Support Salto!
Unterstütze unabhängigen und kritischen Journalismus und hilf mit, salto.bz langfristig zu sichern! Jetzt ein salto.abo holen.

Liebe/r Leser/in,
dieser Artikel befindet sich im salto.archiv!
Abonniere salto.bz und erhalte den vollen Zugang auf etablierten kritischen Journalismus.
Wir arbeiten hart für eine informierte Gesellschaft und müssen diese Leistung finanziell stemmen. Unsere redaktionellen Inhalte wollen wir noch mehr wertschätzen und führen einen neuen Salto-Standard ein.
Redaktionelle Artikel wandern einen Monat nach Veröffentlichung ins salto.archiv. Seit 1.1.2019 ist das Archiv nur mehr unseren Abonnenten zugänglich.
Wir hoffen auf dein Verständnis
Salto.bz
Bereits abonniert? Einfach einloggen!
Weitere Artikel zum Thema...
“…dann wankt das gesamte System”
Kein Modell für alle
“Alles geht eben nicht”

Kommentar schreiben
Zum Kommentieren bitte einloggen!Kommentare
REDEN WIR RUHIG DARÜBER
Hingerotzt
Es gibt kein Wort der deutschen Sprache, das den Stil besser träfe, in dem die vorläufigen Beschlüsse zur Schule im Herbst abgefasst sind und in einer Power Point vorgestellt wurden. Es ist eine Zumutung, sich mit einem solchen Machwerk auseinandersetzen zu müssen und es ist eine Katastrophe, dass das wichtigste Problem – das Schicksal der Kinder und der Jugendlichen – so inkompetenten Mitarbeitern der Institutionen in die Hände gefallen ist. Nicht einmal Deutsch können sie! Vom Schulaustritt schreiben sie da und meinen die Gleitzeit am Ende der letzten Schulstunde.
Vielleicht sollte da jemand mit gutem Beispiel vorangehen und die Gunst der Stunde mit Tele-Unterricht und selbstverantwortetem Lernen nutzen und das abgebrochene Studium abschließen. Leut‘ln, lernt‘s was Gscheit‘s und dann schreibt‘s.
Halbherzig
Nach diesem desaströsen Beginn geht es nun halbherzig weiter. Aber das ist nur die Oberfläche. Inkompetenz? Nein, hidden agenda. Das ist Englisch für „unredlich“: Wenn einer seine Absichten verschweigt und etwas anderes sagt, um seine versteckten Ziele zu erreichen. Das geschieht zur Zeit hinter den Mauern des Bildungsressorts der deutschen Schule und des Landesamts für Deutsche Schule und Kultur. Das Mittel dazu sind Aussagen wie die unscheinbarsten aller Punkte der berühmt-berüchtigten Power-Point-Präsentation zum „Ampelsystem“ für den Herbst: „Unterricht in Präsenz möglich, aber nicht in vollem Ausmaß“. Und für die Unterstufe: „Garantie für ein stabiles, vergleichbares Bildungsangebot“. Was damit ausgesagt, verschwiegen und als hiddden agenda mitausgesagt wird, lässt sich erkennen, wenn man die nichts verschweigende Varianten an die Stelle der Zitate setzt.
Aus „Unterricht in Präsenz möglich, aber nicht in vollem Ausmaß“ wird so die Aussage: Es gibt in Südtirol Grundschulen, die von den räumlichen Voraussetzungen, von der Zahl der Schüler und der Disponibilität der Lehrkräfte im September 2020 den ganz normalen Unterricht ohne jede Einschränkung aufnehmen können. Was soll nun mit dem amtlichen Vorschlag als hidden agenda vermittelt werden? Es gilt zu verhindern, dass in der Bewältigung der Krise die Autorität der autonomen Schule und ihrer Schulführungskräfte erweitert oder konsolidiert wird. Was zur Folge hätte, dass die zentralen Stellen an Einfluss verlieren.
