Ich möchte kurz den Artikel von Tobias Egger (lesbar hier: http://www.sbb.it/home/news-detail/index/2014/06/19/malser-weg-l-sst-viele-fragen-offen?highlight=mals) auf seine sachliche Richtigkeit prüfen.
Der Bericht von Herrn Egger hat die Abstimmung, die über das Verbot von chemischen Pflanzenschutzmitteln in der Gemeinde Mals (Südtirol) entscheiden soll, als Inhalt. Genau, sie haben alle richtig gelesen, CHEMISCH-SYNTHETISCHEN Pflanzenschutzmittel.
Gleich anschließend postuliert Egger: „Denn ohne Pflanzenschutz ist der Anbau von Spezialkulturen wie Obst und Beeren, die in zunehmend Fuß fassen, nicht möglich.“
Unerfahrene Schreiber?
Hier unterläuft dem Journalisten eine erste Unrichtigkeit was Sachlichkeit betrifft: Zwar geht es um die Abstimmung über die Verwendung von CHEMISCH-SYNTHETISCHEN Pflanzenschutzmitteln, aber der wahrscheinlich unerfahrene Schreiber zitiert praktisch im gleichen Atemzug die Tatsache, dass ohne Pflanzenschutzmittel der Anbau von Spezialkulturen nicht möglich sei. Diese Art von Schlussfolgerungen sind unlogisch und daher unsachlich, denn mittlerweile dürfte doch praktisch jedem Kind bekannt sein, dass es genügend Obst und Beeren (und sonstige Produkte) aus Spezialkulturen auf dem Markt gibt, die sehr wohl ohne die Verwendung von CHEMISCH-SYNTHETISCHEN Pflanzenschutzmitteln produziert werden können.
Mittlerweile dürfte doch praktisch jedem Kind bekannt sein, dass es genügend Obst und Beeren (und sonstige Produkte) aus Spezialkulturen auf dem Markt gibt, die sehr wohl ohne die Verwendung von CHEMISCH-SYNTHETISCHEN Pflanzenschutzmitteln produziert werden können.
Und diese Produktionsform heißt schlicht und einfach BIOLOGISCHE ANBAUWEISE. Diese Produkte sind durch eines von der EU genormten Symbols gekennzeichnet und sie sind mittlerweile überall erhältlich (siehe vor allem die lokalen Bio-Fachgeschäfte). Diese Information gilt natürlich nur all jenen, die davon noch nie gehört haben.
Im Verlauf des Artikels zitiert Egger auch die Vorsitzenden der Plattform „Bäuerliche Zukunft Mals“, die eine eigentlich berechtigte Aussage zum Thema liefern: „Der Obst- und Beerenanbau erlaubt die wirtschaftliche Bearbeitung selbst kleiner Flächen und kann so den Fortbestand der Höfe sichern und Junglandwirten ein befriedigendes Einkommen in der Landwirtschaft ermöglichen“.
Und nun die entscheidende Frage: Ist ein Verbot der Verwendung von CHEMISCH-SYNTHETISCHEN Pflanzenschutzmitteln eine Hürde für den Obst- und Beerenanbau an sich? Definitiv nicht!
Ist ein Verbot der Verwendung von CHEMISCH-SYNTHETISCHEN Pflanzenschutzmitteln eine Hürde für den Obst- und Beerenanbau an sich? Definitiv nicht!
Die Aufmerksamen unter Euch werden die Antwort bereits vor Augen haben - sie lautet schlicht und einfach: Man kann ja Obst- und Beerenanbau auch ohne CHEMISCH-SYNTHETISCHEN Pflanzenschutzmittel produzieren. Es ist mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen, dass der Einsatz von CHEMISCH-SYNTHETISCHEN Pflanzenschutzmitteln schwere Folgeschäden mit sich bringt. Wer sich darüber genauer informieren will, wird im Netz bestimmt genügend wissenschaftliche Arbeiten finden, die ich hier an dieser Stelle nicht auflisten werde (oder einfach mal die Sicherheitsblätter der eingesetzten Mittel recherchieren und sie im Zusammenhang mit ihren entsprechenden Risikosätzen selber einschätzen)
Auf franzmagazin sagt Uccelli: Per me l’Alto Adige (ma non solo, è un fenomeno visibile anche altrove) ERA una terra di agricoltori, oggi non lo è più (completamente). O meglio, il termine “agricoltore” si è completamente svuotato del suo significato originario.
Ein Verbot entzieht die Lebensgrundlage? Lächerlich!
Weiters zitiert Egger im Artikel die Vertreter der Plattform: „Wir dürfen der Landwirtschaft nicht Möglichkeiten nehmen, sich weiter zu entwickeln“ oder „Ein Verbot würde jenen Malser Bauern die Lebensgrundlage entziehen, die bereits jetzt Obst- und Beerenanbau betreiben. Außerdem wäre selbst der Maisanbau nicht mehr möglich, sollten die betreffenden Pflanzenschutzmittel und Herbizide verboten werden.“ Diese Aussage ist schlichtweg falsch. Aus dieser Haltung wird deutlich sichtbar, wie einfache Tatsachen wie die alternativen Anbauformen (z.B. biologischer Obst-, Beeren- und Mais-Anbau) übersehen oder sogar geleugnet werden.
