Vorabgenommen, dass ich mich eigentlich zum Thema Seilbahn nicht wirklich äußern wollte, da ich die Anzahl von Facebook- Posts, Leserbriefen und Zeitungsartikeln ziemlich überflüssig finde, hat mich schlussendlich das Lesen solcher dazu gebracht eine eigene Meinung zu verfassen. Schließlich ist es faszinierend was ein solches Thema in Brixen gestartet hat. Ich hätte nie gedacht welches journalistisches Potential in den Brixnern steckt, mich miteinbegriffen.
Der Funke der mich zum Verfassen dieser Zeilen geführt hat, war der Leitartikel von Herrn Vontavon in der letzten Ausgabe des „Brixners“.
Herr Vontavon äußert sich in seinem Editorial zur Direkten Demokratie indem er behauptet, sie hätte sich als Solche in seinen Augen als Misserfolg ergeben. Seiner Meinung nach, geht den Brixnern das Thema „beim Allerwertesten“ vorbei.
Ich bin wiederum der Meinung, vielmehr lag der Fehler dieser Initiative ganz klar bei der Präsentation und Ausarbeitung der Fragestellung. Persönlich habe ich mich als Brixner richtig auf den Arm genommen gefühlt, mit dem was man uns in den letzten Monaten bezüglich Seilbahnverbindung präsentiert hat. Man hat uns ständig das wunderbare Projekt präsentiert, ohne uns aber schwarz auf weiß das Gesamtbild zu präsentieren.
Ich bin auf der Plose aufgewachsen, arbeite im Winter dort, habe sie in letzter Zeit auch im Sommer öfters besucht und bin von einer Seilbahnverbindung richtig überzeugt gewesen. Aber das Gefühl, dass man uns nie wirklich sagen wollte, was gewisse Schlüsselfiguren wirklich im Schilde haben (oder besser gesagt: hatten), hat dazu geführt, dass auch ich dagegen gestimmt habe. Man sprach von Blödheit der Brixner, ein „Geschenk“ im Wert von 25 Mio. seitens der Provinz abzulehnen. Ich bin vielleicht mit meinen 23 Jahren nicht der weißeste Mensch, aber Geld verschenken, habe ich noch nie jemanden gesehen, und schon gar nicht Politiker. Zudem fand ich das Ganze eine freche Erpressung seitens des Bürgermeisters und einiger Unternehmer Brixens: „Akzeptiert die Seilbahn am Bahnhof, oder wir investieren keinen Cent mehr.“ In den Augen vieler Brixner war dies einfach zu viel und wie gesagt, ich bin überzeugt man hat uns nicht Alles gesagt.
Die Reaktionen, die nach dem Referendum auf Facebook- Seiten, Blogs, Zeitungsartikeln, usw. erschienen sind, haben mich regelrecht verblüfft. Der Zorn und Hass derjenigen, die dafür waren, gegenüber den Nein- Sagern war unglaublich. Wird man jetzt für die eigene Meinung als „Idiot“, „Gegner des Fortschritts“ und noch viel Schlimmeres beschimpft, nur weil man gegen Etwas stimmt? Vielmehr sollten sich diejenigen die Frage stellen wieso dies passiert ist und, viel wichtiger, was nun? Stattdessen regt man sich immer noch wegen des gescheiterten Projekts auf, Unternehmer, die interessiert waren ein Hotel zu bauen, führen ihre beleidigten Erpressungen weiter und die Plose und die Bewohner St. Andräs fühlen sich von den Brixnern verraten.
Zudem fand ich das Ganze eine freche Erpressung seitens des Bürgermeisters und einiger Unternehmer Brixens: „Akzeptiert die Seilbahn am Bahnhof, oder wir investieren keinen Cent mehr.“
Persönlich glaube ich nicht, dass die Seilbahn allein, die „Probleme“ der Plose gelöst hätte. Erst vor kurzem wurde mir von der Geschichte der „Geislerhütte“ auf der Plose berichtet: wie dem Pächter der Vertrag nicht verlängert wurde, weil die Plose „keine Mafia unterstützt“ (der Pächter ist ein in Südtirol lebender Italiener der es gewagt hat, neue Ideen auf die Plose zu bringen, wie z.B. Fischgerichte und Pizza; klarerweise war sein Erfolg ein Dorn im Auge für andere Hüttenwirte am Berg). „Wieso kommen etwa die Brixner nicht auf die Plose!?“, heißt es dann.
Das Einzige, was mich seit dem Referendum sehr erfreut hat, war die Reaktion des Mannes, der eigentlich am Meisten involviert ist, ausgenommen die Brixner selbst: Geschäftsführer Alessandro Marzola. Sein Interview in der Tageszeitung „Alto Adige“ war meiner Meinung ein Zeichen, für all jene Brixner, die für die Seilbahn waren, aber auch für jene, die, wie ich selbst, die Busverbindung befürwortet haben um die Seilbahnverbindung vom Bahnhof zu vermeiden. Seine Worte („Studiare un altro piano di sviluppo di Bressanone e della Plose […] Serve un progetto chiaro e complessivo di sviluppo del turismo a Bressanone. Con le idee chiare e le carte in tavola le cose si possono fare e gli albergatori sono disposti ad investire. Ma senza un piano nessuno ci metterà un cent.”) sollten auch vor allem für die ursprünglichen Schlüsselfiguren ein Aufruf sein: es hat keinen Sinn sich jetzt Monate lang zu hassen oder sogar den Beleidigten spielen und leere Busse auf die Plose schicken, „weil es die Brixner so wollten“.
Wer bereit ist soll sich mit Herrn Marzola an einem Tisch setzen und einen neuen Plan ausarbeiten, einen Plan „con le carte in tavola“. Wer aber nicht bereit ist, lieber Herr Bürgermeister, Herr Huber und die vielen anderen unbekannten Figuren im Schatten, der darf gerne zurücktreten und woanders den Beleidigten spielen. Ihr wolltet den Brixnern einen Bären umhängen, habt Euch aber selbst ins Knie geschossen, also ist es jetzt Euch überlassen ob ihr die nächsten Monate weiterheult oder an einem neuen Projekt mitarbeitet. Ich hoffe Herr Marzola findet die richtigen Partner, weil wie er selbst sagt: das Potential der Plose ist da.
Ihr wolltet den Brixnern einen Bären umhängen, habt euch aber selbst ins Knie geschossen, also ist es jetzt Euch überlassen ob ihr die nächsten Monate weiterheult oder an einem neuen Projekt mitarbeitet.
Um zum Editorial von Herrn Vontavon zurückzukommen, möchte ich dazu sagen, dass Nein, Herr Vontavon, den Brixnern geht es nicht am Allerwertesten vorbei was mit ihrer Stadt und ihren Steuergeldern passiert. Vielmehr sind sie bewusste Bürger, die der Meinung sind, eine blöde Frage erwartet nicht immer eine blöde Antwort, manchmal ist es auch weise, auf eine blöde Frage gar nicht zu antworten.
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Foto: Leonhard Angerer
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