Ein Minister besucht eine Hahnemann-Ausstellung im naturkundlichen Museum zu Rom. Ein ehrenwerter Arzt mit journalistischem Talent empört sich im "Alto Adige", dass man damit die Scharlatanerie propagiere und liefert wissenschaftliche Belege über die Unwirksamkeit der Homöopathie. Ein ehrenwerter Physiker mit nicht weniger journalistischem Talent legt noch einen Scheit aufs Feuer und belegt wissenschaftlich, dass homöopathische Heilmittel reines Wasser sind.
Unser ehrenwerter Arzt und Journalist ist ein Verfechter der "evidence based medicine", jener Medizin, die ihre Wirksamkeit durch wissenschaftliche Studien belegen kann. Dieser Ansatz ist löblich und die Schulmedizin selbst hat hier einen riesigen Nachholbedarf, denn nur ein relativ kleiner Teil aller medizinischen Maßnahmen in unserem supermodernen und sündhaft teuren Gesundheitssystem sind "evidenzbasiert" und die an vielen Patienten entstandenen Schäden durch Behandlungsfehler sind enorm hoch, wie uns Versicherungsgesellschaften in der ganzen Welt gerne bestätigen würden. Die wahre Gefahr für Patienten in der modernen Gesellschaft kommt von der klassischen Schulmedizin, welche tendenziell überdiagnostiziert und überbehandelt (Auf die verschiedenen Lobbys, die daraus profitieren, soll hier nicht näher eingegangen werden).
Das Problem ist international bekannt und absolut evidenzbasiert, wird aber weder in Insider-Kreisen, noch in den öffentlichen Medien gerne publiziert. Viel lieber kritisiert man/frau die Alternativmedizin - und das, obwohl man gerade in Krisenzeiten froh sein sollte, wenn sich Menschen, statt dem Gesundheitssystem auf die Tasche zu fallen, fast zum Nulltarif mit natürlichen Heilmitteln kurieren. Desahlb werden z.B. homöopatische Heilmittel in kostenbewussten Ländern von Staat oder Krankenkassen finanziert. Nicht so bei uns. Und das, obwohl die Homöopathie, also das "reine Wasser", in Italien nur von Ärzten betrieben werden darf und die Heilmittel apothekenpflichtig sind. Komisch, gell? Auch die Akupunktur ist in Italien Ärzten vorbehalten, obwohl auch sie, wie die Homöopathie, eine rein energetische Wirkungsweise hat und physiologisch - also nach westlicher Wissenschaft - nicht erklärbar ist.
Die abendländische Wissenschaft kann nicht alles erklären und sie wird einem Zen-Buddhisten nicht gerecht. Sie ist sehr wohl geeignet, ihre eigenen Erkenntnisse zu hinterfragen und hat damit auch fürwahr genug zu tun. Inzwischen sollte man das Wohlbefinden und die Selbstheilungskräfte derer, die Shiatsu, Qi Gong, Akupunktur oder Homöopathie betreiben einfach hinnehmen und respektieren - und das vor allem dann, wenn sie unser krisengeschütteltes Gesundheitssystem dadurch entlasten. Die manchmal verbreitete These, dass bei solchen Patienten schwere Krankheiten unbehandelt bleiben, ist nicht belegt und stützt sich auf reine Anekdoten. Patienten, die klassische Behandlungen von schweren Krankheiten verweigern hat es immer gegeben und wird es immer geben, mit oder ohne Scharlatanerie. Das Prinzip, dass Jede/r frei entscheiden kann, ob und welche Behandlung er/sie will, ist gottseidank im Grundgesetz verankert.
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Gut gesagt! Wer ein wenig in die Materie eintaucht (und das musste ich berufsbedingt), die/der sieht, wie oft man eigentlich vor der Situation steht, keine gesicherte Aussage machen zu können, weil irgendeine Voraussetzung (annähernde Gauss-Verteilung eines homogenen Datenkollektivs, keine innere Abhängigkeit der Einflussgrößen untereinander, ausreichend repräsentativer Datensatz) nicht gegeben war.
Die "Schulmedizin" hat ihre unbestreitbaren Meriten bei den Vorsorgeuntersuchungen, der Behandlung von Infektionskrankheiten und überall dort, wo Operationen angezeigt sind (von Knochenbrüchen bis zur Tumorentfernung). In der Diagnose ist der persönliche Eindruck (und der entscheidet über das unmessbare Kriterium "Vertrauen") von den individuellen Fähigkeiten des konsultierten Arztes abhängig, geht aber massiv in die Beurteilung der "Schulmedizin" ein.
Aus meinen persönlichen Erfahrungen hängt es vom Arzt ab, ob er gewisse Zusammenhänge bezüglich Verdauung sich außerhalb des Studiums erarbeitet hat, im universitären Bereich scheinen diese nicht unbedingt vermittelt zu werden. Sonst müsste manchen Blödheiten (wie Eiweißdiät) von offizieller Seite entschieden widersprochen werden. In die bestehende Lücke, verkürzt "Zivilisationsbeschwerden" genannt, stoßen die "alternativen Methoden" mit mehr oder weniger Erfolg, zum Teil mit skurrilen bis widersprüchlichen Erklärungsansätzen.
Aus der Schilderung eines mit homöopathischen Methoden von Nasenpolypen geheilten Bekannten (der nach wie vor vom Erklärungsansatz nicht viel hält) - zuerst Verschlimmerung mit massiven Ausscheidungen aus der Nase, dann Abklingen der Symptome bis zur Beschwerdefreiheit - nehme ich an, dass die Stimulation von Ausscheidungsvorgängen der wesentliche Punkt ist. Im Bedarfsfall würde ich auch homöopathische Methoden in Betracht ziehen.
„ ...bei einigen Märchen offenbart sich einem das Wesentliche auf den ersten Blick, manch‘ andere müssen sich erst entwickeln ...“
... manchmal vergehen auch sieben Jahre ...
... und im Sinne der Klarheit und Transparenz für den nicht aufmerksamen Leser:
... in vielen „Märchen“ findet sich oft mehr „Wahrheit“ als einem aktuell „lieb“ ist, gelegentlich muss sich nur die Weltkugel ein bisschen weiter drehen, um auf Resonanz zu treffen ...