Ich find’s, nebenbei bemerkt, hübsch, wie diese ausschließlich Männer darauf bestehen, ihren Träumen – sie sagen dazu Visionen – nachhängen zu dürfen, und wie sie sich – mit Vehemenz - dagegen wehren, wenn Realisten sie gern auf den Boden der Tatsachen zurück holen würden. So etwas sollten mal wir Frauen wagen – uns wird das ja immer vorgehalten, wir träumten zu viel, und seien zu wenig realistisch, und dann womöglich auch noch emotional. Ich sehe da übrigens enge Zusammenhänge, zwischen Visionen und Emotionen, und kann überhaupt eh gar nicht verstehen, was so falsch sein soll an Emotionen, außer halt, dass Männer nicht so gut mit ihnen umgehen können (aber: Ist das UNSER Problem?). Harald Knoflach jedenfalls sagte nebenan, Denkmäler seien stets den Visionären und nie den Realisten gesetzt worden, was ich zwar bezweifle, aber nicht widerlegen kann, und frage mich aber trotzdem schon seit längerem: Welche ist wohl die stärkere Triebfeder in Sachen „Fortschritt und Entwicklung“: Leidenschaftliche Emotion? Oder kaltblütige Sachlichkeit?
Was ich aber eigentlich sagen wollte: Mich ärgert, ja, ganz und gar emotional, dass es der „Visionen“ in unserem Lande fast gar keine gibt, bis auf diese eine der Abspaltung unserer Provinz, oder auch: Los von Italien. Okay, der BBT wurde genannt, als Vision, womit ich aber nicht wirklich zufrieden bin: Vor ein paar Hundert Jahren vielleicht hätte so ein Mega-Tunnel als Vision durchgehen können, heutzutage gleicht er… ja genau, eher einer Vision aus Anno Domini, einer recht gruseligen dazu. Das Bedingungslose Grundeinkommen wurde auch genannt - ja, das allerdings hätte schon ein bisschen was von einer Vision, ist allerdings auch schon recht weit fortgeschritten und wird vermutlich bald in der Realität angekommen sein, und nicht zuletzt kam sogar die SEL an die Reihe, an welchem Punkt ich mir endgültig dachte, dass wir, na ja, ein bisschen tief gesunken sein könnten, in Sachen Visionen und so. Irgendwie, also irgendwie habe ich nach alldem und nachdem ich ein bisschen darüber nachgedacht habe, das Gefühl, als wären uns unsere Träume abhandengekommen. Vielleicht sind daran ja die „Realisten“ schuld, die, die in sachlichen grauen Anzügen mit realistischen Gesichtern über emotionslosen Papieren sitzen und dort visionslose Dinge besprechen und unterschreiben… mir fallen, wenn ich diese immer gleichen Bilder sehe, stets die grauen Herren ein, die Zeitdiebe, aus dem Kinderroman „Momo“ von Michael Ende. Eine triste Gesellschaft.
Vielleicht, habe ich mir also gedacht, vielleicht sollten wir die Menschen nicht nur nach ihren Wünschen und ihren Bedürfnissen fragen, sondern auch nach ihren Träumen. Wovon träumen die Menschen? Heutzutage? Hier bei uns? Wovon träume ich? Wovon träumen Sie? Wovon träumt er? Können wir überhaupt noch träumen? Ja, vielleicht sollten wir einfach mal alle so richtig drauf los träumen – und schauen, was passiert, denn: „Nichts geschieht, ohne dass ein Traum vorausgeht“ (Carl Sandburg).
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