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GOLD AN „Homöopathie“

Ein Hoch unserer aktiven Community! Ein Hoch auf Frank Blumtritts Blog "Homöopathie" der bis zum 4. Juli 116 Kommentare eingefahren hat. Gemeinsam mit dem Meraner Arzt Christian Thuile werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Fragen und Punkte der letzten Woche rund um das Thema Alternativmedizin versus Schulmedizin.
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Ritratto di Ursula Lüfter
Ursula Lüfter05.07.2013

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Ritratto di David Gruber
David Gruber 5 Luglio, 2013 - 12:45
Ich danke Herrn Dr. Thuile für seine ausführlichen Antworten. Dennoch habe ich (wie kann es anders sein?) ein paar Anmerkungen: 1. "Placebo bedeutet ja nicht keine Wirkung." und " Die Anamnese ist sehr gründlich, sehr ausführlich und darum darf sie auch etwas kosten, schließlich ist sie auch der Schlüssel zum Erfolg." Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendwer behauptet hätte, dass Placebo mit "keiner Wirkung" gleichzusetzen wäre. Der Placebo-Effekt wird bei einer alltäglichen Therapie IMMER vorhanden sein. Egal, ob ich alternativ oder konventionell behandle. Dass sich ein Arzt den Placeboeffekt zu Nutze machen kann, beispielsweise durch ein ausführliches Anamnese Gespräch, ist auch völlig in Ordnung. Wenn es aber die Frage zu beantworten gilt, ob ein bestimmtes Medikament/Wirkstoff/Globulo/Antibiotika über den Placebo Effekt HINAUS eine Wirkung zeigt, muss man den Placebo-Effekt in den Studien ordnungsgemäß kontrollieren. Mein Hauptkritikpunkt an der Homöopathie ist, dass sie sich *nur* des Placebo-(oder Kontext-)Effektes bedient, während sich die konventionelle Therapie sowohl des Placebo- aber auch eines spezifischen Effekts bedient. Dass viele "Schulmediziner" heute weniger Zeit für ihre Patienten und einer Anamnese haben, liegt an mehreren Umständen und ist sicher ein Punkt, den man von der Alternativmedizin abschauen kann. Dies ist aber kein Wirksamkeitsnachweis der Homöopathie und ihrer Grundprinzipien (simile Prinzip und Potenzierung). Ein Arzt sollte sich grundsätzlich immer (genügend) Zeit für seine Patienten nehmen. Anders gesagt: Nur weil sich ein Arzt Zeit nimmt, ist er noch lange kein Homöopath! 2. "kann die Wirkung der Homöopathie nicht schlecht sein. Vor allem wenn sie gewissenhaft angewandt wird hat sie ja keine pharmakologischen Nebenwirkungen." Das Hauptproblem ist, dass von vielen Anhängern der Alternativmedizin eine Abneigung gegenüber der konventionellen Medizin propagiert wird. Dies führt soweit, dass sogar ein Nocebo-Effekt gegenüber der "Schulmedizin" zu tragen kommt. Sprich: Den Patienten geht es allein beim Gedanken and die (böse) Pharmaindustrie mit ihren "Chemikeulen" schlechter, noch bevor er beim Arzt war. Ich sehe in diesem Bereich die "Gefahr", welche Alternativmediziner verbreiten. Wenn ein Medikament keine Nebenwirkungen hat, kann es auch keine pharmakologisch/physiologische/biologische Wirkung haben! Dies ist definitionsbedingt so! (Ich spreche hier nicht von einer psychologischer Wirkung). 3. "In vielen Europäischen Ländern wird die Behandlung der Akupunktur auch von den Krankenkassen bezahlt. " Ein großes Missverständnis vieler Menschen ist es, dass eine Therapieform über den placebo-Effekt effektiv ist, wenn sie von der Krankenkasse finanziert wird. Dem ist (leider) nicht so. Bei der Akupunktur scheint es tatsächlich Hinweise zu geben, dass sie über einen Placebo-Effekt hinaus wirksam ist. Allerdings werden diesselben Resultate erzielt, wenn eine Sham-Akupunktur (das Einstechen der Nadeln weit abseits der "Meridianlinien") angewandt wird. 4. "Mega Studie aus den Niederlanden" Ich kenne diese Studie nicht (und würde mich über eine Referenz freuen). Meine Frage ist, ob die Kontrollgruppe konventionell und mit einem Placebo behandelt wurde. Im Normalfall ist das Studiendesign solcher Studien methodologisch fragwürdig. Stellen Sie sich vor Sie haben einen gewissen Geldbetrag A. Ein Freund von Ihnen hat denselben Geldbetrag, aber noch ein klein bisschen mehr, also A+B. Dieser Betrag ist, per Definition, immer größer als Ihrer. Ähnlich diesem Prinzip werden diese Studien zu komplementärer Medizin durchgeführt und