Jedenfalls debattierten Brigitte Foppa und Ulli Mair über einen muslimischen Friedhof, der in Meran eingerichtet werden soll, wogegen Ulli Mair und die ihren sich - im Sinne von „wehret den Anfängen“, so habe ich das verstanden - heftig sträuben, denn, so Frau Mair, es ginge in Wahrheit der muslimischen Gemeinde nicht oder sehr viel weniger um den Friedhof, sondern vielmehr darum, erste markante Schritte zu setzen mit dem Endziel der muslimischen Vereinnahmung Europas. In ihrer Argumentation ließ Frau Mair, wie auch nicht, den in solchen Gesprächen ständig und gebetsmühlenartig wiederholten Standard-Sager fallen, wir, also wir Südtiroler aber natürlich auch überhaupt wir Europäer müssten uns schließlich (auch) anpassen, wenn wir im Ausland seien, und täten das auch. Da nun muss ich entschieden „Stop“ sagen, denn das ist: Schlicht und einfach nicht wahr. Mag sein, Frau Mair passt sich den örtlichen Gegebenheiten an, wenn sie im Ausland auf Urlaub weilt, und legt sich zum Beispiel in Dubai züchtig bedeckt an den Hotelpool – wir im Großen und Ganzen aber tun das keineswegs, und haben es auch nie getan. Im Gegenteil: So weit der Blick auch zurückschweifen mag, in die Geschichte – nie, wirklich nie haben sich bleiche Europäer den farbigen lokalen Gegebenheiten angepasst, ganz gleich, wohin sie auch gekommen sein mögen. Sie tun es übrigens immer noch nicht, im globalen Großen nicht, aber auch im individuellen Kleinen nicht: Ich denke da z. B. an die Pools und Strände in Dubai, Marokko, Kenya und was weiß ich, wo wir EuropäerInnen sonst noch unsere nackte Haut zu Markte tragen und auch vor Jahrzehnten schon trugen, in muslimischen Ländern, wo so etwas ganz und gar nicht üblich ist, ich denke an die großartigen Wellness-Anlagen auf den mikroskopischen Malediven-Inseln oder die Luxus-Lodge mitten im afrikanischen Busch, für die "angepassten" Safari-Teilnehmer, um nur ein paar zu nennen. Und überhaupt, "ist schon alles ganz nett und interessant, aber die haben schon noch viel zu lernen, von uns, in Sachen Organisaton und Sauberkeit und überhaupt Moderne". Respekt und Anpassung sehen aber doch schon ein bisschen anders aus, oder?! Aber auch andersrum geht’s recht ordentlich und in der gleichen Gangart - denken wir doch nur daran, wie ultimativ wir Einheimischen uns anpassen, an den Willen und die Wünsche „der anderen“ – sogar überaus hässliche Seilbahnen bauen wir für sie auf unseren unberührten heiligen Tiroler Boden. Da ist die eine oder andere Moschee doch ein Klacks dagegen. Welcher ist denn also der Maßstab, an dem wir messen?!
Und noch einen Satz ließ Frau Mair fallen, einen, der auch immer wiederkehrt und der mich immer wieder ärgert: „Sie“ wollen Moscheen bauen und uns kolonialisieren, wir nehmen unsere Kreuze aus den Schulklassen (wie war das übrigens nochmal, mit der Trennung zwischen Staat und Kirche?!), und über kurz oder lang werden „sie“ uns also alle gefressen haben… Ich schiebe jetzt mal alles andere zur Seite und reduziere das ganze große Thema auf einen einzigen Satz oder gern auch Spuk, der mich, wie gesagt, schon seit einem Weilchen beschäftigt: Wenn wir dem bzw. „ihnen“ nichts entgegenzusetzen haben, dann ist das doch in Wahrheit unsere und sonst niemandes Schuld, denn: Die Kreuze nehmen wir ab, weil sie uns in Wahrheit eh nichts mehr sagen und bedeuten - dem billigen RTL im teuren Flachbildschirm hören wir lieber zu; vor ihren Moscheen haben wir Angst, weil unsere Kirchen leer sind – wir relaxen lieber in einem Wellness-Tempel; und vor ihren vielen Kindern fürchten wir uns, weil wir selber keine mehr haben (wollen) – der SUV und die zwei Flugreisen im Jahr sind uns wichtiger. Ja, und nicht zuletzt haben wir unsere Traditionen, die, die uns zusammenhalten nach innen und nach außen, ganz, ganz tief unter einem großen Haufen Geld begraben. Da sind die durchlässigen "äußeren" Grenzen schon längst nur noch Makulatur.
Nein, ich finde, wir werden schon ein bisschen ehrlich(er) sein müssen, wenn wir vorankommen und unsere oder überhaupt: Probleme lösen wollen – alles andere ist Augenauswischerei und bringt uns nirgend wohin, und schon gar nicht in eine bessere oder zumindest friedliche Zukunft.
(*) Hier ist es, das Video das ich meine und das ich neulich wohl übersehen hatte (vielleicht war's ja aber nur verübergehend versackt).
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