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Findet es sonst niemand erschreckend, wenn Schulen beauftragt werden solche Daten über ihre Schutzbefohlenen zu erheben?
Mich würde auch interessieren was genau mit "Derzeit wird an den Südtiroler Schulen im Auftrag des Südtiroler Sanitätsbetriebes ein Fragebogen der Kinder- und Jugendpsychiatrie verteilt" gemeint ist.
Wer füllt denn diesen Fragebogen für unsere Kinder aus und warum. Habe wir Eltern hier ein Mitspracherecht, ob wir so einen Fragebogen ausfüllen wollen oder nicht ?
So wie ich es im Bild aus dem Alto Adige entnehme, wurde der TRF (Teacher's Report Form) verteilt, also nehme ich an, dass dieses "Assessment Tool of behavioral and emotional problems" wohl vom Unterichtspersonal ausgefüllt werden sollte.
Ob die Eltern um Zustimmung gebeten wurden, wäre interessant zu wissen, doch wenn ich sehe, dass sich kaum jemand daran stößt, wenn über vorbehaltlich gesunden Kinder Daten mit einem Bewertungsinstrument gesammelt werden, welches ansonsten im diagnostischen Prozess bei jungen Patientinnen und Patienten mit neuropsychiatrischen Beschwerden verwendet wird, dann bekomme ich dystopische Gedanken: werden in einem zweiten Schritt nach der Auswertung die Eltern samt Kinder zu einem vertiefenden Gespräch in die Kinder- und Jugendpsychiatrie gebeten, falls der vom Lehrpersonal vergebene Score über dem Durchnschitt ist?
Wer kennt den Witz, den sich Ärzte gerne erzählen: Gesund sein heisst, es gab bisher nur zu wenig Untersuchungen...
Auch wenn es hier niemand hören will: es gibt zahlreiche Fragestellungen in denen diese Frage durchaus medizinische Relevanz hat, es gibt z.B. Medikamente die bei Schwarzen wirken und bei Weißen nicht und viceversa. Es ist also logisch dass Amerikaner das abfragen. Aber bei uns wird man wegen einer zu wörtlichen Übersetzung hysterisch. Was ist das Problem? Mit Rassismus hat das jedenfalls nichts zu tun. Rassismus geht nämlich immer mit einer Wertung/Hierarchieableitung einher.
Das die genetische Zusammensetzung des individuellen Erbguts eine Rolle bei der Wirksamkeit von Medikamenten oder bei den funktionellen Möglichkeiten des individuellen Körpers hat stellt glaube ich wirklich niemand in Abrede. Dass aus medizinischer Sicht die Erfassung des genetischen Typs eines Patienten oder Probanden sinnvoll ist steht ebenfalls nicht zur Diskussion - darum enthalten diese standardisierten Fragebögen auch diese Frage. Falsch ist aber, dass der Begriff "Rasse" die richtige Formulierung ist. Die wesentlichen genetischen Unterschiede, um die es aus medizinischer Sicht geht, decken sich nur unzureichend mit der laienhaften Definition von Rasse. Erwünscht wäre eigentlich die Frage nach einem genetischen Profil des Probanden, was aber naturgemäß noch nicht individuell verbreitet verfügbar ist. Darum nähert man sich den wesentlichen Merkmalen mit Fragestellungen nach Phänotyp oder zum Beispiel kontinentalen Typen, die eine regionale Segmentierung des Erbguts annähern. Weniger Aussehen, mehr Region, ist das Kriterium, das korrekterere Segmentierung bei zum Beispiel Arzneimittelverträglichkeit ermöglicht. So haben eigentlich alle Recht, die, die den Begriff Rasse als in diesem Zusammenhang falsch darstellen, und die, die aus medizinischer Sicht eine Klassifizierung der Menschen nach Gentyp erwünschen.
Zur Hysterie stimme ich dir aber zu. Fehler passieren, und wenn jemand ohne Fachkenntnis mit der Übersetzung beauftragt wird passiert sowas. Mir scheint, Zerzer hat hier völlig richtig erklärt, dass sowas passieren kann.
Beim Menschen (homo sapiens) gibt es keine Unterarten oder Rassen.
Was es nicht gibt, kann man nicht angeben.
