Kein politischer Leader hat zehn Tage nach dem Austritts-Referendum seine Position beibehalten. Premier, Remain-Befürworter und Referendums-Verlierer Cameron: zurückgetreten. Brexit-Wortführer und Referendums-Gewinner Johnson: verzichtet auf Cameron-Nachfolge (und wohl auch auf weitere Karriere in der Politik). Oppositionsführer, Remain-Befürworter und Referendums-Mitverlierer Corbyn: vom Gros seiner Partei zum Rückzug aufgefordert. Und nun: Nigel Farage, Bannerträger des Brexit, der erste britische Leader, der den Austritt seines Landes aus der EU verlangte und zum Kernpunkt seiner Partei erhob, Referendums-Gewinner: zurückgetreten.
Kann keiner von ihnen mit der Situation umgehen? Hat niemand von ihnen mit diesem Ergebnis gerechnet und nur mit dem Säbel rasseln wollen? War am Ende doch alles nur ein Unfall, mit Nebenwirkungen für einen ganzen Kontinent? Dann wären all die rationalen Erklärungsversuche, die von der europäischen Austeritätspolitik über die Flüchtlingskrise bis zum Demokratiedefizit der EU und dem Egoismus der Nationalstaaten reichen zumindest auf den Prüfstand zu stellen. Wer weiß, vielleicht spielten hier der Zufall, persönliche Egoismen und irrationale Beweggründe die entscheidende Rolle. Wir werden es wohl nie mit Sicherheit erfahren.
Kommentar schreiben
Zum Kommentieren bitte einloggen!Kommentare