Tatsache ist: „Frau“ ist kein Thema, nicht in der Südtiroler Politik, nicht in den Südtiroler Medien, nicht in der Südtiroler Gesellschaft. In all den Interviews, die geführt, in all den medialen Duellen, die ausgetragen, in all den Newsletters, die versandt wurden kamen alle möglichen und unmöglichen Themen und Fragen zur Sprache - nicht aber, mit keinem Wort, keinem Komma, keinem Lufthauch: Die heutige und die zukünftige Stellung und Rolle der Frau in der Südtiroler Gesellschaft, Wirtschaft, Politik.
Zwar, zugegeben, der Familie scheint überaus großer Stellenwert eingeräumt zu werden, in welchem Zusammenhang auch – anders geht’s ja aber auch gar nicht – doch tatsächlich und ein bisschen auch die Frau zur Sprache kam in den Zukunftsvisionen unserer Landeshauptmänner in spe. Man ist schon der Meinung, dass Frau ein Recht darauf hat, zum Familieneinkommen beizutragen und zu arbeiten, wenn sie dies möchte, und dass sie in diesem Bestreben unterstützt werden müsse. Aber, und das ist interessant: Keiner der Prätendenten, keineR der InterviewerInnen, keineR der FragerInnen aus den Medien und dem Volke, nein, niemand und nochmal niemand kam auf die Idee, „Frauenpolitik“ ins Spiel zu bringen, dort, wo sie über „Familie“ hinaus geht.
Man fragte die Konkurrenten nach ihrem Auto (der Punkt geht übrigens an Kompatscher, sofern er tatsächlich einen gebrauchten C3 fahren sollte!), danach, ob sie schon einmal einen Joint geraucht hätten, ob sie an Sonntagen in die Kirche gingen – aber mit keiner Silbe danach, was sie z. B. von konsequenter Gleichstellung halten, ob sie die in Südtirol verwirklicht sehen, daran arbeiten wollen, und falls ja, wie. So etwas Banales wie „Frauenpolitik“ scheint das visionäre Vermögen der hehren Herren, ja, auch des jüngeren, zu übersteigen, wobei der Fairness halber angemerkt werden muss, dass sie damit durchaus „mainstream“ sind. 50 Prozent der Bevölkerung sind in Südtirol nicht der Rede wert, gehören jedenfalls nicht zu den „targets“ der Landeshauptmannschaft, weder zu den selbst- noch zu den fremdempfundenen.
Ja doch, ich weiß, wir haben sie, die Frauen, in der Politik. Richtig! zugegeben! haben wir! ein paar sind tatsächlich da, hin und wieder machen sie sich bemerkbar und werden – und dies sage ich jetzt mit viel Respekt und eher leise, aber ich sag’s - vermutlich auch dieses Mal wieder, so überhaupt, mit „Schule und Kultur“, „Familie und Soziales“ betraut werden, dem „Heim und Herd“ in der Politik. Immer schön brav bleiben.
Aber gut, vielleicht gehört derlei ja bloß nicht zum bevorzugten Themenpark der engeren SVP-Familie, die da jetzt schon mal im Voraus ein bisschen wählen darf. Seien wir also guter Dinge, dass die Targets doch noch ein paar mehr werden (Jugend! Umwelt!), später, wenn’s dann richtig zur Sache geht, nach der Basiswahl.
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