Wie erklärst du dir dann, dass der Blutdrucksenker BiDil bei Weißen nachweislich wirkungslos ist und bei Schwarzen effektiv den Blutdruck senkt?
Es gibt phänotypisch und genotypische Unterschiede zwischen Schwarzen, Weißen, amerikanischen Ureinwohnern und Asiaten.
Ob diese Unterschiede ausreichen um von Rassen zu sprechen oder ob es bessere Begriffe gibt, ist eine berechtigte Frage.
Einteilungen in Nordid, Dinarid, Osteuropid, Mediterranid oder Orientalid haben in der Tat wissenschaftlich keine Grundlage. Bei Schwarzen, Weißen und Asiaten hingegen macht es medizinisch sehr wohl Sinn danach zu fragen.
Die Tatsache, dass jemand das Gen hat, dass eine schwarze Hautfarbe verursacht (eine reine Adaption an die Lebensumwelt), ist nicht der Grund, dass bestimmte Medikamente nicht greifen. Sondern es ist so, dass in der Population, die das "schwarze Hautfarbe Gen" hat, auch eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit vorliegt, dass das für das Medikament eigentlich relevante Gen vorliegt. Die dunkle Hautfarbe ist also nicht das Kriterium, sondern ein Indikator für das Kriterium.
Für Patienten mit afrikanischer Abstammung wurde zum Beispiel das von dir angesprochene Herzmittel BiDil auf den Markt gebracht, nachdem sich herausgestellt hatte, dass sie wesentlich häufiger eine bestimmte Genvariante für das Gewebshormon Angiotensin besitzen, das eine Schlüsselrolle bei der Regulation des Blutdrucks spielt. Hier siehst du aber auch den Unterschied: es ist nicht die Hautfarbe, oder das diffuse Konzept von "Rasse", das ausschlaggebend ist, sondern das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von einer bestimmten Genvariante. Im Idealfall wäre also die Erfassung des Gentyps toll (was, wie ich schrieb, naturgemäß derzeit nicht breit gefächtert vorliegt).
Studien weisen aber ziemlich deutlich darauf hin, dass der Indikator "Hautfarbe" zwar für den Mediziner, meinetwegen den Notfallmediziner, auf den ersten Blick taugen mag - aber einfach nicht präzise ist. Präziser sei wohl eine regionale Klassifikation, denn diese bilde anthropologisch relevante Genpoolwahrscheinlichkeiten besser ab als die Hautfarbe.
Ich habe gelesen, dass unter Genpoolgesichtspunkt manche afrikanische Etnien beispielsweise eher als nicht afrikanisch klassifiziert würden, was eine reine Betrachtung der Hautfarbe hingegen nicht hergeben würde.
Medizinisch mag es manchmal nützlich sein, sich an der Hautfarbe der Menschen zu orientieren, aber als Pharmaforscher muss man die Haut ignorieren und die eigentlichen Gene betrachten, die sich nicht identisch wie das eine Hautfarbengen verteilen, sondern eher von einer regionalen Betrachtung aus ausbreiten.
Rassen und auch jede andere Taxonomie bleiben aber eigentlich eine menschliche Erfindung, die am Ende ein soziales Konstrukte darstellt. Angesichts des Unheils, den der Rassebegriff schon auf der ganzen Welt angezettelt hat ist es nicht verkehrt, hier Zurückhaltung anzuwenden und mit Begrifflichkeiten vorsichtig umzugehen. Wenn ich Zerzers Rückmeldung lese, sollte dies kein Problem sein.
Wie du auch bereits oben geschrieben hast, sind es natürlich vergesellschaftete Gene, die für diese Sachverhalte verantwortlich sind.
Statistisch lassen sich diese Genunterschiede allerdings in einigen Bereichen einwandfrei anhand der Hautfarbe einteilen. Die evidenzbasierte Medizin orientiert sich an derartigen Statistiken: Wenn man weiß, dass 80% der Menschen Medikament A gut vertragen und Medikament A gut wirksam ist, dann fängt man mit Medikament A an. Stellt sich am behandelten Individuum heraus, dass aufgrund der individuellen Konstellation Medikament A schlecht oder nur mit starken Nebenwirkungen wirkt, wechselt man auf Medikament B.
