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Millionäre im Landtag - Die Rebellion der Wutbürger

Die öffentliche Debatte über die Angemessenheit von Politikergehältern und Politikerrenten weckt in mir gemischte Gefühle. Ist das Bild des geldgierigen, egomanischen Politikers treffend oder machen wir es uns zu leicht?
Community-Beitrag von Oliver H. (gesperrt)27.02.2014
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Wir können an der aktuellen Debatte einige Sachverhalte erkennen.
Dass Politiker exorbitante Renten kassieren, ist nichts neues. Normalerweise wird das im Rechts- und Wirtschaftskundeunterricht im ersten Semester behandelt.  Es handelt sich dabei also nicht um eine Verschwörung der Politiker. Man muss eigentlich nur addieren und multiplizieren können, um zu erkennen wie schnell sich die Renten für Altmandatare zu horrenden Beträgen aufsummieren.
Leider erkennen die meisten Menschen diese Probleme erst, sobald die Medien ihnen den Gegenstand der Empörung schwarz auf weiß präsentieren.

Die zentrale Frage lautet allerdings wie immer: Welche Schlüsse ziehen wir daraus? Dass Politiker nicht am Hungertuch nagen, ist altbekannt. Woran liegt es, dass sich der Bürger so machtlos fühlt und glaubt, nichts gegen diese vermeintliche Ungerechtigkeit tun zu können? Paul Köllensperger und andere Mandatare des M5S machen es doch eigentlich vor. Sie verzichten freiwillig(!) auf einen Teil ihrer Diät. Eigentlich müsste jeder konsequent neue Kräfte wie etwa das M5S wählen, sofern ihn die Fehltritte der Politik wirklich stören - "eigentlich". Doch wieso passiert das nicht? Wieso wird der Wähler auch bei den nächsten Wahlen wieder sein Kreuz brav bei den altbekannten Parteien machen, unabhängig davon, dass die bösen Grillini ja "Totalopposition" betreiben und die Frechheit besitzen, "aufgrund mangelnder Kompromissbereitschaft" nicht mit sich reden zu lassen...
Vielleicht ist es ja so, dass wir uns in Wirklichkeit über solche Skandale freuen. Es ist immer schön, wenn man Sündenböcke hat. Wenn ein Politiker oder eine Partei Mist baut, kann man die Misere auf andere schieben und muss sich nicht fragen, ob man vielleicht selbst etwas anders hätte machen können. Ein idealistischer Politiker, der uns vorlebt, wie man die Welt wirklich verbessern kann wäre dabei wie Gift. Dann müsste der Wutbürger sein eigenes Leben und Weltbild hinterfragen. Es ist wesentlich bequemer  sich über den nächsten Skandal in der Politik oder Boulevard auszulassen.

Ich meinerseits bin gespannt, ob Kompatscher wie angekündigt eine vernünftige Lösung finden wird. Wenn es ihm gelingt, so ziehe ich meinen Hut vor ihm. Doch auch bei Gelingen wird der nächste Skandal kommen und wir können wieder genüsslich schimpfen und uns empören. Politiker haben ein Recht auf eine adäquate Entlohnung. Allerdings sollte einem Politiker eine öffentliche Rente von 1000-2500€ reichen, da man bei einem Monatsgehalt von 5000€ durchaus die Möglichkeit hat, sich etwas auf die Seite zu legen.

Abschließend möchte ich noch einen Bekannten zitieren:
"Die Politiker haben sich diese Vorauszahlungen nicht etwa gegönnt um den Haushalt zu entlasten, sondern aus Angst, der italienische Staat könne unter seiner Schuldenlast zusammenbrechen, wodurch die lebenslange Rente in Gefahr wäre. Dann lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach."

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Kommentare

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Manfred Gasser 27.02.2014, 11:44
Ich will auch, ich will auch!!! So einen Spatz!!!!
