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Regierung in Rom

Die wundersame Abschaffung der Provinzen

Keine Abschaffung vorläufig, sondern eine Aushöhlung. Mit dem derzeit im Parlament diskutierten Gesetz zur Abschaffung der Provinzen sollen die Wahlen für die Provinzparlamente gestrichen werden. Außerdem sollen die Gehälter in den Regionalräten stark gekürzt werden.
Di
Ritratto di Christine Helfer
Christine Helfer28.03.2014

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Ritratto di Benno Kusstatscher
Benno Kusstatscher 28 Marzo, 2014 - 15:09
Vielen Dank, Gerhard Mumelter, ich war schon kurz vorm Verzweifeln, dass dieses Thema hierzulande überhaupt nicht medial aufgearbeitet wird. Ich hatte mich gar schon daran versucht, den Gesetzestext selbst zu lesen, aber nach aufkommender Übelkeit das Vorhaben bleiben lassen. Ein paar Punkte zur Ergänzung: - Erstens ist das ganze Gesetz extrem parteipolitisch besetzt. In unseren unmittelbaren Nachbarprovinzen zerfleischen sich so gut wie alle Parteien gegen den PD. http://www.giornaledisondrio.it/notizie/politica/sondrio-sertori-ddl-del-rio-errore-imperdonabile-3275452.html „Unser“ Gianclaudio Bressa wird selbst in der Stadt, in der er einst beliebter Bürgermeister war, mittlerweile ausgepfiffen. Während sich der PD selbst feiert "Il riconoscimento della specificità montana è un risultato storico per i nostri territori" http://www.giornaledisondrio.it/notizie/politica/sondrio-del-barba-province-montane-risultato-storico-3275451.html werden jetzt auch ganz andere, sehr klare Worte vom südlichen PD hörbar: http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=wS-VdshYHgQ Man würde doch glauben, dass bei einem Gesetz dieser Dimension mehr Konsens seitens der Bevölkerung und anderer Parteien gesucht würde, anstatt es brachial durchzuziehen, nur um vor den Europawahlen Renzis Handlungsfähigkeit zu demonstrieren. - Zweitens, erkennt das Gesetz tatsächlich erstmalig die Besonderheit der drei Provinzen an, die „interamente montane e confinante con territoriali di altri Paesi“ (also auf gut Italienisch: Sondrio, Verbano-Cusio-Ossola und Belluno), nur sind die zugesagten Sonderrechte lächerlich und beschränken sich, wenn im Text auch auf viele „Comme“ aufgeblasen, letztendlich auf zwei Punkte. Originaltext: - a) cura dello sviluppo strategico del territorio e gestione in forma associata di servizi in base alle specificità del territorio medesimo; b) cura delle relazioni istituzionali con province, province autonome, regioni, regioni a statuto speciale e enti territoriali di altri Paesi, con esse confinanti e il cui territorio abbia caratteristiche montane, anche stipulando accordi e convenzioni con gli enti predetti; - Wobei natürlich besonders zweiterer bei uns als Nachbarprovinz zweier der genannten auf Interesse stoßen dürfte/sollte. - Drittens rechnet der UPI (Unione delle Province d’Italia) fein säuberlich vor, dass das als „Provincellum“ verspottete Gesetz nicht etwa zu Einsparungen, sondern zu Mehrausgaben führt. Siehe "E' mancato il coraggio per una vera riforma" http://www.upinet.it/4260/istituzioni_e_riforme/province_saitta_accorpare_le_province_e_gli_uffici_periferici_dello_stato_sarebbe_stata_la_scelta_per_risparmiare/ und „ Quanto costa il Disegno di Legge” http://www.upinet.it/docs/contenuti/2013/10/DossierUpi_+Costi-Democrazia.pdf - Viertens führt das Gesetz unmittelbar zu schlechterem Service an den Bürgern (vergleiche die Funktion der Landkreise in Deutschland), widerstrebt jeglichem Föderalismuskonzept, schwächt die Demokratie (der Bürgermeister der größten Stadt stellt quasi automatisch den fürsorglichen Landeshauptmann – forza Gigi!) und schwächt natürlich die Interessen der Provinzen durch die Doppelbelastung der Bürgermeister und zwar ausdrücklich ohne zusätzliche finanzielle Anreize. Landeshauptmannschaft ist also ein Ehrenamt. Jene Bürgermeister, welche den Provinzrat ehrenamtlich stellen dürfen, müssen alle zwei Jahre durchrotieren, womit politischer Arbeit jegliche Kontinuität genommen wird. - Fünftens ist hervorzuheben, dass unsere politischen Vertreter in Rom zwar die Sonderstellung der nördlichen Autonomien mit etlichen Klauseln sichergestellt haben, dass deren Solidarität zu unseren Nachbarprovinzen aber derart schäbig war, dass unsere Autonomie jetzt seitens Venetiens (auch auf Druck der politischen Rechten in Belluno und Sondrio) verklagt wird. http://corrierealpi.gelocal.it/cronaca/2014/03/26/news/autonomia-guerra-tra-veneto-e-trentino-1.8921804
