Seit Jahren beobachten wir vor allem aus Deutschland kommend, eine recht raffiniert eingefädelte Unterwanderung progressiver gesellschaftlicher Entwicklungsfelder wie Natur- und Umweltschutz, Ernährung und Lebensmittelproduktion oder des Sozialwesens und der Solidarität durch konservative bis rechtsradikale Kräfte.
PEGIDA und all die IDAS und die politische Partei AFD greifen unverhohlen und in ihrem Sinne recht erfolgreich tief in den Topf dumpf-bürgerlich-konservativer Befindlichkeiten und nutzen die Ratlosigkeit der im Netz neoliberaler Günstlingspolitik gefangenen Regierungen für ihre - aus progressiver Sicht - fragwürdigen Zwecke.
Das ideologische Sammelbecken dieser konservativen und zum Rechtsradikalismus neigenden Kräfte wird mit dem Begriff der "Identitären Bewegung" umschrieben, den man aus meiner Sicht mit dem bisher häufig genutzten und abgeschmackten Begriff des "Völkischen" gleichsetzen kann.
Die Identitären sind auch in Südtirol aktiv. Eine Hochburg dieser Bewegung bildet dabei Lana, wo es traditionell einen hohen Anteil rechten und rechtsradikalen Gedankengutes gibt. In den letzten Monaten ist es dort sehr häufig zu rassistischen und rechtsradikalen Schmiereien gekommen.
Vor kurzem hat die identitäre Propaganda in Lana einen neuen Höhepunkt erreicht. Im Umfeld der in Lana traditionell überbetonten Erinnerungsstätte für die "Freiheitskämpfer" von 1809 sind in einer Wasserfläche Täfelchen aufgetaucht, die die Namen von europäischen Terror-Schauplätzen tragen. In Zusammenhang damit ein Holzschild, auf dem zu lesen war: "Defend Europe - Multikulti tötet".
Es ist als Symptom zu sehen, wenn solche Bekundungen im öffentlichen Raum auftauchen und das muss nicht gleich ein Problem und eine Gefahr für ganze Gesellschaften sein. Im Prinzip halte ich es sogar für wünschenswert, dass diese Botschaften an die Oberfläche der Gesellschaft gelangen. Wichtig ist aber, wie die Gesellschaften damit umgehen.
So gesehen sollte Lana nun ein Zeichen setzen und einen öffentlichen Diskussionsprozess zu den Zielen und Werten der örtlichen Gesellschaft einleiten, in den alle gesellschaftlichen Kräfte auf offene Weise eingebunden werden.
Wehret den Anfängen!
ANMERKUNGEN VOM 1.8.2016
Im Text hat sich ein Fehler eingeschlichen. Die Aktion fand nicht an der "Erinnerungsstätte für die 'Freiheitskämpfer'" statt, sondern am Denkmal, das anlässlich des 50. Geburtstages von Kaiser Franz Josef errichtet wurde.
Mehrere Rückmeldungen auf Facebook kritisieren die Bezeichnung Lanas als "Hochburg" der identitären Bewegung, wo es" traditionell einen hohen Anteil rechten und rechtsradikalen Gedankenguts gibt".
Ich weiß, dass es in Lana auch eine starke Gegenbewegung gibt und dass die Antifa Meran wesentlich von Lana aus entstanden ist und vorangebracht wird. Trotzdem ist es für mich ein zentraler Ort der Attentäter der Sechziger, der beim Umgang mit Sprengstoff zerfetzten Schützen, der jüngst massiv auftauchenden rassistischen und rechtsradikalen Schmierereien und der letzthin erfolgten Prügelei im Umfeld des Exclusiv-Clubs. Ich bleibe daher bei dieser Darstellung.
Aggiungi un commento
Effettua il login per aggiungere un commento!Commenti