K_Hartmann
@ Stephanie Füssenich
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Salto-Gespräch

Im Supermarkt die Welt retten?

Kathrin Hartmann schreibt über die Grünen Lügen der Nahrungsmittelindustrie. Im Interview erzählt sie von Palmölfeldern und warum richtig Konsumieren nicht die Lösung ist
Von
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Ruth Fulterer22.09.2018

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Kommentare

Bild des Benutzers kurt duschek
kurt duschek 23.09.2018, 10:08

...nur wenn wir Bürger uns aktiv wieder in die Gestaltung der Umwelt und in die politischen Entscheidungen einbringen, nur dann haben wir eine Möglichkeit, Änderungen herbeizuführen. Das WÄHLEN am 21.Oktober ist eine Pflicht und eine wichtige Gelegenheit diese Neugestaltung zu beginnen.

Bild des Benutzers Ralph Kunze (gesperrt)
Ralph Kunze (gesperrt) 24.09.2018, 11:54

Wählen wr doch schon immer Bürgerpflicht, oder täusche ich mich? Von Neugestaltung reden immer alle von allen Listen. Nachher besteht wie imme Stillstand oder Rückschritt. Hauptsache man hängt am Nippel der cash cow.Egal ob grün, rot, schwarz blau usw.Alle gleich, auch die selbsternannten Moralapostel und Weltverbesserer. Traurig aber wahr.

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Oliver H. (gesperrt) 23.09.2018, 10:26

Die Politik wird nichts ändern, einzig und allein der Konsument kann das. Mir kommt z.B. immer das Kotzen, wenn ich einen politisch aktiven Menschen sehe, der sich angeblich für Nachhaltigkeit etc. einsetzt und dann auf seinem iPhone telefoniert.
Wer sagt, es gäbe für den Konsumenten keine Möglichkeiten für bewussten Konsum, der lügt.
Man kann ein Fairphone kaufen. Man kann am Bauernmarkt bei einem Bauern einkaufen, dessen Hof man besichtigen kann. Man kann Lamm- oder Schweinefleisch von Tieren essen, bei deren Schlachtung man selbst dabei war.

Wer politische Lösungen fordert, der ist sich nur zu bequem selbst etwas zu tun.

In diesem Zusammenhang nenne ich immer wieder gerne Projekte wie https://www.theoceancleanup.com/
Nicht eine Regierung oder ein Politiker hat dieses tolle Projekt gestartet, sondern ein Minderjähriger, der die Schnauze voll hatte.

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Christoph Moar 23.09.2018, 11:36

"Die Politik wird nichts ändern, einzig und allein der Konsument kann das. "

Vs.

"Die Verbraucher verantwortlich zu machen, ist eine Bankrotterklärung der Politik, die eigentlich sicherstellen müsste, dass ich mir keine Gedanken über die Herstellung aller Produkte machen muss. "

Mir scheint, du akzeptierst, dass die Politik nichts ändert. Ich nicht. Die Politik sind wir, ich wir haben ein Interesse daran, dass Regeln und Gesetze unser Wirtschafts-, Zusammen- und überhaupt unser Überleben regeln. Wenn ich das nicht von der Politik erwarten und verlangen darf, sondern Schultern zuckend (oder gar hoffend) akzeptiere, dass von dort nichts kommt, und dass der Kleine von auch aus auch gegen den Stärkeren stellen soll, hab ich schon Bankrott erklärt.

Im Far West gab es auch wenig Regeln. Ich bin froh, dass ich nicht in jener Gesellschaft Leben muss.

Bild des Benutzers Oliver H. (gesperrt)
Oliver H. (gesperrt) 23.09.2018, 12:27

Das Eine und das Andere schließen sich nicht automatisch aus. Es geht darum, wie man es aufzieht. Dezentrale politische Entscheidungen können durchaus sinnvoll sein.

Meine Kritik ist in erster Linie durch Problematiken wie die Folgenden begründet:
1. Wenn man sagt, der Staat ist zuständig, macht man es wie Pontius Pilatus - man schiebt die Verantwortung ab, damit man selbst kein schlechtes Gewissen haben muss. Dann kann man sagen: Ja was habt ihr denn, ich bin halt nur ein normaler Bürger und ich werde so lange Billigfleisch und von Kindern in Südostasien genähte Kleidung kaufen, bis der Staat etwas macht.
2. führen Regulierungen oft zu ungewünschten Folgen. Aufgrund des Glühbirnenverbotes, entstand eine Quecksilberproblematik. Was wird wohl passieren, wenn man z.B. Plastik verbietet? Ist mit problematischen Chemikalien beschichtetes Papier etwa besser als Plastik? Denn so etwas wird dann kommen.
Beim Palmöl ist es dasselbe. Wenn man nun Palmöl verbietet oder stark bezollt, wird man halt etwas Anderes hernehmen.

