Die Kritik an der Südtiroler Landwirtschaft wird immer lauter. Umweltprobleme, aber auch das Höfegesetz stehen im Mittelpunkt der Kontroverse.
Die Neue Südtiroler Tageszeitung von diesem Wochenende bringt einen Aufmacher, der landesweit zu Aufsehen geführt hat. Wenn das zutrifft, was hier kolportiert wird, dann ist die Südtiroler Obstwirtschaft zutiefst krank: Es wird von „detaillierten Gerüchten zu Pestizidrückständen und Verkaufsstopps“ gesprochen, von „Gerüchten, die bedenkliche Ausmaße annehmen“ und vom Ausschluss von Bauern von Versteigerungen, weil Südtiroler Ware nicht in Ordnung war“. Für die VOG ist hingegen „alles im grünen Bereich“.
Was ist wahr? Selbst wenn diese Gerüchte übertrieben sein sollten, dürfen wir uns nichts vormachen: Die Südtiroler Obstwirtschaft steuert auf eine radikale, sehr gefährliche Fehlentwicklung zu. Das kleine Land Südtirol ist das größte geschlossene Apfelanbaugebiet Europas, das viertgrößte der Welt und produziert jährlich über eine Million Tonnen Äpfel – unter enormem Einsatz von Chemikalien, Kunstdünger, Pestiziden. Die Produktion erfolgt unter Zuhilfenahme von Arbeitskräften, die primär aus Osteuropa geholt werden und die Ware wird dann auf einen Weltmarkt geworfen, der diese Mengen kaum mehr verkraften kann, sie im Grunde nicht braucht. Zurück bleibt ein ausgelaugtes Land mit Monokulturen, einer verarmenden Flora und Fauna und mit Rückständen in der Umwelt, deren Langzeitwirkungen nicht absehbar sind. Cui bono?
Kein Zweifel: Es gibt eine kleine – und immer kleiner werdende – Bauernkaste, die von diesem Produktionssystem enorm profitiert. Aber auf Kosten der Allgemeinheit? Die weitgehende Steuerbefreiung der Bauern ist eine Zumutung, ebenso das Förder(un)wesen, das in diesem Bereich aufgebaut wurde. Wobei schon klar unterschieden werden muss (und diese Unterscheidung wird – nicht von ungefähr – gerade an den Schaltzentralen der Bauernschaft nicht gewollt) zwischen Berg- und Obstbauern. Eine Förderung der Berglandwirtschaft ist durchaus zu rechtfertigen, jene der Obstwirtschaft im Tal – an die der Großteil der Förderungen fließt – nicht im Mindesten.
Man muss sich schon die grundsätzliche Frage stellen: Wieso sollen Einkommen von hunderttausenden von Euro jährlich steuerfrei bleiben? Es wäre ein Leichtes, die Genossenschaftsabrechnungen heranzuziehen und die unsägliche Katasterbesteuerung mit ihren lächerlichen Katasterwerten aufzugeben. Ich kenne Obstbauern, die jährlich über 100.000 € netto einnehmen und laut Kataster nicht einmal 2.000 € verdienen.
Aber das Privilegiendickicht zugunsten der Bauern reicht noch viel weiter: Weshalb sollen Bauern von den baurechtlichen Vorschriften ausgenommen sein und im Grünen Luxusvillen – mit hohen Landessubventionen – bauen dürfen, wenn sie einen Hof schließen und dort eine neue Hofstelle errichten?
Stichwort „geschlossener Hof“ (auf das ich schon andernorts eingegangen bin): Wie kann ein derartiges mittelalterliches Institut in einer modernen Rechtsordnung noch Bestand haben? Das zu einer faktischen Enterbung der „weichenden Erben“ führt (auch wenn diese Bezeichnung in einem neuen euphemistisch formulierten Höfegesetz nicht mehr verwendet wird) und damit in diametralem Gegensatz zum Gesamtsystem der italienischen Erbrechtsordnung steht, die immer mehr punktuelle Gleichbehandlung aller Erben einfordert? Man muss sich das einmal klar vor Augen führen: Die Südtiroler Landesgesetzgebung gewährt Privilegien und – mit Steuergeldern finanzierte – Zuschüsse, damit auf legalem Wege eine Enterbung durchgeführt und eine weitere Vermögenskonzentration in der Landwirtschaft erreicht werden kann. Dabei wird das genaue Gegenteil von dem erreicht, was das Höfegesetz zu fördern vorgibt, nämlich den Schutz der bäuerlichen Existenz: Die ständig wachsende Konzentration von Grund und Boden in geschlossenen Höfen führt dazu, dass es immer weniger frei handelbare Grundflächen gibt, die von tüchtigen Jungbauern mit kleineren Höfen zu erschwinglichen Preisen gekauft werden können. Tatsächlich geht die Entwicklung hin zu Großbetrieben, die von ausländischen Arbeitskräften bewirtschaftet werden, während heimische Kleinbauern einen anderen Beruf wählen müssen. Und das hat auch weitere unmittelbare Folgen für die Umwelt: Es gibt in der Südtiroler Landwirtschaft einige Beispiele von Bauern, die auf ökologische Landwirtschaft umgestellt haben. Es sind dies überwiegend Kleinbauern, da sich ein Großbetrieb in dieser Form nicht bewirtschaften lässt. Der Großbetrieb produziert standardisierte, lange haltbare Ware für einen übersättigten Weltmarkt. Und eine professionelle PR-Maschinerie gaukelt uns vor, dass all diese Privilegien und Subventionen dem Erhalt einer die Umwelt schützenden Bauernschaft dienen. Es ist Zeit zum Aufwachen!
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....es ist fasr alles gesagt worden, außer daß hier seit einem jahrhundert zu all dem von den bauern bauspekulation betrieben wurde. ...auch ich bin ältester sohn von 9 kindern auf einem geschlossenen hof, den ich nicht übernommen habe......auchweil ich nicht an bauspekulation dachte .----der 3.5 ha gro§e hof ist als baugrund min 26 mil. Euro wert! Und genau diese spekulation meines 2. Bruders konnte vor kurzem verhindert werden. Der bruder hatte allen geschwistern den stinkefinger gezeigt.....