Und der Bauernbund?
Und diese Haltung ist in Bezug auf den Wunsch einer sachlichen Auseinandersetzung, wie es der Bauernbund-Obmann in fast jedem Vorwort des „Südtiroler Landwirts“ verlangt, nicht förderlich. Mit einem Verbot des Einsatzes CHEMISCH-SYNTHETISCHEN Pflanzenschutzmittel wird keinem einzigen Landwirt die Lebensgrundlage entzogen. Im Gegenteil! Mit einem Verbot CHEMISCH-SYNTHETISCHEN Pflanzenschutzmitteln würde jenen Bauern, die diese CHEMISCH-SYNTHETISCHEN Mittel nicht einsetzen, ihre Zukunft erst ermöglicht! Diese Tatsache dürfte sehr wohl bekannt sein, auch dem Bauernbund, denn fast 400 seiner Mitglieder produzieren momentan biologisches Obst! Diese biologischen Früchte sind am Markt gewinnbringend, und jeder kann sich für diese Alternative entscheiden. Nur wird dieses biologisch produzierte Obst usw. unverkäuflich, wenn sich die „integriert Nachbarn“ auf ihren Traktor setzen und ihre CHEMISCH-SYNTHETISCHEN Pflanzenschutzmittel ausbringen.
Michael Oberhollenzer, Südtirols Bioland-Obmann sagt zu salto.bz: „Aber lassen wir doch mal die ganze Ökologie weg. Konzentrieren wir uns nur auf die Wirtschaft. Dann müsste Bio den Bauern einleuchten.“ Und auch dem Südtiroler Bauernbund und den Politikern. 65 cent zahlt der Milchhof Sterzing für die Biomilch, 50 cent sind es für die herkömmliche Milch. Rein wirtschaftlich gesehen rechnet sich Bio, und rein menschlich gesehen auch.
Wo ist die Haltung?
Das Kapitel Maßnahmen gegen Abdrift ist symptomatisch für die Unfähigkeit der SBB Spitzenkräfte das Problem an der Wurzel zu packen. Es geht eigentlich bei dieser Abstimmung nicht um wie man die Ausbringung von CHEMISCH-SYNTHETISCHEN Pflanzenschutzmitteln verbessern kann, oder welche technischen Neuerung dabei behilflich sein könnten oder nicht. Auch in diesem Falle wird deutlich, wie oft man gegenüber der Öffentlichkeit eigentlich am Sachverhalt vorbeigeht. Die Abstimmung will CHEMISCH-SYNTHETISCHE Pflanzenschutzmittel verbieten, weil sie nachweislich der Umwelt und der menschlichen Gesundheit schaden – und da braucht es keine Diskussion darüber WIE man CHEMISCHE Pflanzenschutzmittel besser ausbringen kann. Es geht darum KEINE auszubringen. Das ist sachlich!
Und auch die Aussage „Ziel muss es sein, dass jeder Bauer die Anbauweise wählen darf, die er für richtig hält, ohne dass er die Arbeit seiner Nachbarn dabei beeinträchtigt“ zeigt uns wie entfernt der Gedanke der SBB Spitzen vom eigentlichen Zeitgeist ist.
Kurz gesagt: Es geht um viel mehr als nur um Abdrift, und das entgeht eben den Spitzenfunktionären des SBB. Es geht um die Erhaltung der natürlichen Fruchtbarkeit des Kulturguts Boden. Der zwar im Besitz des einzelnen ist, aber nach wie vor als Eigentum der Menschheit zu betrachten ist. Der unsorgfältige Umgang mit der Ressource Boden – und die Benutzung von CHEMISCH-SYNTHETISCHEN Pflanzenschutzmitteln ist nur eine davon – beeinträchtigt die Vitalität über Generationen. Dies ist unverantwortlich gegenüber all jenen, die nach uns kommen werden.
Es geht um viel mehr als nur um Abdrift, und das entgeht eben den Spitzenfunktionären des SBB. Es geht um die Erhaltung der natürlichen Fruchtbarkeit des Kulturguts Boden.
Ja, zum Mut
Sehr verantwortlich hingegen finde ich jene, die den Mut aufweisen in so einer Diskussion wirklich sachlich zu bleiben (und nicht nur Sachlichkeit zu verlangen), Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen für jenes Handeln, das sich weit über die eigenen Lebenserwartung hinaus erstreckt. Ich wünsche mir, dass die Abstimmung in Mals stattfindet, dass sich die Mehrheit für eine Pestizidfreie Gemeinde entscheidet, und dass sie anschließend für alle anderen Südtiroler Gemeinden als Vorbild dienen kann. Meine Unterstützung geht damit ganz klar an jene, welche sich für die Zukunft entschieden haben.
Es war der 26.06.1963 als im Rathaus Schöneberg in West-Berlin J.F. Kennedy den berühmten Satz aussprach: „Ich bin ein Berliner“.
Exakt 51 Jahre später sage ich: „Ich bin ein Malser“!
Patrick Uccelli, Landwirt. Salurn (Bozen)
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