Ritratto di Benno Kusstatscher
Benno Kusstatscher 31 Marzo, 2014 - 18:52
Antonino Saitta, seinesgleichen Präsident UPI und Präsident der Provinz Turin (DC, PPI, PD) http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=9bcEX-ZRFXw
Ritratto di Alfonse Zanardi
Alfonse Zanardi 28 Marzo, 2014 - 17:03
Die Abschaffung von Verwaltungsstrukturen ist eine gute Sache.
Ritratto di Benno Kusstatscher
Benno Kusstatscher 28 Marzo, 2014 - 21:40
Alfons, dann würdest Du es auch gut finden, wenn der Südtiroler Landtag samt Regierung und LH abgeschafft würde und sich statt dessen unsere Bürgermeister in ihrer Freizeit treffen dürften, um unentgeltlich selbiges zu erledigen? Oder ist Subsidarität und Selbstbestimmung nur im eigenen Fall sexy und bei allen anderen rein als eine finanzielle Last zu verstehen?
Ritratto di Benno Kusstatscher
Benno Kusstatscher 28 Marzo, 2014 - 21:42
vor lauter Diskussionen... Selbstverwaltung sollte das heißen nicht Selbstbestimmung
Ritratto di Alfonse Zanardi
Alfonse Zanardi 29 Marzo, 2014 - 11:52
Im Prinzip ja (zur ersten Frage). Ich empfinde schon seit Jahren die Überbetonung und Aufblähung lokaler politischer Strukturen als eher schädlich als nützlich für das Allgemeinwohl. Ich meine damit das was man allgemein als Landesfürstentum bezeichnet, wie es bei uns unter Durnwalder und z.B. in Österreich unter Haider und Pröll praktiziert wurde und wird. Subsidiärität und Föderalismus sind sicherlich ernsthafte Konzepte aber in der Umsetzung zumindest in unseren Breiten sehe ich mehr Schatten als Licht, wie auch hier ausgeführt wird: http://www.salto.bz/de/article/12032014/autonomie-ein-scherbenhaufen In Österreich beispielsweise steigt die Macht der regionalen Elite zusehends und verhindert Veränderung und Reform aus dem Zentrum heraus. In Südtirol hat die Politik ihr Kerngebiet weit hinter sich gelassen und sich u.a. in bester staatswirtschaftlicher Tradition als (unfairer) Player im freien Markt installiert: "Erich selig, der VEB lebt, zumindest zwischen Brenner und Salurn." Schliesslich finde ich auch gesellschaftlich einen aufdringlichen lokalen Staatsapparat als kontraproduktiv. Die Bevölkerung beginnt die Bedeutung lokaler Vorgänge zu überschätzen und verschliesst den Blick auf eine weitaus grössere Welt. Und wo der Staat - denn unser "Land" ist nichts anderes - fast alles kontrolliert, wird der Einzelne zu Konformismus und Katzbuckelei gedrängt um nicht aussen vor zu bleiben. Deswegen plädiere ich für eine Konsolidierung und auch mehr Zurückhaltung dieser Apparate - um dem Einzelnen mehr Freiheit und Raum für interessantere Aspekte der Realität zu ermöglichen.
Ritratto di Alfonse Zanardi
Alfonse Zanardi 29 Marzo, 2014 - 12:08
Gestehe zu dass ich nicht sehr exakt in meiner Knappheit war: ich meine vor allem den politischen Arm der regionalen Struktur, dessen Vereinfachung ich begrüsse. Auf der gesellschaftlich-kulturellen Ebene hingegen finde ich regionale Besonderheiten und Vielfalt als großen Reichtum der nicht genug betont werden kann.
Ritratto di Benno Kusstatscher
Benno Kusstatscher 29 Marzo, 2014 - 13:12
Da gebe ich Dir nicht Unrecht, aber ich finde, Du vermischt da zwei Themen, in der Gefahr mündent, kontraproduktiv zu werden. Speck gibt es subsidar und zentral und kann/muss hier wie dort kritisiert werden. Aber die Logik nach Zentralstaat zu rufen, weil es lokalen Speck gibt, ist nicht anders, als Sezession auszurufen, nur weil die zentrale Verwaltung verbesserungswürdig ist.
Ritratto di Martin Kirchler (gesperrt)
Martin Kirchler (gesperrt) 28 Marzo, 2014 - 21:27
Endlich eine klare Linie un konkrete Massnahmen....Weg mit den Blursaugern, die weniger von effektiven Steuergeldern bezahlt werden, als sich durch selbst augenommene Darlehen zu Lasten der kuenftigen Generationen eben mal so schnelles Geld beschaffen!! Sie gehoerten nicht nur nach Hause geschickt, sondern auch geaechtet. Jene von damals ebenso wie die von heute!! Solche kriminellen Koepfe braucht kein Land....
Ritratto di Benno Kusstatscher
Benno Kusstatscher 28 Marzo, 2014 - 22:06
Aus dem Adige Blog von Zenone Sovilla: http://www.ladige.it/blogs/autonomisti-affossano-autonomie-0 empfehlenswert, find ich...
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