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Genau mit diesen für den Alltag bedeutsamen Themen hätte sich der Südtirol-Konvent beschäftigen müssen, um der Autonomie das nötige Update zu verpassen. Stattdessen ging es um die ewigen Themen Selbstbestimmung, christliche Wurzeln und Doppelstaatsbürgerschaft - alles Materien, die rein ideologischer Natur sind und/oder in denen das Land sowie keine Zuständigkeit besitzt.
@Martin
inwiefern ist das selbstbestimmungsprinzip ein ideologisches bzw. mit welcher ideologie siehst du es verknüpft?
Das "u/o ideologisch" bezog ich in 1.Linie auf die christl. Wurzeln, auf die anderen beiden war die mangelnde Kompetenz des Landes bezogen, wobei die Doppelstaatsbürgerschaft für mich auch eine ideologische Angelegenheit ist. Was die Selbstbestimmung angeht, habe ich eure Debatte genau verfolgt u. glaube auch, dass sie i.Allg. nicht rechts o. links zuordenbar ist (was ich auch auf salto in einem Kommentar zum Ausdruck gebracht hatte), wenngleich im Konvent das Thema doch überwiegend vom patriotischen Lager besetzt worden war.
War missverständlich, hatte satz umgestellt...
wie wahr
bezieht sich auf den ersten Kommentar von Daniel
Wie sieht politische nicht-Instrumentalisierung aus, denn eine solche funktioniert ja immer in zwei Richtungen?
... einverstanden Martin und ein großes Lob den wichtigen Aussagen von Sudabeh Kalantari Lun, die als besonnene Frau in ihren Überlegungen ihre Sensibilität und Erfahrungswerte nicht zu kurz kommen läßt. Auch die Fragestellungen tragen dazu bei.
... nur scheint frau kalantari lun von sprache nicht sonderlich viel zu verstehen, wenn ich aussagen wie diese lese: "Ich glaube, da muss man immer wieder darauf hinweisen muss (sic), dass der Dialekt nicht wirklich deutsche Sprache ist. Ich traue mich das zu beurteilen, weil ich aus Deutschland komme."
Es ist legitim zu fordern - wenngleich ich diese Forderung nicht unbedingt teile, dass im Kindergarten Standarddeutsch gesprochen werden soll. Aber dass "der Dialekt" (es gibt übrigens keinen Südtiroler Dialekt, sondern verschiedene Varianten des Südbairischen, welches zu den hochdeutschen Mundarten gehört, die in Südtirol gesprochen werden) - wie Kalantari Lun es ausdrückt - "nicht wirklich deutsche Sprache" sei, ist schlichtweg ein Blödsinn - da rettet es Frau Kalantari Lun auch nicht, dass sie aus Deutschland stammt.
Da ich von Sprache nicht viel verstehe, hier die Definition von "Mundart" aus dem Duden:
innerhalb einer Sprachgemeinschaft auf ein engeres Gebiet beschränkte, von der Standardsprache in verschiedener Hinsicht abweichende, ursprüngliche, meist nur gesprochene Sprache; Dialekt
Und ich bleibe dabei, dass ein Dialekt keine Standardsprache ist und retten, retten muss ich mich auch nicht.
Richtig. Dialekte sind nicht Standardsprache. Das hat auch niemand behauptet. (Wobei die Entscheidung, was Standard und was Dialekt ist, ja eine völlig arbiträre war und überspitzt gesagt irgendwann einfach eine Variation zum Standard erhoben wurde - meist im Zuge der Verschriftlichung). Aber dass - in unserem Falle - die südbairischen Mundarten "nicht wirklich deutsche Sprache" wären bleibt Humbug. Tut mir leid. Die Dachsprache unseres Dialektkontinuums ist Deutsch. Was denn sonst?
Einigen wir uns darauf, dass Frau Kalantari Lun nicht wirklich die deutsche Sprache beherrscht.
Wenn man solche Aussagen über den Südtiroler Dialekt liest, der schließlich die Muttersprache unserer Kinder ist, und der wenn er zwischen Kindern und Pädagoginnen gesprochen wird, äußerst vertauenaufbauend wirkt, dann muss man sich wirklich Gedanken um die Qualifikation unserer Kindergärtnerinnen machen, wenn sie auch oder gerade weil sie aus Deutschland kommen und mit der Sprache (Dialekt) und Kultur unserer Kinder offenbar nicht vertraut sind. Zudem weiß jeder dass mir der steigenden Zahl von Migranten und italienischsprachigen Schülern in Kindergarten und Schule die normale Unterweisungs- und Unterrichtstätigkeit nicht vollends zum Tragen kommt, da ein normaler Sach-Fachunterricht zunehmend von Sprachbarrieren verhindert und fallweise durch Sprachunterricht ersetzt wird, bzw. das Niveau deutlich gesenkt werden muss. Da von der Politik diesbezüglich keine schnellen Lösungen zu erwarten sein werden, da das Problem zu lange verschleppt wurde, bleibt nur mehr die Möglichkeit für jene Eltern die ihren Kindern einen Kindergarten bzw. eine Schule mit adäquatem Sprachniveau auf den sich NORMALER Fachunterricht aufbauen lässt, bieten wollen, sich privat zu organisieren. Man sieht schon jetzt, dass Eltern ihre Kinder von Schulen mit hohem Migranten- und Italieneranteil zunehmend herausnehmen und anderswo einschreiben, wo die Situation noch nicht so gravierend ist. Denn liebe Grüne, wenn man die deutsche Sprache auf einem einigermaßen akzeptablen Niveau lernen will, dann braucht es die Stunden, die in der deutschen Schule (und Kindergarten) vorhanden sind zur großen Not. Wenn diese Stunden dann noch durch Italienischunterricht ersetzt werden sollen, wie es euch in der zweisprachigen Schule (und Kindergarten) vorschwebt, dann wird die deutsche Sprache eben nicht mehr so gut gelehrt wie bisher. So weit ich es bisher mitbekommen habe, will das aber dann doch niemand.
