Gleich zu Beginn möchte ich sagen, dass ich es doch eher unfair finde, wenn in unseren Diskussionen „Italien“ gesagt wird wenn eigentlich die italienische(n) Regierung(en) gemeint ist (sind). Ich meine, es fällt ja wohl auch niemandem ein, zu sagen, alle Südtiroler seien Gaunerinnen und überhaupt Südtirol ein missratenes Land, bloß, weil z. B. ein paar *ähem* von SVP die SEL- und noch ein paar andere Sachen versaut haben, letzthin. Und überhaupt sind wir ja keineswegs die einzigen tüchtigen und arbeitsamen Bürger Italiens, die unter unfähigen Regierungen leiden und stöhnen – ich glaube sogar, im Veneto zum Beispiel ist man auch recht gut oder eventuell sogar ein bisschen besser weil unter anderem die Ausgangslage bzw. die Rahmenbedingungen dort vielleicht sogar ein bisschen weniger günstig sind als hier bei uns. Jedenfalls sind wir zwar anders, aber das sind alle anderen auch, und ob wir die objektiv Besseren sind, das würde ich nicht zu behaupten wagen – oder hat etwa nicht unser Sonderstatus sehr dazu beigetragen, dass es uns so gut geht wie es uns geht? Würden wir gleich gut dastehen, wenn wir einem anderen Staat angehören würden und dort allen anderen gleichgestellt wären? Wohl kaum. Ah und übrigens, noch eine Kleinigkeit, die ich bemerkenswert finde: Laut „ff“ (19.9.2013, Seite 15, „Land der Kleinbetriebe“) ist unser fortschrittliches, hochgelobtes und hochgepriesenes Südtirol die (italienische) Region, in der die wenigsten Unternehmen in Frauenhand sind: In Aosta sind’s 38 Prozent, auf Sardinien 27 Prozent, auf staatlicher Ebene immer noch 22 Prozent… und Südtirol kommt gerade mal auf mickrige 16 Prozent.
Ja, und als nächstes, wenn ich uns jetzt und überhaupt immer nur schimpfen höre über den Steuerdruck, bürokratische und andere Entwicklungs- und Forschrittsbremsen und überhaupt alles, was nicht funktioniert in Italien, dann mag das schon alles sein, aber es sei auch gleich die Frage erlaubt: Was tragen wir denn dazu bei, dass sich etwas ändert oder möglicherweise sogar bessert?! Haben wir denn etwa keine Vertreter nach Rom entsandt?! Haben die denn dort keine Kontakte? Kein Netzwerk? Keinen Einfluss? Mag sein, wir bzw. die sind wenige, aber immerhin sitzen sie mittendrin, und ganz allein sind sie auch nicht, oder haben wir etwa keine Nachbarregionen, die ja wohl auch vertreten sind, in Rom, und unsere Vertreter hätten also, wenn sie denn woll(t)en und es geschickt anstell(t)en, vielleicht schon doch die eine oder andere Möglichkeit, den einen oder anderen Stein in den Brunnen zu werfen, damit er Kreise ziehen möge. Denn eine Handvoll, wenn sie gut ist, kann durchaus sehr vieles ausrichten, auch in einem Haufen, umso mehr, wenn dieser Haufen schlecht ist...
Aber das ginge ja gar nicht, nicht wahr, denn in Rom sitzen wir nur in streng Südtiroler Belangen, weil jegliches Mit-Arbeiten an und in diesem und für diesen Staat ja wohl auch eine Art Eingeständnis oder Zugeständnis wäre, dass wir wohl doch irgendwie dazu gehören, zu diesem Staat, und das tun wir eigentlich nicht wirklich, nach bald 100 Jahren immer noch nicht, vielmehr sind wir immer noch beleidigt über das, was man uns angetan hat, und legen größten Wert darauf, dass das innerlich und äußerlich auch so wahrgenommen werden und, bitteschön, auch immer so bleiben möge, in welchem Sinne und zu welchem Zwecke wir fleißig unser aller Finger immerzu und immer wieder in die alten Wunden stecken, um dann ausgiebig und laut heulend an deren Rändern zu lecken. Konstruktiv ist das nicht.
Ah ja, und bevor ich’s vergesse, hier noch schnell eine Frage, die mich auch schon ein Weilchen beschäftigt: Wenn wir von „Vaterland“ reden - was ist dann eigentlich mit dem Mutterland?
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