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Oskar Egger 27.02.2014, 15:15
Also Oliver, diesmal finde ich, kannst Du noch weiter nachdenken. Die "Wut"Bürger" reden schon lange (Du auch oft), viele wählen gar nicht mehr und ob die, von Grillo, nach Knigge, geführte Partei, das Gelbe vom Ei ist, darüber hab ich null Sicherheit. Köllensperger gefällt mir, auch Heiß, Klotz und Kompatscher. Es ist das Systhem, das krank ist und es ist ein italienisches, denn z.B. in Deutschland wird recht schnell aufgeräumt, wenn' s irgendwo nicht passt. Österreich, die Schweiz, der Norden: nirgends gibts Vergleichbares. Griechenland schon, da find ich durchaus Parallelen. Skandale sind normal und menschlich, es ist der Umgang damit, der bei uns unerträglich ist. Charlie Chaplin hat einst so flott gesagt: "Macht brauchst Du nur, wenn Du etwas Böses vorhast. Für alles andere reicht Liebe um es zu erledigen."
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Oliver H. (gesperrt) 28.02.2014, 12:09
Weiterdenken? Ich ziehe sehr wohl meine Schlüsse aus der Sache. Jeder sollte selbst darüber nachdenken, wo er die Probleme sieht und was er verbessern würde. Niemand kann das Denken für jemand anderen übernehmen. Weiters ist auch mir klar, dass das M5S nicht der Heilsbringer ist, ebensowenig wie Renzi oder Kompatscher. Österreich ist übrigens auch nicht unbedingt ein Beispiel für vorbildhafte Politik. Ich möchte zwei Beispiele von der Meduni Graz bringen: 1. Der gute Vater Staat schützt uns vor der Willkür böser Hausmeister: Damit unser Hausmeister nicht funktionstüchtige Leuchtstoffröhren austauscht und einen Schwarzhandel eröffnet, muss er jedes mal ein Gutachten einholen, um die Fehlfunktion der auszutauschenden Leuchtstofftöhre zu bestätigen. 2. Die Institute der Meduni Graz müssen ihre Räumlichkeiten pro Tag mieten. Das funktioniert so: Die Uni bekommt vom Bildungs/Wissenschafts/Wirtschaftsministerium ein Budget. Dieses wird auf die Institute aufgeteilt. Wenn ein Institut eine Lehrveranstaltung oder eine Fortbildung um Drittmittel heranzuholen organisiert, müssen die Räumlichkeiten bei der ÖIG(Österreichische Immobilien Gesellschaft) angemietet werden. Das Institut für Anatomie muss beispielsweise den eigenen Seziersaal täglich für rund 600€ anmieten, obwohl die Räumlichkeiten vom damaligen Institutsvorstand -dem großen Prof. Thiel- selbst entworfen und geplant wurden. Die Anatomie könnte allein mit dem von der Uni gestellten Budget rund 90 Studenten ausbilden. Nur durch Drittmittel ist es möglich, die 340 eingeschriebenen Studenten auf adäquatem Niveau zu betreuen. Ohne das persönliche Engagement der Institutsmitarbeiter und Professoren wäre die Ausbildung um ein vielfaches schlechter. Dass ein Großteil der Universitätsmitarbeiter unbezahlte Überstunden macht (auch ich), sei nebenbei erwähnt. Auch Österreich schafft also bürokratische Monster um Posten verteilen zu können. Mit seriöser Politik hat das nicht viel zu tun. Ist man Wutbürger, wenn man solch irrsinnige Zustände thematisiert?
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gorgias 28.02.2014, 20:37
Ich würde dir raten öfter mal Ö1 zu hören, dann wird sich bei deiner nächsten Aufzählung sicher nicht mehr Österreich befinden: Bawag, Buwog, Euro-Fighter, Hypo-Alpen-Adria, Meind-Affäre, Telekom, Grasser-Homepage, Ernst Strasser-Korruptonsaffäre P.S. @Oliver Nicht so kleine Brötchen backen :-)
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Mensch Ärgerdichnicht 27.02.2014, 19:59
Ich habe in meinem Kommentar http://www.salto.bz/de/article/25022014/von-gutmenschen-und-sozialschmarotzern versucht darauf aufmerksam zu machen dass die heutige "Hass&Neidgeselleschaft" eigentlich von den Politkern selbst gezeugt wurde. Wie oft haben wir die einen gegen die Ausländer wettern hören, die ja alles geschenkt bekommen? Oder die anderen die sich gegen die Bauernprivilegien stellen? Oder noch die anderen die härtere Strafen und mehr Kontrollen für Freiberufler und Handwerker verlangen weil die ja sowieso alles schwarz machen? Wie man in den Wald hinein schreit...