Die problematischen Mechanismen werden dadurch nur verlagert, grundlegend kann man nur über den Konsum oder über die Erzeugung toller, nachhaltiger Produkte etwas ändern.

Bild des Benutzers Sepp Bacher
Sepp Bacher 23.09.2018, 17:10

Oliver, dieses Mal kann ich mit deinen Äußerungen mal gar nicht einverstanden sein. Du schreibst „Die Politik wird nichts ändern, einzig und allein der Konsument kann das.“ Und „Wer politische Lösungen fordert, der ist sich nur zu bequem selbst etwas zu tun.“ Die Autorin sagt aber z. B. „Aber die Regierung will so eine Veränderung natürlich verhindern – auch mit Hilfe des Militärs.“ Was soll der Konsument gegen die Regierung und das Militär machen? Mit den obigen Aussagen stellst du dich voll gegen das Anliegen der Autorin, und auch ich denke, dass man als Konsument da völlig überfordert ist. Zum Beispiel das Fairphone: wer garantiert mir, dass nicht dort auch eine Lüge dahintersteckt? Ich habe eine Doku über fairen Tee gesehen. Das Filmteam kam zu einem fairen Großproduzenten, der damit gut verdiente, den höheren Erlös aber nur zu einem kleinen Teil und nur an ausgewählte loyale Mitarbeiter weitergab. Er meinte, das mit Fair wäre ja sowieso ein nur Marketing gack.
Dann „Man kann am Bauernmarkt bei einem Bauern einkaufen, dessen Hof man besichtigen kann. Man kann Lamm- oder Schweinefleisch von Tieren essen, bei deren Schlachtung man selbst dabei war.“ Also jeder kritische Konsument färt mit seinem Auto zu Bauernhof für die jeweiligen Anlässe? Sehr ökologisch oder grün! Ich finde die Bauernmärkte die bessere Lösung, weiß aber dass das noch keine Garantie ist. Bauern dürfen laut Gesetz – so wie die Rote Hahn-Betriebe – einen Teil auch dazu kaufen und das kann auch von der Großmarkthalle kommen. Und ob der Bauer ökologisch wirtschaftet, ist auch nicht gesagt. Besser auch da skeptisch zu sein!

Bild des Benutzers Christian Mair
Christian Mair 27.09.2018, 10:45

@OliverHopfgartner:
Die Ideologie des Liberalismus vernebelt wiedereinmal einen rationalen und auf Hausverstand beruhenden Lösungsansatz.
Selbst wenn man im Planetensystem deiner Denkweise bleibt, kann es doch nicht sein, dass der Bürger zu einem Konsumenten degradiert wird, der für die Lösung von ökologischen und sozialen PRobleme verantwortlich gemacht wird und zuständig ist. Ist es nicht der Stärkere, der in die PResche springen muss?
Bei Unterscheidung zwischen Staat und Individuum wird auf die Gesellschaft vergessen. Ist es nicht die Einnahme einer kollektiven Perspektive, die den Staat und hoffentlich Demokratie erst legitimiert und im besten Falle das Gemeinwohl aller als Ziel verfolgt?
Das Beispiel Landwirtschaft führt uns glasklar vor Augen, dass eine sinnvolle lokale und somit ökologische Versorgung mit NAhrungsmitteln nur durch Regulierung gewährleistet werden kann. Alle Bestrebungen von Regionalgeld, Steuererleichterungen, Subventionen könnten für das Ziel Nahrungssouverenität aufgewendet werden. Der freie MArkt ist im Bereich Landwirtschaft sowieso ein Märchen. Die EU hat nämlich Zölle für landwirtschaftliche Güter....

Bild des Benutzers gorgias
gorgias 23.09.2018, 14:33

>Es wird unter Garantie nicht passieren, dass ein kritische Masse „schlechte“ Produkte boykottiert. Diese falsche Hoffnung führt tatsächlich zu Resignation.<

Ich finde das ist der Kern der Botschaft. Die Bobos und Lohas sind der kastrierte Citoyen, der anstatt sich politisch zu Artikulieren sich auf sein privates Klein-Klein zurückzieht und mit seiner Ersatzonanie für politischisches Engagement glaubt die Welt zu retten.