@Waltraud Astner ...man könnte auch in den Kindergärten und Schulen Standardsprache sprechen, statt Dialekt! Wenn jetzt schon das Erlernen von Deutsch als erste Fremdsprache (!) immer wieder angesprochen wird: warum können dann nicht im Kindergarten und Volksschule die LehrerInnen Standardsprache sprechen? Das wäre doch schon ein Schritt in die richtige Richtung!
Sehr geehrter Herr Kripp. In der Schule und auch im Kindergarten wird natürlich Standardsprache gesprochen zum Zweck der Erweiterung des Wortschatzes und zum Erlernen des sçhriftlichen Ausdrucks usw. Dies schließt aber nicht aus in gewissen Situationen z. B. vor Unterrichtsbeginn, bei Pausen bei Ausflügen oder anderen Gelegenheiten des pers. Gesprächs in der zwischenmenschlichen Kommunikation den Dialekt zu benutzen und so eine natürliche Sprechsituation herzustellen, die sich von der im Unterricht unterscheidet. Dies fördert einen natürlichen ungezwungenem und ungekünstelten Austausch zwischen Lehrern und Schülern der Vertrauen aufbaut und Gemeinsamkeit stärkt und Nähe herstellt. Denn Unterrichtstätigkeit und Sprachvermittlung ist keine rein technische Angelegenheit, sondern wesentlich mit Emotionen verbunden. Je kleiner die Kinder sind desto mehr. Der Gebrauch der ersten Muttersprache des Dialekts bewirkt diese Nähe und Vertrautheit und ermöglicht so besseres Lernen, nicht nur von Sprachen, über die emotionale Schiene.
Ich hatte bislang nicht den Eindruck, dass Kinder zu mir kein Vertrauen aufbauen oder eine emotionale Bindung herstellen würden, im Gegenteil. Dieses Argument ist nicht nur nicht nachprüfbar, es würde auch bedeuten, dass Kinder, emotional verkümmern, wenn sie nicht im Dialekt angesprochen werden. Für mich nicht nachvollziehbar, genauso wenig wie Ihre Aussagen zum Gebrauch des Dialekts im Kindergarten. Ich arbeite seit Jahren im Kindergarten und der Dialekt wird keinesfalls nur in der von Ihnen beschriebenen "Freizeit" genutzt. Der Dialekt wird sehr wohl durchgängig von Kolleginnen in der Bildungszeit gesprochen und nicht von wenigen.
Die Aufgabe der Grundschule ist es u.a. den Schülern die Standardsprache in Wort und Schrift beizubringen wozu die Unterrichtsstunden da sind. Außerhalb gibt es jedoch keinen Grund im Gespräch mit den Kindern nicht den Dialekt zu verwenden und so der Gesprächssituation eine gewisse Natürlichkeit und Ungezwungenkeit zu geben und das Künstliche zu vermeiden. Das gibt Kindern eine gewisse Unbefangenheit und schafft Vertrautheit. Das heißt nicht dass eine gewisse Vertrautheit sich mit der alleinigen Gebrauch der Hochsprache nicht einstellen würde aber die natürliche unbefangene Sprechathmosphäre ist durch die Sprache die für die Kinder die natürliche ist, besser erreicht.
Ich weiß nicht was genau die Aufgaben des Kindergartens sind. Jedenfalls eine Sprachschule wo der Dialekt "nichts zu suchen" also dieUrsprache der Kinder verpönt ist,wird er wohl nicht sein.
ich sehe meinen Vorschlag bestätigt: es braucht einfach mehr deutschsprachige Kindergarten in Bozen.
Es ist Wahlkampf...... wie wahr und das sind die Folgen wenn Politik nur reagiert und nicht agiert.
Das Problem dürfte schon lange bekannt gewesen sein.
Jetzt wird das Problem aufgegriffen weil die Bevölkerung aufbegehrt.
Immer diese Populisten......
Ich glaube schon lange, dass es im Südtiroler Bildungssystem, eine vierte zwei- und mehrsprachige Schiene braucht. Das heißt nicht, dass es noch ein viertes Schulamt braucht: https://www.salto.bz/de/node/1690
https://www.salto.bz/de/article/06062013/zweisprachige-schule-fuer-und-a...