werden immer positive Resultate zeigen. Eine herkömmliche Behandlung + Homöopathie/Akupunktur ist immer MEHR als eine herkömmliche Behandlung und demzufolge ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass das Resultat der Studie positiv ausfällt. Das gilt selbst dann, wenn Homöopathie/Akupunktur nur Placebos sind - schließlich ist auch ein Placebo "mehr als nichts" und es ist unbestritten, dass ein Placebo-Effekt immer einen Einfluss auf das Resultat hat. Diese "A+B versus A" Theorie wurde von Ernst et al. in 2008 geprüft und es konnte gezeigt werden, dass A+B Studien zu falsch positiven Resultaten führen (sprich: es wurde keine einzige Studie gefunden, die ein negatives Resultat hervorgebracht hat). Sie könnten nun argumentieren, dass komplementäre Medizin also doch eine effektive Therapie darstellt. Das Problem an solchen A+B Studien aber ist, dass sie nicht zeigen können, dass das angewandte komplementäre Verfahren (Homöopathie/Akupunktur) für die beobachteten Resultate verantwortlich ist. Es könnte beispielsweise der Fall sein, dass Homöopathie/Akupunktur ineffizient sind und dass das beobachtete (positive) Resultat durch z.B. zusätzliche Fürsorge, Placeboeffekt oder anderen (in der Studie nicht kontrollierten) Effekten zustande gekommen ist. Es kann daher nicht argumentiert werden, dass es den Patienten auf Grund von Homöopathie/Akupunktur besser geht und es wäre eine falsche Schlussfolgerung deshalb die Komplementärmedizin in anderen Gesundheitsbezirken zu finanzieren. 5. "Vielleicht wäre es an der Zeit, die Homöopathie nicht länger zu bekämpfen, sondern sich einmal anzuschauen, was für positive Inputs sie für die Schulmediziner mitbringen kann" Dem kann ich voll und ganz zustimmen! Die Reibung, die in den Kommentaren zu der Homöopathie entsteht liegt meiner Meinung nach darin, dass die zwei Diskussionsgruppen eine unterschiedliche Definition der Homöopathie haben, bzw. sich was Unterschiedliches darunter vorstellen. Für mich besteht die Homöopathie aus jenen zwei Dingen, wie sie von Hahnemann vor 200 Jahren definiert wurde: dem simile-Prinzip und der Potenzierung. Und das wars. Für viele andere Kommentatoren jedoch kommt auch noch die Bedeutung der Anamnese dazu (die ich ja nicht bestreite und nie bestritten habe!). Diese Kontext-Effekte sollten aber zu allen (!) Therapieformen dazu gehören, denn es ist nicht die Homöopathie, welche die Anamnese erfunden hat (sie macht aber einen guten Gebrauch davon).
Ritratto di Harald Knoflach
Harald Knoflach 6 Luglio, 2013 - 09:22
wenn wir uns einig sind, dass die unmittelbare wirkung des homöopathischen präparats nicht existiert und die erfolge der homöopathie auf kontext- bzw. placebo-effekte zurückzuführen sind, dann ist dieser umstand kein argument FÜR die homöopathie sondern eines zur verstärkten nutzbarmachung dieser effekte in konvetionellen therapieformen. dafür brauch ich keine homöopahtie. "Für mich besteht die Homöopathie aus jenen zwei Dingen, wie sie von Hahnemann vor 200 Jahren definiert wurde: dem simile-Prinzip und der Potenzierung. Und das wars. Für viele andere Kommentatoren jedoch kommt auch noch die Bedeutung der Anamnese dazu (die ich ja nicht bestreite und nie bestritten habe!). Diese Kontext-Effekte sollten aber zu allen (!) Therapieformen dazu gehören, denn es ist nicht die Homöopathie, welche die Anamnese erfunden hat (sie macht aber einen guten Gebrauch davon)." das bringt es auf den punkt. die kontext-effekte sind nicht homöopathiespezifisch. d.h. der tatsächliche unterschied zwischen "schulmedizin" und "homöopathie" ist, dass erstere nachweislich wirksame medikamente zum einsatz bringt und die homöopathie nachweislich unwirksame. die gute ausnützung von kontext-effekten ist - wie gesagt - nicht homöopathiespezifisch und daher kein argument für die homöopathie sondern ein hinweis, dass die "schulmedizin" diesbezüglich aufholbedarf hat. wenn sie diesen rückstand aufholt, wird sie immer erfolgreicher sein, als die reine homöopathie, da zu den kontext- und placebo-effekten noch eine wirkung unabhängig von psychologischen aspekten hinzukommt. wenn ich zum beispiel eine blutverdünnendes medikament schlucke, kann ich mir noch so sehr einbilden, dass es nicht wirkt. es wird nix bringen. mein blut wird dünner.