Das Spektrum zwischen der falschen Aussage "alle Menschen sind gleich, es gibt keine Unterschiede" und Rassismus ist sehr breit. Wie schon gesagt: Rassismus beginnt für mich dann, wenn Wertung und Hierarchieableitung dazukommen.
Ich finde es deshalb nicht sinnvoll, wenn man Unterschiede leugnet, weil man Angst hat deren Anerkennung könnte zu rassistischen Zwecken missbraucht werden.
Oben steht: "Das Spektrum zwischen der falschen Aussage "alle Menschen sind gleich, es gibt keine Unterschiede" und Rassismus ist sehr breit":
Die Aussage "alle Menschen sind gleich" bezieht sich auf deren Würde als Menschen, und hierbei ist diese Aussage NICHT FALSCH, sondern richtig.
Rasse/Rassismus bezieht sich auf biologisch/genetische Unterschiede mit meist wertendem Bezug: hier ist richtig, dass JEDER Mensch ein biologisch/genetisches Unikat ist.
Im Post steht geschrieben:
"Es gibt phänotypisch und genotypische Unterschiede zwischen Schwarzen, Weißen, amerikanischen Ureinwohnern und Asiaten":
Es gibt genauso "phänotypische und genotypische Unterschiede" zwischen mir, meiner Frau und meiner Tochter. Möglicherweise ist die Gesamtvarianz zwischen mir und meiner Frau (auch aus Südtirol) sogar größer als die Gesamtvarianz zwischen mir und einem Marokkaner. Das sind anerkannte Fakten.
und? Das steht in keiner Weise im Widerspruch zu meiner Aussage. Theoretisch ist es sogar möglich, dass ich und mein Bruder uns gentisch gesehen zu über 90% unterscheiden, sofern unsere Eltern sich genetisch ausreichend unterscheiden.
Individuelle Varianz hebt Gruppenunterschiede nicht auf. Nur weil es Raucher gibt, die nie Lungenkrebs oder chronische Bronchitis bekommen, macht das Rauchen schließlich auch nicht harmlos.
Obwohl wie du beschreibst die genetische Varianz zwischen zwei Schwarzen größer sein kann (und häufig auch ist) als die Unterschiede zwischen Schwarzen und Weißen insgesamt, so haben Medikamentenstudien doch gezeigt, dass Medikamente bei Schwarzen und Weißen insgesamt gesehen unterschiedlich wirken.
Entscheidend ist nämlich auch in welchen Genen die Unterschiede liegen. Diese von dir genannten Fakten konterkarieren die bisherigen Ausssagen also nicht.
Was ist deine persönliche Meinung zu meiner Aussage, dass Rassismus nicht durch die Anerkennung von Unterschieden zwischen Schwarzen und Weißen gekennzeichnet ist, sondern durch die Ableitung einer Hierarchie bzw. Wertung dazukommen.
Dass sich die Aussage alle Menschen seien gleich ausschließlich auf Würde bezieht, ist eine enge Definition. Frag doch mal einen Lehrer ob er sagen würde die Schüler in einer Klasse seien gleich. Zu sagen "alle Menschen sind gleich" oder "alle Menschen haben dieselbe (Menschen-)Würde" sind zwei völlig voneinander unterschiedliche Dinge. Es ist doch gerade die Verschiedenheit der Menschen, welche die Verteidigung individueller Rechte so wichtig macht.
... zur Diskussion standen nicht "Gruppenunterschiede", sondern die Verwendung des Begriffes "Rasse" für Menschen.
Zum Rest: genau das findet sich in meinem post von 19:50 Uhr in 2 Sätzen.
"Im Namen des Südtiroler Sanitätsbetriebes entschuldige ich mich für die Verwendung in diesem Zusammenhang" - na, das sind schon mal ganz neue Töne. Einen Fehler eingestehen - bravo, Herr Zerzer.
So einen Tam Tam machen wegen einer nicht 100% korrekten Übersetzung eines Wortes mit 4 Buchstaben!
Grosse Probleme scheinen die Leute hier echt nicht zu haben...
Menschen in "Rassen" einzuteilen ist heutzutage wohl nicht nur obsolet, sondern - da meist abwertend benutzt - zu recht öffentlich nicht anzuwenden. es gibt keine Rassen beim homo sapiens. Erstaunlich, dass dies bei manchen immer noch "schwierig" anzunehmen scheint.