Bei uns tut die SVP-Politik immer so, als würde gefordert, eine vierte, zwei- und mehrsprachige Schule würde Pflicht für alle und folglich wäre sie der Todesstoß für die deutsch- und ladinischsprachige Minderheit. Erstens kann man bei den Ladinern, die eine solche Schule schon seit Jahrzehnten haben, sehen dass das Gegenteil der Fall ist und zweitens lautete der Vorschlag ja auch nicht, dass eine zwei- und mehrsprachige Schule Pflicht für alle sein soll. Eltern sollen wählen können und das steht ihnen auch zu: da muss sich die SVP und anderen Gegen-Parteien gar nicht einmischen!!
Was kann man bei den LadinerInnen sehen? Dass sie ein bis zwei Wochenstunden in ihrer Sprache haben, den Rest auf Italienisch und Deutsch? Dass sie ihre Sprache für so wertvoll halten, dass viele von ihnen selbst eine Schriftsprache für überflüssig halten? Dass die ladinische Sprache im öffentlichen Raum quasi inexistent ist? Ich finde das alles nicht wirklich vorbildlich.
Was viele zusätzlich nicht verstehen ist, dass Ladiner vom Sprachniveau eine homogene Gruppe bilden und den Sprachen Italienisch und Deutsch equidistant sind. Das wäre in einer deutsch-italienisch gemischten Klasse nicht der Fall. Dass das italienische in so einem Setting dominant wäre und das Deutsche verdrängen würde, würde sich mit den Erfahrungen in anderen Bereichen decken. Wie gut ein Unterricht verläuft, in dem so unterschiedliche Sprachkompetenzen bei einem großen Teil der Klasse herrscht, dann funktionieren würde, ist auch fraglich. Ich hoffe, dass sich dann das Niveau nicht nach unten anpasst. Und zwar in beiden Sprachen.
@Gorgias
Unmittelbar vergleichbar ist die Situation der Zuwanderer/innen: Die Eltern möchten, dass ihre Kinder beide Landessprachen gut lernen. Beide sind aber nicht ihre Muttersprache. Ich fände es gut und notwendig, ihnen auch die Kultursprache ihrer Eltern (analog dem Ladinischen) - soweit möglich (z. B. Arabisch, Albanisch, Spanisch, Urdu, Türkisch) in Grundzügen bei zu bringen. Es soll ihnen nicht so gehen, wie den jungen deutschen Türken, die sich in der heutigen Türkei, wo sie auch Arbeit finden könnten, nicht mehr akzeptiert werden. Migration beinhaltet immer auch die Möglichkeit, wieder in das Herkunftsland zurück zu kehren, wenn sich die Situation dort verbessert hat.
In die ladinischen Schule - vor allem in Gröden - gehen auch die Kinder deutscher und italienischer Familien.
Ich habe noch nie Klagen diesbezüglich gehört. Ich kenne junge Ladiner die problemlos nach der Pflicht- in eine deutsche oder italienischen Oberschule gewechselt sind und diese auch gut bewältigt haben. Und das ist nicht die Ausnahme!
>Unmittelbar vergleichbar ist die Situation der Zuwanderer/innen: <
Was sollte man daraus schließen? Eine Schule für sic! Zuwanderer/innen eröffnen? Das wird dann gut funktionieren mit der Integration. Und die deutschen und italiensichen Schulen und Kindergärten haben kein Quotenproblem mehr.
Ich kenne junge Ladiner die problemlos nach der Pflicht- in eine deutsche oder italienischen Oberschule gewechselt sind und diese auch gut bewältigt haben. Und das ist nicht die Ausnahme!
Ich weiss zwar nicht was die Ausnahme ist, aber ich kenne auch das Gegenteil.
Erstens sollte das zwei- und mehrsprachige Kindergarten- und Schulangebot nicht nur für Zuwanderer sein. Ein solches interessiert auch deutsche und italienische Familien.
Zweitens sind die Zuwanderer-Kinder jetzt schon zahlreicher als die ladinischen.
Dann haben wir ja wieder das Problem mit den nicht homogenen Gruppen und somit ist es nicht mehr mit der Realität der ladinischen Schule/Kindergarten vergleichbar.
@Pervasion
Ladinische Schüler/innen haben bei der Zweisprachigkeitsprüfung und auch bei Pisatests die besseren Ergebnisse.
Das Selbstbewusstsein der Ladiner und die Pflege ihrer Kultur hat sich verbessert.
Bessere PISA-Ergebnisse haben sie wahrscheinlich auch, weil sie »homogener« sind. Und ja, sie beherrschen im Durchschnitt besser Deutsch, als die ItalienerInnen und besser Italienisch, als die Deutschen. (Aber m.W. eben nicht besser Deutsch als die Deutschen/besser Italienisch als die ItalienerInnen).
@ sepp bacher
Hier sind die Ergebnisse der letzten PISA-Studie. Wo genau sind da die besseren Ergebnisse der Ladinischen Schule?
http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=32870