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Oskar Egger 28.02.2014, 07:17
Ich verstehe in diesem Zusammenhang den Begriff "Hass&Neidgesellschaft" nicht. Gerade in den dazu angeführten Beispielen liegen doch auch Tatsachen. Vielleicht ist es ja auch an der Zeit, politisch einmal intensiv über Begriffe wie soziale Gerechtigkeit, Legalität, Gewaltenteilung, Fairneß, Gemeinwohl, Schutz zu philosophieren. Über Fragen wie: wohin hat sich die Gesellschaft in Südtirol entwickelt? Was soll das überhaupt bedeuten: Hass&Neidgesellschaft? Was sind Pauschalurteile und was sind Tatsachen? Was machen funktionierende Demokratien anders? Warum denkt man z.B. in Norwegen auch an zukünftige Generationen? Waren Herr und Frau Neureich reif für diese Art von Wohlstand? Oder sitzen wir alle ganz tief in der Tinte? Warum muß der Durchschnittsbürger denken, daß der Rechtsstaat beerdigt wurde?
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Mensch Ärgerdichnicht 28.02.2014, 09:55
Genau darum ging es ja im Kommentar! Wer über sowas spricht wird gleich als "Gutmensch" abgestempelt der sowieso nichts vom realen Leben versteht! Mit den Schaffen von Feindbildern machen es sich die Politiker einfach Wählerstimmen zu ergattern, das ist eben Populismus, den es wohlgemerkt auch links gibt. Es waren, oder besser, es sind die Politiker die einen guten Teil ihrer Politik eben durch das schüren von Neid und Hass betreiben. Würden sich alle Politiker mehr auf die von dir genannten Themen konzentrieren anstatt immer mit den Finger auf jemand anders zu zeigen, würden jetzt nicht alle Finger auf sie zeigen.
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Oliver H. (gesperrt) 28.02.2014, 11:39
Es stimmt, dass wir in einer von Hass und Neid geprägten Gesellschaft leben. Sicher tragen Politiker auch dazu bei, vermutlich aber nicht immer absichtlich. Politiker wollen durch ihr Handeln gutes tun und glauben, es gelingt ihnen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich ein Durnwalder, ein Berger oder eine Kasslatter-Mur beim Beiträge verteilen gut gefühlt haben und ihre eigenen Gehälter in Anbetracht ihrer Wohltaten für angemessen halten. Sie vergessen dabei, dass diese Gelder vom Bürger kommen. Dass dabei Neid aufkommt ist logisch. Es gibt bei Umverteilung stets Gewinner und Verlierer, so auch bei den Pensionen. Insofern kann man jedem Kritiker dieser Umverteilung klarerweise auch vorwerfen, die Klischees von Hass und Neid zu bedienen, doch der wesentliche Unterschied ist wie bereits erwähnt die Tatsache, woher die Gelder kommen. Ein Freiberufler erarbeitet sich sein Geld meist durch Dienstleistung und wird leistungsgerecht entlohnt. Politiker ist der einzige Beruf, der sich selbst das Gehalt und die Rente festlegen darf. Insofern ist in diesem Fall die Kritik mehr als gerechtfertigt, wenn auch die Art und Weise sowie der Zeitpunkt einem zu denken geben müssen.
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Mensch Ärgerdichnicht 28.02.2014, 15:49
Ich meinte mit meinem Kommentar nicht, dass unsere Gesellschaft nur von Hass und Neid geprägt ist, sondern dass sie dazu verkommt wenn es um öffentliche Gelder und dessen Verwendung geht. Das ist doch ein kleiner aber feiner unterschied. Diese Grundeinstellung zu öffentlichen Geldern haben die Politiker der Bevölkerung selbst eingetrichtert, jetzt bekommen sie für ihre schlechte Politik eben die Rechnung.
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Oliver H. (gesperrt) 01.03.2014, 17:55
@Mutand: ich verstehe nicht ganz worauf du hinaus willst. Könntest du etwas präziser werden?
