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Progressiver Rückzug

Durch verfehlte Symbol- und Identitätspolitik verlieren linksliberale und progressive Kräfte in der gesamten westlichen Welt sukzessive an Zustimmung. Hört die Signale!
Von
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Haimo Perkmann08.09.2019

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Kommentare

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Heinrich Zanon 08.09.2019, 09:45

Soll man da - nach grammatikalischen Ausrutschern und falscher Datierung in der Überschrift - noch weiterlesen?

Bild des Benutzers gorgias
gorgias 08.09.2019, 09:55

Für die Vordatierung kann der Autor jedenfall nichts. Das wird automatisch vom System erstellt und kann nicht manuell gesetzt werden. Salto soll bitte der Sache nachgehen.

Bild des Benutzers Elisabeth Garber
Elisabeth Garber 08.09.2019, 11:33

Und wie! Ein phantastisch erhellender Beitrag meines Ermessens.

Bild des Benutzers Michael Bockhorni
Michael Bockhorni 08.09.2019, 11:01

@Zanon: nein, es gibt im Leben nichts wesentlicheres als eine korrekte Grammatik und Datierung. Das hat linke wie rechte Politik noch nicht kapiert.

Bild des Benutzers Sepp Bacher
Sepp Bacher 08.09.2019, 12:53

Obwohl mir das Lesen dieses wissenschaftlichen Beitrages sehr viel Mühe bereitet hat - ich musste viele Fremdwörter erst nachschlagen - habe ich Themen darin entdeckt, die mir auch oft Unbehagen bereiten. Es tun gut zu erfahren, dass die eigene Intuition auch soziologische, sozialpsychologische Themen sind und meinem Unbehagen einen Namen geben. Danke Herr Perkmann!

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Martin Daniel 08.09.2019, 19:21

Wer nicht weiterliest, versäumt eine vortreffliche synthetische Analyse des Niedergangs der linken und linksliberalen Kräfte in den letzten 15-20 Jahren.
Die liberale Linke hat sich im Namen der Emanzipation (ich würde hinzufügen: und der Toleranz) auf die Rechte der Minderheiten konzentriert und ihre Stammwählerschaft, die historisch nun mal die männliche weiße Arbeiterklasse war, - sträflicherweise, wie sich im Nachhinein zeigt - vernachlässigt. Diese gesellschaftliche Schicht wurde von den Folgen der Globalisierung am härtesten getroffen, in Europa wie in den USA. Bei ihr war der "Reibungsverlust" der Verlagerung des volkswirtschaftlichen Schwerpunkts von der Industrie zum Dienstleistungs- und v.a. in den IT-Bereich am größten.
Im Kampf des gebildeten und wohlsituierten liberalen Großstadtbürgertums um die Rechte unzähliger Minderheiten scheint die Sozialdemokratie in der Tat jenen gegen die Unterschiede zwischen arm und reich vernachlässigt und sich den Konzernen als Herren der Globalisierung nahezu kampflos ergeben haben. Wenn man sich die Ergebnisse dieser Art von links-liberaler Politik vergegenwärtigt, dann haben wir die aus wohlsituiertem Bildungsbürgertum stammende Karrierefrau, die alle Freiheiten der Emanzipation - beruflicher wie privater und politischer Natur - genießt, während bei ihrer Putzfrau von alledem nichts angekommen ist. Für sie, die sich mit diversen Jobs über Wasser zu halten versucht, kümmerte sich zuletzt kaum ein Politiker (die Umbennung ihres Jobs in ein politisch korrektes "Reinigungskraft" dürfte sie wohl gern gegen 50 Euro mehr in der Tasche eintauschen wollen). Ähnlich dürfte es den Feuerwehrleuten in London ergehen, die sich ein Wohnen in der Stadt nicht mehr leisten können und aus einem entfernten Vorort täglich 3 Stunden zum Arbeitsplatz pendeln und deren Kinder auch nicht annähernd dieselben Chancen des Nachwuchses der betuchten Innenstadtbewohner haben. Die Politik wird bei ihnen nicht groß punkten mit dem Verweis auf das Privileg in einer weltoffenen, toleranten und liberalen Metropole zu arbeiten, die als erste einen muslimischen Bürgermeister wählte. Die Wirkkraft von Symbolik und Idealen erfährt dort ihre Grenzen, wo Menschen im Alltag, v.a. wirtschaftlich, den Kürzeren ziehen und sich nicht vertreten fühlen.
Ein Bekannter, weltgereister Freigeist und Links-Alternativer, heute tätig in einer der ungeschütztesten Kategorien im Lande, beschreibt seine Perspektive u.a. so: Ausländische Arbeitskräfte würden in, von körperlicher Arbeit dominierten Branchen ins Land gelotst und die Lohnkosten an die Schmerzgrenze gedrückt. Er habe sich für Multikulti und die Schwulen eingesetzt, aber keiner von diesen hätte sich je für Benachteiligte wie ihn stark gemacht. Keine Lobby und keine Gewerkschaft hinter sich, interessiere sich auch keine Partei für Erwerbstätige in prekären Berufsgruppen wie der seinen. Diese Erfahrung kann einen Einzelfall widerspiegeln oder beispielhaft für viele weitere stehen, jedenfalls könnte sie Anlass sein, die Frage der Prioritäten heutiger linker Politik zu stellen: Was ist, zugespitzt formuliert, dringlicher - die Klärung der Frage, ob man deutsche Staatsbürger mit augenscheinlichem Migrationshintergrund beim Kennenlernen nach ihrer Herkunft fragen darf oder der Klassenunterschied zwischen protegierten Lizenz-Taxifahrern und den 'pro forma' selbstständigen Essenspaketboten, den sog. "riders", von denen sich gar einige in der Armenmensa verpflegen?
Nicht Trump, Farage, Le Pen und Salvini sind das Problem, sondern - und das hebt dieser Artikel trefflich hervor - eine Politik, die die konkreten Bedürfnisse breiter Bevölkerungsschichten nicht mehr wahrnahm (-nimmt). Da brauchten Populisten und Souveränisten nur ein paar plumpe Sprüche herunterzuleiern, um millionenweise Stimmen zu mähen - und den westlichen Demokratien das Fürchten zu lehren.

