Eine Erwiderung auf:
http://www.salto.bz/de/article/15042013/argumente-des-freistaatlers
Ich nehme die Argumente dafür zur Kenntnis; würde aber gerne meine Sicht der Dinge darlegen. Viele Argumente zu sentimental; in der Diskussion habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass es gerade ums Eingemachte geht. Natürlich geht es um, Egoismus und natürlich um den Südtiroler Anteil an den Italienischen Staatsschulden, denen man am liebsten wegen 'vergangenem Unrechts' komplett entfliehen möchte. Mit dem "Freistaat"(welcher Fasson auch immer) bzw. der eventuellen Rückkehr zu Österreich ist vielfach die Hoffnung verbunden, den finanziellen Verbindlichkeiten Italiens entfliehen zu können. Diesen Anteil an Befürwortern soll man nicht unterschätzen.
Sezession ist Egoismus
Es ist kein Zufall daß nach jahrelangem "Schlaf" oder bestenfalls lauen Autonomiebestrebungen es gerader der Separatismus ist, der in €Krisenzeiten seine Hochzeit feiert. Es mag für Viele eine Herzensangelegenheit sein, aber ich glaube, Sezession ist vielfach ethnisch übertünchter Egoismus. Und es ist sentimental zu glauben, dass ein Staat mit einer deutschen Mehrheit von 70 Prozent nicht ziemlich deutsch sein würde. Das "Gleichberechtigte" bezweifle ich auch angesichts der Haltung der deutschen Parteien zutiefst. Dürfen Italiener bei allen heiklen Fragen als gleichberechtigte Partner auf Augenhöhe am gemeinsamen Tisch sitzen oder wird man ihnen einfach UNORichtlinien um die Ohren hauen? Sind die Modelle der Unabhängigkeitsbefürworter verhandelbar, also politikfähig? Oder werden die kleineren Ethnien damit "zwangsbeglückt"?
Was ist mit den Italienern?
Die mangelnde Rücksichtnahme auf italienische Befindlichkeiten wurde ja bereits andernorts moniert. Was die verschiedenen miteinander konkurrierenden Modelle anbelangt bräuchten sich die BBDler im Herbst nur der Wahl zu stellen. Dann wissen wir bis auf die Dritte Kommastelle genau wie die Kräfteverhältnisse zwischen den verschiedenen Versionen und Modellen sind. Die politisch Wichtigsten, so denke ich, sind jene der Freiheitlichen und der STFler, im "sezessionistischen Universum" stellen sie die übergroße Mehrheit. Der Argumentation mit dem Europarecht könnte ich sogar zustimmen. Aber wieso brauchen wir dann Sezession, wenn wir das Europarecht über Italien bereits haben? Umgekehrt setzen wir uns einem Iter aus wo wir am Ende nicht sicher sind ob er zum Ziel führt oder nicht. Dass das zutiefst unsicher ist habe ich ja bereits an anderer Stelle ausgeführt.
Geht's uns nicht gut?
Zuletzt - ich denke, eine Mehrheit der Südtiroler quer durch alle Sprachgruppen (siehe ff Umfrage im Vorfeld der Parlamentswahlen) hat mit dem Status Quo geringere Probleme als mancher der Sezessionisten denkt. Auch nicht mit der Parteienlandschaft und noch weniger mit Proporz und Zweisprachigkeit. Angesichts der Proponenten, die am meisten im Licht der Öffentlichkeit stehen ist das Mißtrauen groß und sind die Probleme in Südtirol auch zu gering. Südtirol gehört zu den Top20 Regionen Europas und hat eine Arbeitslosigkeit von fünf Prozent - Gründe warum der Themenkreis um Selbstbestimmung, Sezession und "Freistaat" bisher das Thema einer lauten Minderheit ist.
Mißtrauen den Intellektuellen
Ich mißtraue dem Sezessionismus zutiefst und gehöre daher zu den verpönten "Autonomiepatrioten". Was mir auch suspekt ist ist der Fakt, dass für viele Separatisten bei Salurn der südliche Tellerrand liegt. Und, dass ein paar Intellektuelle wesentlichen Einfluß auf die Gesamtheit der Bestrebungen haben wage ich an dieser Stelle zu bezweifeln; wieviele es sind wissen wir vielleicht im Herbst. Meiner Ansicht ist bei einem behutsamen Ausbau der heutigen Autonomie das Risiko kleiner während mir Euer Modell als Sprung ins Nichts erschient. Wo man nicht weiß, ob unten warmes Wasser, kaltes Wasser oder gar eindickes Eis ist. Nein; ich vertraue Euch nicht.
Nicht Fleisch, nicht Fisch
Bennos Argumente bezüglich der Nachbarn sind zwar ironisch und mit Humor formuliert aber auch nicht ganz von der Hand zu weisen. Die Brennergrenze ist keine normale Grenze und sie verdankt ihre Entstehung dem Ersten aber auch dem Zweiten Weltkrieg. Gleich wie beispielsweise die deutsch-polnische Grenze und auch wie die deutsch-französische Grenze und nicht zuletzt auch Österreich als international anerkannter und neutraler Staat. In den allermeisten Fällen wurde über Grenzen nicht abgestimmt. Und, nein; wir werden uns so keine Freunde machen und auch sehr entfernte Staaten werden solche Entwicklungen mit Sorgen betrachten. Rechtliche Handhaben das zu unterbinden bzw. zu hintertreiben gibt es zuhauf und diese zu unterschätzen wäre fehl am Platz. Man könnte leicht in einem "nicht Fleisch-nicht Fisch" Zustand enden. Mit einem Beispiel habe ich mich erst vor kurzer Zeit beschäftigt: "Transnistrien ist ein Möchtegernstaat, der von keinem Land der Erde anerkannt wird. Wer aber dieses seltsame Gebilde besucht, bekommt etwas Besonderes geschenkt: einen schönen Eindruck vom Alltag in der ehemaligen Sowjetunion."
Es ist nicht so einfach. Ich bezweifle auch, dass es wirklich notwendig und noch weniger, dass es wünschenswert ist.
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