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Mensch Ärgerdichnicht 02.03.2014, 10:10
Ja ich bin jetzt auch ein wenig verwirrt.... ich bin in keiner Partei eingeschrieben wenn mit den Jungpolitiker ich gemeint bin?
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Oliver H. (gesperrt) 02.03.2014, 11:12
du musst nicht verwirrt sein. Er meint mich damit, da ich aktuell Vorstandsmitglied der Piratenpartei Südtirol bin. Dennoch verstehe ich nicht, worauf "mutand" hinaus will...
Bild des Benutzers Oliver H. (gesperrt)
Oliver H. (gesperrt) 03.03.2014, 10:29
Schau dich doch um, lieber mutand. Wieso gibt es weltweit so viele Konflikte und Polemiken, wenn nicht Hass und Neid Probleme der menschlichen Natur wären? Konflikte sind vorprogrammiert, da wir in einer endlichen Welt leben. Sonst bräuchten wir keine Normen. Die 10 Gebote sind ein Beispiel für einen Formulierungsversuch von Normen. Ich scheine also nicht der einzige zu sein, der die Existenz von Hass und Neid als wesentliche Elemente der menschlichen Natur wahrnimmt. Du kannst mir gerne das Gegenteil beweisen, es wird dir aber nicht gelingen. Falls doch, ziehe ich meinen Hut vor dir. Weiters zeugt dein Beitrag von selektiver Wahrnehmung beim Lesen: Ich spreche die Politiker nicht frei, sondern kritisiere ihr Versagen. Dabei weigere ich mich allerdings auf billiges populistisches Niveau abzusinken. Auch wenn viele glauben, ein Politiker solle nur 1000€ oder am besten gar nichts verdienen, so denke ich doch, ein Politiker sollte adäquat bezahlt werden. Leider funktioniert das nicht, da zahlreiche Politiker den Wert ihrer Arbeit weit überschätzen.
Bild des Benutzers Walter Harpf
Walter Harpf 27.02.2014, 20:35
Also eines sei gleich klargstellt: ich lese zur Zeit viel in Internetforen, bin aber weder Grillo's noch Köllensberger's Verteeidiger, aber: wer sagt denn, dass Grillo, Köllenberger usw. nicht gewählt werden? laut heutigen Umfragen liegt M5S bei 27%. Wie das Resultat wäre, hätte man morgen bei uns die Möglichkeit zu wählen, überlasse ich dem Vorstellungsvermögen der Leser.
Bild des Benutzers Rupert Gietl -r
Rupert Gietl -r 28.02.2014, 08:47
Zitat O. Hopfgartner: "Leider erkennen die meisten Menschen diese Probleme erst, sobald die Medien ihnen den Gegenstand der Empörung schwarz auf weiß präsentieren." Zitat W. Niederhofer: "...täglich kostet Südtirol die Zugehörigkeit zu Italien knappe 6 Millionen Euro, 240.000 Euro stündlich..." www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=18407 > Wer Ohren hat zum hören, der höre! (Matth. 13,9)
Bild des Benutzers Michael Bockhorni
Michael Bockhorni 28.02.2014, 10:21
gratulation. das mit der eigenvorsorge hab ich mir auch schon gedacht. wo bleibt da das prinzip der subsidarität und andere schöne worte. was die m5s betrifft, habe ich allerdings wenig hoffnung solange grillo und seine fans so wüten. ich hoffe jene jungen, "unverbrauchten", unzufriedenen, die wirklich (etwas mehr) basisdemokratie wollen ohne auswüchse politischer "lynchjustiz" sich entweder durchsetzen oder abspalten.
Bild des Benutzers Walter Harpf
Walter Harpf 28.02.2014, 10:41
Zitat: E' difficile far capire qualcosa a uno, se il suo stipendio dipende dal non capirla... Alberto Bagnai - il Fatto Quotidiano 26 febbraio 2014
Bild des Benutzers Georg Hofer
Georg Hofer 02.03.2014, 11:13
http://youtu.be/3Euoy4pS_OI „Wir schwanken zwischen Wutbürger und Nichtwähler“. Hagen Rether spricht in diesem Video über Deutschland, das meiste, was er sagt kann dennoch fast 1:1 übernommen werden. „Der Wähler ist so dumm, dass es weh tut…“
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