Ich verstehe einereits, wenn Oliver H. auf die Gefahr hinweist, wenn man verlangt dass der Staats richten soll und sich dann zurücklehnt. Es braucht den Willen des einzelnen Initiative zu ergreifen. Doch nicht als Konsument und Einzelkämpfer, sondern als politisches Subjekt diesen Willen zu formulieren und einzufordern. Das ist natürlich langwierig und die Ergebnisse werden sehr lange nicht sichtbar sein. Das kann man nicht alleine tun, sondern braucht eine Gruppe, eine Pressuregroup.
Es braucht auch Mut auf das Große und Ganze zu sehen und als Einzelner seine Ohmacht auszuhalten. Wer sich aber dann mit dem Recycling von Joghurtbecher davon ablenken lässt, regrediert wieder zum Idiotos.

Märkte enstehen zwar spontan, benötigen aber gewisse Rahmenbedinungen. Es gibt keinen reinen Markt der funktioniert ohne jegliche Form von Eingriff. Der Kapitalismus ging immer in Symbiose mit der Politik um erfolgreich zu sein. Wer strukturelle und systemische Probleme mit einzelinterventionen Lösen will wird unweigerlich scheitern.

Warum als Individum jeden Tag gegen den Strom schwimmen, als Gruppe einmal den Strom in die richtige Richtung zu leiten. Das wäre die nachhaltige Lösung. Das wäre die weise Lösung.

Bild des Benutzers Morris Peintner
Morris Peintner 23.09.2018, 20:18

Wenn sich ein Land nur zu 93% selbst mit Lebensmitten versorgen kann, dann läuft dort etwas gewaltig schief. Da nützt dann auch der Titel Exportweltmeister nix, wenn man ständig in Abhängigkeit anderer Länder ist.

Bild des Benutzers Peter Gasser
Peter Gasser 24.09.2018, 18:26

naja, Orangen, Bananen, Ananas, Zimt, Kakao, Kaffee u.v. a. geht halt in BRD klimatisch (noch) nicht... und auch bei den 93% aus heimischer Produktion dürfen Sie sich dann nicht wundern, wenn Sie aus deutscher Produktion monatlich etwa das Doppelte an Geld für die Nahrung ausgeben müssten, was dann dazu führt, dass die Event- und Freizeitindustrie zusammenbricht, mit ihr auch die Urlaubsindustrie, das auch in anderen Ländern, also auch die Tourismusbranche insgesamt einbricht, und mit leerstehenden Hotels dann auch die Handwerksbetriebe... es hängt halt alles ineinander verwoben voneinander ab... helfen würde nur ein Herunterfahren der Ansprüche und mehr Genügsamkeit.

Bild des Benutzers Morris Peintner
Morris Peintner 24.09.2018, 20:46

Natürlich. Und aus dem Wasserhahn kommt dann auch kein Wasser mehr, oder?

Bild des Benutzers Christian Mair
Christian Mair 27.09.2018, 10:47

Wie könnte man "Herunterfahren der Ansprüche und mehr Genügsamkeit" der Konsumentenaristokratie beibringen?

Bild des Benutzers Paul Stubenruss
Paul Stubenruss 24.09.2018, 11:22

Wenn Sie im Kaufhaus beobachten was so alles in den Einkaufswagen gelegt wird, dann kann man daraus schließen, das vielfach die eigene Gesundheit egal ist. Wenn aber schon die eigene Gesundheit egal ist, um so mehr gilt das für die Umwelt.

Bild des Benutzers Christian Mair
Christian Mair 27.09.2018, 10:46

Danke für dieses interessante und wichtige Interview.
Die Entlarvung des greenwashings als modernen Ablasshandel, der das "weiterso" zementiert ist wichtig. Der Liberalismus hat es geschafft, die Verantwortung auf den Einzelnen abzuwälzen, ohne dass die Unternehmen für soziale, ökologische und wirtschaftliche Folgekosten belangt werden können. Ausserdem wird der souverände Bürger, der citoyen, der eigentlich die politische Sache gestalten sollte zu einem Konsumenten degradiert. Klar macht auch das persönliche Verhalten einen Unterschied. Aber nur durch die Einnahme einer kollektiven Perspektive können die rechtlichen Voraussetzungen geändert werden.

K_Hartmann
@ Stephanie Füssenich
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