Roger Pycha
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Depression

Waren auch Sie depressiv, Herr Pycha?

Am Sonntag wird der europäische Tag der Depression begangen. Rund ein Drittel der Erkrankten sucht immer noch keine Hilfe, sagt Primar Roger Pycha.
Von
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Susanne Pitro29.09.2017

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Kommentare

Bild des Benutzers Manuel Gatterer
Manuel Gatterer 02.10.2017, 08:02

Sehr geehrte Damen und Herren,
als erster psychiatrischer Genesungsbegleiter (EX-IN)
in Südtirol möchte ich zu dem obigen Interview Stellung beziehen.

Ich bin betroffen von einer schweren psychischen Erkrankung. Ich kann aber von mir behaupten, dass ich einen wertvollen Genesungsprozess durchlaufe, der es mir ermöglicht öffentlich aufzutreten. Dieser Prozess fing in der ersten Hilfe 2002 im KH Bruneck an und ist fortlaufend.

Ich bin heilfroh, dass mich die Ärzteschaft nicht für den Elektroschock indiziert sahen. Bitte man beweise mir mit wissenschaftlichen Methoden, dass ECT heilsam ist, dann könnte ich vielleicht Vertrauen in diese "Therapieform" finden.

Die psychiatrischen Dienste, wie sie in Südtirol heute sind, konzentrieren sich meines Erachtens zu sehr auf statistische Annäherungen und lassen sich wertvollstes Informationsmaterial, die Erfahrungen von Betroffenen, durch die Lappen gehen.

Ich freue mich sehr über Ihr mutiges Outing, Herr Primar. Es gibt wenige, aber dafür umso wertvollere Dienstleister*innen im Arbeitsleben die ihr eigenes betroffen Sein offen als Ressource vermitteln. Hier sind Sie mir ein Vorbild, Herr Pycha.

Wenn jedoch der Psychiatrische Dienst in Südtirol einen wissenschaftlichen Anspruch hat, dann finde ich Aussagen wie "im Krieg, in der Liebe und in der Psychiatrie ist alles erlaubt" vollkommen deplatziert und bestenfalls verwirrend. Ich war nie in einem Krieg. In einem inneren Todeskampf, ja, aber das ist nicht Krieg. Auch der psychiatrische Dienst des KH Bruneck ist seit 1945 nicht mehr im Krieg. Aber ich weiß, das dort täglich Todeskämpfe stattfinden.

Ich bin in Liebe, ich habe liebe Menschen in meinem Herzen und es schmerzt mich, wenn es einen von Ihnen nicht gut geht, und das ist immer so. Der psychiatrische Dienst Bruneck ist auch voller Liebe, aber nicht immer. Besonders wenn ein überarbeteter Arzt in der Nachtschicht seine dritte Zwangsmaßnahme setzen muss und vielleicht noch zwei Notaufnahmen anstehen, dann geht es aufgrund struktureller und systemische Engpässe vielleicht nicht mehr so liebevoll zu.

Und im psychiatrischen Dienst ist nicht alles erlaubt und das ist gut so. Bei Zwangseinweisungen muss der Bürgermeister mitentscheiden, das ist auch gut so.

Als Primar sprechen Sie primär als Profi-Psychiater und weniger für die Interessen der Betroffenen. Ich möchte mich hiermit Ihnen und Salto.BZ als Gesprächspartner aus der Betroffenen-Perspektive anbieten.

Danke, dass Sie, Herr Primar Dr. Pycha, den Mut zeigen, den öffentlichen Diskurs zu fördern. Nur so wird "der Psychiatrie" in Zukunft mehr vertraut werden.

Außerdem ist das ein unerlässlicher Schritt, damit die psychiatrischen Dienste in Zukunft auf einer solideren Basis stehen können, nämlich der einer ganzheitlichen Erfahrungswissenschaft.

Hochachtungsvoll,
Manuel Gatterer
Psychiatrischer Genesungsbegleiter nach EX-IN

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Markus Summerer 08.12.2018, 22:03

Was weiss Herr Pycha schon von einer echten Depression? Ich glaube, dass er nicht ansatzweise in der Lage ist mit seinen Patienten mitzufühlen. Ansonsten kann ich mir nicht erklären wie manche Patienten (mich eingeschlossen) von ihm behandelt wurden und vielleicht noch werden. Dieser Mann hat nur seine Karriere im Sinn, mehr will ich nicht sagen. Ich hatte Glück, Menschen anzutreffen, die das Gute in mir sahen und die mich mochten. Ich hasse Herrn Pycha nicht, was er mir angetan hat, ich habe ihm verziehen. Und vielleicht sollte Herr Pycha es auch einmal versuchen, sich an Gott zu wenden, wenn er es mit einem Menschen zu tun hat. Ich hoffe Sie lesen diese Zeilen, damit Sie wissen, dass auch ich den Mut habe öffentlich Stellung zu nehmen, was Sie anbelangt. Sie glauben wohl sicher im Ernst nicht, dass Ihnen die Menschen da draußen ihren Senf, den Sie im Radio abgeben, abnehmen. Mehr möchte ich nicht schreiben.

Bild des Benutzers Markus Summerer
Markus Summerer 15.05.2020, 14:38

"Ein Drittel sucht keine Hilfe", schreibt Roger Pycha. Wenn ich gewusst hätte, wie man mich in der Brunecker Psychiatrie behandelt, hätte ich auch irgendwo anders Hilfe gesucht. Macht einen großen Bogen darum, das ist ein guter Ratschlag von mir.

Roger Pycha
Foto: Salto.bz
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