Ritratto di Frank Blumtritt
Frank Blumtritt 6 Luglio, 2013 - 13:31
Kompliment! Das sind glasklare Argumentationen und ich bin gespannt, ob Dr. Thuile darauf antwortet! Also haben wir verstanden, dass jegliche Art von Therapie einen zusätzlichen Placebo-Effekt hat, wenn der Patient sich der Therapie bewusst ist. Nicht so, wenn blind gearbeitet wird. Dort zeigt sich, ob eine physiologisch nachweisbare Änderung stattgefunden hat. Ethik in der Medizin wird meist auf das Prinzip des "primum non nocere" reduziert. Daher fühlen sich Alternativmediziner gegenüber der Allopathie mit ihren (unvermeidbaren) Nebenwirkungen oft überlegen. Aber wenn Wissenschaft kritisiert wird, kann es ihr ja nur nützen, denn sie lebt ja von der Skepsis. Eine totale Verteufelung der "Schulmedizin" ist aber doch eher selten (und den Scheuklappenträgern vorbehalten), denn wer ist schon in der glücklichen Lage, ein Leben lang nicht darauf angewiesen zu sein? Homöopathie ist eben alternativ und per Definition kein Zwang. Schön finde ich, dass sich die Erkenntnis breit gemacht hat, dass Schulmedizin von Alternativmedizin etwas lernen kann. Daher war ich auch immer ein Verfechter der Komplementärmedizin, wenn auch nicht in der in Meran etablierten Form einer "Enklave im Feindesland", sondern vielmehr als integrierter Bestandteil unseres Leistungsangebotes ("embedded" sozusagen). Nur so kann einer gefährlichen Spaltung der Lager einerseits und finanziellen Verschwendungen andererseits vorgebeugt werden. Für das letztere Ziel bräuchte es allerdings etwas mehr Courage, manchmal den Begriff "alternativ", statt "komplementär" zu verwenden, nämlich dann, wenn z.B. bewusst statt einem Antibiotikum erst der natürliche Weg zur Selbstheilung beschritten würde und - warum nicht - auch mit Globuli. Wir haben auch verstanden, dass die gute Anamnese keinen Arzt zum Homöopathen macht, aber auch den Homöopathen nicht unbedingt zur Alternative zur Schulmedizin. Leider werden Anamnesen heute sehr oft zu reinen objektiven Datensammlungen degradiert und der subjektive Teil stark vernachlässigt. So macht sich der Mediziner zum Sklaven von Pharma-orientierten Leitlinien und reduziert den Patienten zum rein biologischen Organismus, der er aber nicht ist - und gemäß der Definition der WHO auch nicht sein soll ("health is a state of complete physical, mental and social well-being, and not merely the absence of disease or infirmity").
Ritratto di David Gruber
David Gruber 5 Luglio, 2013 - 13:08
In diesem Zusammenhang stellt sich mir auch immer wieder die Frage: Ist es für einen Arzt ethisch vertretbar, Placebos zu verschreiben (unter der Annahme, dass der Patient *nicht* weiß, dass es ein Placebo ist)? Also wäre die Verschreibung eines Globulo gegen z.B. Kopfschmerzen (reines Placebo), oder eines Antibiotikum, um z.B. einen Virusinfekt zu heilen (unreines Placebo) ethisch in Ordnung?
Ritratto di gorgias
gorgias 5 Luglio, 2013 - 23:33
ich fasse die Gelegenheit beim Schopf und frage Sie ob Sie mir freundlicherweise einen Link mit der veröffentlichten Studie mitteilen könnten? Leider habe ich auf der Seite des Dienstes für Komplementärmedizin nichts finden: http://www.sabes.it/de/krankenhaeuser/meran/dienst-komplementaermedizin-me.asp Außerdem finde ich es schade, dass bis jetzt noch niemand David Gruber geantwortet hat. - Ist normalerweise nicht üblich in den neuen Medien.
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