Bild des Benutzers Martin Daniel
Martin Daniel 08.09.2019, 19:24

@redaktion: könnte das bitte als kommentar und nicht als antwort auf einen anderen kommentar angezeigt werden? vielen dank!

Bild des Benutzers Salto Community Management
Salto Community Management 08.09.2019, 20:10

Leider haben wir kein Instrument, um Kommentare schnell und zuverlässig zu verschieben. Sorry.

Bild des Benutzers Klaus Griesser
Klaus Griesser 08.09.2019, 20:02

Ich finde diese allumfassende Interpretation letzten Endes verwirrend und demoralisierend. Klärender und zielgerichteter ist für mich Prof. Rainer Mausfeld
https://www.youtube.com/watch?v=Rx5SZrOsb6M

Bild des Benutzers Georg Lechner
Georg Lechner 09.09.2019, 07:28

Diese hier erwähnten "Eigenfehler" der "Linken" treffen zu (sie waren etwa dafür maßgeblich, dass in Ö. die Grünen 2017 aus dem Nationalrat geflogen sind) und sind zu reflektieren. Daneben ist aber auch im Auge zu behalten, was an früheren Fehlern und Aktionen der Gegenseite zu diesen Folgefehlern geführt hat.
Am Anfang standen wohl eine Überschätzung des eigenen Machtapparates und fehlende Bildungsarbeit, begleitet von moralisch zweifelhaften Exponenten (wie Craxi in Italien, Blecha und Gratz in Ö.) und die Öffnung des Medienmarktes für die Interessen der Reichen. Berlusconi hat solcherart Craxi und Andreotti nach Strich und Faden vorgeführt, diese Parteien sind mittlerweile untergegangen. In D. sind das inzwischen zerlegte Kirch - Imperium (an dem Berlusconi auch beteiligt war) und der Bertelsmann - Konzern ganz deutlich der rechten Reichshälfte zuzurechnen. In Ö. lief die rechte Propaganda über die Kronenzeitung, zu deren Gründung der frühere ÖGB-Präsident Olah widerrechtlich das Startkapital beigesteuert hatte, was die SPÖ lange nicht kapierte, weil sich der Herausgeber Dichand vordergründig gegen die ÖVP positionierte. Der zweite Kapitalfehler war die Mitwirkung bei der rechtlichen Zementierung von Neoliberalismus und Militarismus (WTO-Vereinbarungen, Verträge von Lissabon und Vorläufer "Verfassungsvertrag") und der Teilnahme (D,I)/Billigung (Ö.) bei völkerrechtswidrigen Kriegen; verschärft durch die sozialen Probleme infolge der US-Hochzinspolitik in den frühen 90ern.
Die ÖGB-Führung hatte die arbeitnehmerfeindlichen Tendenzen im Verfassungsvertrag erkannt und explizit benannt, fiel dann aber aus Parteiräson um und stimmte im April 2005 für den Verfassungsvertrag.

Bild des Benutzers Elisabeth Garber
Elisabeth Garber 09.09.2019, 09:05

Kein weiterer Kommentar. Die Kommentare zum Artikel sind durchwegs auch lesenswert. Hoffe, nicht komplett "off topic" zu sein.
https://www.derstandard.at/story/2000108293091/neue-kurz-biografie-die-v...

Bild des Benutzers Karl Trojer
Karl Trojer 12.09.2019, 11:09

Das Mittelalter war menschenfreundlicher als die derzeitigen Rechts-Populisten...
Jeder Mensch, jede Gemeinschaft wünscht sich Klarheit über die eigene Identität und braucht diese auch, um Anderen auf Augenhöhe begegnen zu können. Ich habe den Eindruck, dass wir in unserer Zeit, ob der digitalen Beiläufigkeit und des Konsumrausches im Unklaren schwimmen und wir uns, ob der vielen auf uns einprasselnden Informationen, verloren erleben. Schlussfolgerung : wir müssen uns auf das Wenige aber Wesentliche besinnen ! Ich schlage vor, dass wir unsere persönliche und gemeinschaftliche Identität aus folgenden Werten ableiten :
- Beachtung der Menschenrechte
- Praktizieren von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung der
Verschiedenheiten
- Bewahrung und Stärkung der Demokratie, mit ihren zwei Säulen, der
parlamentarischen bzw. der direkten Demokratie (wobei letztere nicht mit
Abstimmungen auf einer privaten Internet-Plattform verwechselt werden darf,
sondern sich auf umfassend menschenrechtliche und transparente Regeln
stützen muss).

Bild des Benutzers Rufer Peter (gesperrt)
Rufer Peter (gesperrt) 06.10.2019, 12:25

Im nächsten Jahr hat der Wähler in den USA selber die Gelegenheit über die Amtsenthebung von D. Trump zu entscheiden. Die Angst davor scheint bei den Demokraten recht gross zu sein.

Bild des Benutzers gorgias
gorgias 06.10.2019, 12:36

Sie vermischen zwei Dinge. Es wäre so als ob Sie sagen würden, man bräuchte Berlusconi keinen Prozess machen und ihn unvereinbar mit einem politischen Amt zu erklären, weil die Wähler eh selbst entscheiden können.
Wahlen hebeln der Rechtsstaat nicht aus.

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