Das „vergleichbare, stabile Bildungsangebot“ wird als Minimum definiert und nicht als vorrangiges Ziel. Dort, wo das Ziel in der Krise nicht erreichbar scheint, wären wohl besondere Anstrengungen angebracht. Diese Erkenntnis würde auch verlangen, nachzuforschen, ob diese heute nicht zu erreichenden Ziele vielleicht auf Defiziten beruhen, die bereits in der Vor-Pandemie-Zeit bestanden haben. So die Schulen mit Klassen ohne eigenes Klassenzimmer, die sich jeden Tag erneut im Rotationssystem auf die Suche nach einem Klassenzimmer machen müssen. Ja, das gibt es in unserem Land. In unserem reichen Land. Eine solche kritische Bestandaufnahme muss wohl unter allen Umständen vermieden und der Wunsch nach einer Bestandsaufnahme im Keim erstickt werden.
Die Kürzung des Lehrangebots ohne zwingende Gründe ist ein Verbrechen an der Jugend und eine grobe Verletzung des gesetzlichen Auftrages: „Die Schulen setzen […] die allgemeinen und spezifischen Ziele in Lernwege um, die das Recht aller Schüler und Schülerinnen auf Bildung und Erziehung gewährleisten.“ (legge 12/2000 della Provincia Autonoma di Bolzano).
Fleddern
Fleddern ist in der Gaunersprache das Plündern von Leichen oder von schwer verletzten, wehrlosen Menschen. Sitzen Fledderer etwa auch in den Büros des Deutschen Bildungsressorts und des Landesrats für Bildung und Kultur?
Nutzen sie etwa die Krise der Südtiroler Schule im Post-Covid-19-Szenarium? Nutzen sie vielleicht die Verwirrung, die Verunsicherung, die Ängste der Mütter und Väter, um ein ihrem Streben nach Macht und Einfluss genehmes Projekt von Schule zu zementieren, indem sie jeden Beschluss, jeden Vorschlag als notwendige aus der Situation folgende Entscheidung ausweisen? Manipulieren sie die Gutgläubigen und Verunsicherten, die es, aus Angst das Falsche zu tun, nicht schaffen, zu einer eigenen Meinung zu kommen?
Zukunft
Die Schule ist zum Ort erkoren worden, wo der Kampf um die Zukunft ausgetragen wird. Um die Zukunft der Machtbefugnisse der Bürokratie und der Politik, wohlgemerkt, nicht um die Zukunft der Bildungschancen der jungen Menschen in unserem Land.
Treffend
Leider hat der zuständige Landesrat außer hohle Reden bildungspolitisch nichts zu bieten. Seit der Corona-Krise hat er öfters für Verwunderung gesorgt. Mit seinen Aussagen hat er den Ruf der Lehrpersonen und noch mehr den der Kindergärtnerinnen zunehmend geschädigt. Durch seine Forderungen bezüglich der Arbeitszeiten des Personals hat er sich mit den Gewerkschaften angelegt und musste sofort wieder zurückrudern. Auch parteiintern macht der LR keine gute Figur, indem er die Sommerbetreuung bei den Schulen besser angesiedelt sieht und zugleich von der zuständigen Landesrätin eine Watschn kassiert. Irgendwie hat er den Unterschied zwischen Bildung und Betreuung nicht voll erkannt. Politische Weitsicht und Führungskompetenz sieht für mich anders aus! Unsere Kinder und Jugendlichen sowie alle im Bildungssektor tätigen Menschen hätten sich wohl besseres verdient.
Die Nöte der Eltern, die zunehmend schwierigere Rolle der Lehrer*innen, scheint die Bildungspolitik - in unsicheren Corona-Zeiten - nicht in ausreichendem Maße, zu deren Zufriedenheit lösen zu können….
Eine außergewöhnliche Situation. Die uns allen die Gelegenheit böte, die Schule vom Kind her zu denken!
Und sich die Zentralfrage stellen: „Was für eine Schule brauchen unsere Kinder?“
„All diese Themen wurden in den letzten Jahren von Eltern, Lehrer*innen sowie Vertretern der Politik und Wirtschaft in die Diskussion eingebracht. Das Kind wurde geradezu eingekesselt von Erwachsenen und Institutionen, die nur sein Bestes wollen und sich seinem Wohl verpflichtet fühlen. Dennoch kommen die Anliegen und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen notorisch zu kurz, weil im Schulalltag ihre Bedürfnisse oft genug in Konkurrenz zu den Interessen der Erwachsenen stehen.“ (angelehnt an Remo Largo „Schülerjahre“)
- Ansatzpunkt zu einer solche Bildungsdebatte ist, von den Bedürfnissen der Kinder und den Gesetzmäßigkeiten ihrer Entwicklung auszugehen.