahlverfahrens unnötig aufbläht und da steht D dem italienischen Staat in nichts nach nur beim Bürgerservice schneidet Italien noch wesentlich schlechter ab, da kennen wir schon einige welche aus lauter Verzweiflung über die träge Konsulatswerwaltung ihre Staatsbürgerschaft gewechselt haben. Wer schlanken und effektive Staatsverwaltung sucht schaut am besten in die nordischen Länder, da ist es vor allem kein Volkssport den Staat zu betrügen.